Kinder lesen in einer Grundschule.
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Der Mentor-Leselernhelfer-Verein fördert Kinder beim Lesen. (Symbolbild)

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Ohne Leistungsdruck: Ehrenamt soll das Lesen bei Kindern fördern

Ohne Leistungsdruck: Ehrenamt soll das Lesen bei Kindern fördern

Aktuelle Bildungsstudien wie Pisa zeigen es: Mit der Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen geht es weiter bergab. Jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen. Ein Verein hilft bundesweit mit 15.000 Ehrenamtlichen – auch in Oberfranken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Der zehn Jahre alte Levi wartet in der Gundelsheimer Grundschule im leeren Klassenzimmer. Direkt nach Schulschluss kommt einmal pro Woche Besuch vorbei. Lesementorin Christine Schramm bringt ihren knallroten Vorlesekoffer mit: vollgepackt mit Lesespielen, Büchern, Kinderzeitschriften, Rätseln. Ein Tablet hat die 61-Jährige auch im Gepäck.

Schramm ist ehrenamtlich tätig bei "Mentor - Die Leselernhelfer". Der Verein mit Sitz in Köln hat 15.000 Mitglieder und ist in 124 Gruppen bundesweit aktiv. Das Ziel: Kinder und Jugendliche mit Leseproblemen sollen eine zusätzliche Förderung bekommen. Voraussetzung für das Ehrenamt sind Freude am Umgang mit Kindern und am Lesen – dazu ein einwandfreies Führungszeugnis.

Leselernhelfer: 70 Ehrenamtliche im Raum Bamberg

Im Landkreis Bamberg hat der Verein rund 70 Aktive. Die Ehrenamtlichen hier sind zwischen 24 und 84 Jahre alt. Alle arbeiten nach dem 1:1-Prinzip des Vereins. Das heißt: Ein Mentor betreut ein Lesekind, nimmt sich eine Stunde pro Woche Zeit – mindestens ein Jahr lang. Die Zweier-Teams üben ohne Stress und Leistungsdruck.

Die 1:1-Leseförderung ist für die Familien kostenlos. Eltern, Schule, Lehrkräfte stimmen sich ab. Der Ablauf sieht so aus: Sobald sich neue Interessierte beim Verein melden, wird die Schule informiert. Fast immer warten schon Kinder mit Leseschwierigkeiten auf Unterstützung. Die Schule wählt ein Kind aus und holt das Einverständnis der Erziehungsberechtigten ein. Dann gibt es ein erstes Kennenlernen zwischen Mentoren, Kind, Eltern und Lehrkraft. Wenn die Chemie stimmt, kann es losgehen.

Digitales Lesen für mehr Motivation

In der Gundelsheimer Grundschule greift Levi inzwischen zum Tablet – auch digitales Lesen gehört zur Förderung. In der "Wörterfabrik"-App kann er Begriffe fangen und Bruchstücke zu ganzen Ausdrücken auf dem Bildschirm zusammensetzen. Eine andere Lern-Methode: die "Blitzlesekarte". Die 200 wichtigsten Wörter liest Levi auf Zeit vor. So sieht er, ob er sich bei der Schnelligkeit verbessert. Der Verein gibt an seine Mitglieder zudem die "Kunterbunte Kinderzeitung" aus, mit Rätseln, kurzen Texten und kindgerechten aktuellen Inhalten.

Integration durch Sprache

Wichtig ist die Sprachförderung gerade für Kinder mit Migrationshintergrund. Klaus Homann ist hauptamtlich Bürgermeister von Hirschaid bei Bamberg. Nach der Arbeit nimmt sich der CSU-Politiker Zeit für die zehnjährige Huda aus Syrien. Er sieht die großen Fortschritte, die sie durch seine Unterstützung macht. Die Grimmschen Märchen liest das Mädchen mittlerweile fast flüssig vor.

Digitaler Lesecampus im Aufbau

Die Mentor-Leselernhelfer treffen sich regelmäßig zum Netzwerken und zum Austausch. Der Verein bietet auch Schulungen an, zum Beispiel zum digitalen Lesen, oder Weiterbildungen zum Thema "Motivation für Kinder".

Derzeit baut der Verein mithilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die digitale Lernplattform "Mentor-Campus" für alle deutschen Ehrenamtlichen auf. So sollen zum Beispiel Online-Lesestunden per Videokonferenz möglich sein.

Grafik: Hauptergebnisse der Pisa-Studie 2022

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Hauptergebnisse der Pisa-Studie 2022 sortiert nach Mathematik. Der OECD-Schnitt liegt bei 472 Punkten in Mathematik.

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