Besucherin Daniela Michaelis und Bäuerin Barbara Gropper kraulen ein Kuh im Laufstall
Bildrechte: BR/Tilmann Antonie Wiesbeck

Landwirtin Barbara Gropper (li.) möchte den Verbrauchern zeigen, wie ihr Betrieb funktioniert.

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Blick hinter die Kulissen: Landwirt für einen Tag

Die Bauernproteste im Winter sind noch im Hinterkopf. Doch wer kennt sich schon mit den Hintergründen aus und hat Einblick, wie Landwirtschaft heute wirklich funktioniert? Eine Landwirtin im Unterallgäu sucht den Dialog mit den Verbrauchern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Schlechte Nachrichten für den Bio-Naturerlebnishof von Familie Gropper in Pfaffenhausen im Unterallgäu: Die Maisernte ist in Gefahr. Krähen haben fast alle ausgesäten Samen gepickt. "Ich kann schon planen", seufzt Barbara Gropper, "aber manchmal kommt halt so etwas, dann muss ich wieder umschwenken." Die Landwirtin hat neue Samen besorgt, im Zementmischer behandelt sie die mit einem biologischen Pflanzenstärkungsmittel, das angeblich auch gegen Krähen helfen soll.

Wie unberechenbar die Arbeit als Landwirtin sein kann, das lernt heute auch Daniela Michaelis. Die 54-Jährige hat sich für die bundesweite Aktion "Landwirt für einen Tag" [externer Link] am 25. Mai angemeldet und arbeitet einen Tag lang auf dem Hof von Familie Gropper mit.

Eigentlich wollte Barbara Gropper mit ihr direkt zu den Jungtieren auf die Weide fahren, doch jetzt drängt die Zeit, die Körner müssen in die Erde. Den Mais baut Familie Gropper als Futter für ihre Kühe an. Ernte ist im Herbst, und die Pflanze braucht eine bestimmte Zeit zum Wachsen.

Die Kluft zwischen Verbrauchern und Landwirten wächst

Die Herausforderungen von Landwirten kennenzulernen, darum geht es bei der Aktion "Landwirt für einen Tag". Laut Lea Fließ, Geschäftsführerin des Forums Moderne Landwirtschaft, das den Aktionstag heuer zum fünften Mal organisiert hat, soll sie bei Verbrauchern mehr Verständnis für moderne Lebensmittelerzeugung schaffen. "Landwirtschaftliche Betriebe sind über die letzten Jahrzehnte massiv weniger geworden. Laut einer Umfrage hat jeder Dritte noch nie mit einem Landwirt gesprochen, dadurch entsteht eine Entfremdung", beklagt sie.

Barbara Gropper kennt das aus ihrer eigenen Praxis. Seit 17 Jahren lädt die 48-Jährige Schulklassen auf ihren Hof ein. Inzwischen melde sich kaum noch jemand, wenn die Landwirtin fragt, wer schon mal auf einem Bauernhof gewesen sei. Auch sie sieht eine Kluft zwischen Verbrauchern und Landwirten: "Viele Verbraucher denken, der Landwirt ist nur der, der mit Gülle stinkt und einen Haufen Subventionen einkassiert. Und viele Landwirte denken, der Verbraucher ist heikel, will immer das Schönste vom Schönen, und das für wenig Geld."

Eine Kuh spricht Englisch auf Instagram

Gegen diese Vorurteile kämpft Barbara Gropper. Nicht mit Protesten, wie sie Anfang des Jahres das öffentliche Leben aufgemischt haben. Sie setzt auf den Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern und hat genau deshalb bei der Aktion "Landwirt für einen Tag" mitgemacht. Regelmäßig zeigt sie auch auf ihrem Social-Media-Kanal humorvolle Einblicke in ihren Alltag als Landwirtin. Da springt sie zum Beispiel auf einen TikTok-Trend auf, wenn sich eine Kuh auf Englisch darüber beschwert, wegen des morgendlichen Crossfit müde zu sein. Kinder können auf dem Hof ihren Geburtstag feiern und Daniela Michaelis, die Landwirtin für einen Tag, darf hinter die Kulissen schauen. Sie freut sich, mehr darüber zu erfahren, "wie funktioniert das wirklich, was steckt da alles noch drin, bevor das Essen auf meinem Teller landet?"

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