Apnoetauchen, das sei mehr als möglichst lange die Luft anhalten, schildert die Weltmeisterin Heike Schwerdtner im BR24-Interview. "Für mich ist es eine Lebenseinstellung: Ich kenne meinen Körper ganz genau, ich ernähre mich gesund, gehe frühzeitig schlafen und weiß so auch, was ich meinem Körper abverlangen kann", sagt die Sportlerin.
Wichtig: Ruhe vor dem Wettkampf
Vor jedem Wettkampf sitzt sie zusammen mit Partner und Coach Klaus Kasten am Beckenrand. Er ist selbst Apnoetaucher, Deutschlands bester Mann. Sie brauche Lob, Ruhe und vor allem einen niedrigen Puls, bevor sie gegen die Konkurrenz antritt, erklärt Schwerdtner. "Das brauche ich, um meine Atmung gut zu regulieren." Und das sei eben eine echte Herausforderung, sowohl körperlich als auch psychisch, so die frisch gekürte bayerische Meisterin. Viele der 26 Teilnehmer schotten sich ab, hören über Kopfhörer Musik oder liegen mit geschlossenen Augen auf dem Boden des Hallenbads in Burgebrach.
Ankämpfen gegen den Atemreiz
Unter den Teilnehmern des 8. Burgebracher Kelchs, bei dem auch um die bayerische Meisterschaft in verschiedenen Disziplinen gekämpft wird, ist Swanja Clausen aus Bremerhaven. Sie ist mit 21 Jahren die jüngste Teilnehmerin, der Wettkampf im oberfränkischen Burgebrach ist ihr zweiter überhaupt. Vor eineinhalb Jahren kam sie über ihren Heimat-Tauchclub zum Apnoetauchen. "Das ist völlig anders als mit der Sauerstoffflasche auf dem Rücken, die einem ja immer die Luft zuführt", erklärt die junge Frau im BR-Interview. In kleinen Schritten habe sie sich das Luftanhalten unter Wasser draufgepackt, sagt die Studentin. In der Regel können die meisten Menschen die Luft für nur zwei Minuten anhalten. Spätestens dann wird der Atemreiz über das Zwerchfell ausgelöst.
Mentale Spaziergänge und geheime Mantras
Diese Schwelle zu überwinden, sei die Kunst, so Clausen. "Ich konzentriere mich anfangs auf meine Technik: etwa, ob meine Beine im für mich richtigen Takt die Flossen bewegen oder meine Hände gerade vorgestreckt sind, schildert die Newcomerin. Danach gehe sie "mental spazieren", tauche etwa in ihre andere Leidenschaft - die Musik - ab, so die Sportlerin. Damit schaffe sie es, den Drang Luftholen zu wollen, zu unterdrücken. 84,3 Meter lang im Streckentauchen ist das der Sportlerin aus Bremerhaven heute gelungen. Auch wenn das unter ihrem persönlichen Ziel von 100 Metern sei, lächelt die junge Frau, ist sie zufrieden.
Eine ähnliche Taktik nutzte auch Weltmeisterin Heike Schwerdtner, als sie mit 200 Metern Streckentauchen ohne Luft zu holen heute in Burgebrach einen neuen deutschen Rekord aufstellte. "Ich konzentriere mich auf Ruhe und Signale meines Körpers", so die 54-Jährige. Ihre Beine etwa übersäuerten durch den Sauerstoffmangel schnell. Dann, erklärt die Apnoetaucherin, ändere sie die Technik entsprechend, um möglichst lange unter Wasser schwimmen zu können. Dabei wiederhole sie ihr Mantra, solange bis sie ihr persönliches Ziel erreicht habe, so die Regensburgerin. Welches Mantra das ist, wollte die fröhliche Sportlerin nicht verraten. "Das ist meines und damit geheim", antwortet sie lachend.
Strenges Reglement und medizinische Aufsicht
Das Regelwerk beim Apnoetauchen sei ziemlich kompliziert, erklärt der Vorstand des Tauchvereins Bamberg, der den Wettbewerb in Burgebrach ausrichtet. "Vereinfacht gesagt müssen die Sportler den Kopf unter Wasser haben, egal ob sie nahezu bewegungslos beim statischen Apnoetauchen mit dem Gesicht nach unten auf der Wasseroberfläche liegen oder tauchend ihre Bahnen ziehen", so Till Grübler. Keiner der 26 Teilnehmer darf allein ins Wasser. Immer dabei ist der eigene Coach, der zwar mit den Apnoetauchenden sprechen, aber diese nicht berühren darf. Und aus Sicherheitsgründen müsse auch immer ein Security-Guard bei jedem einzelnen Teilnehmenden zugeteilt sein, erklärt der Wettbewerbsausrichter.
Diese Aufgabe, also die schwimmende Sicherheitswacht, übernehmen die Bamberger Taucher – ehrenamtlich. Sie stellen auch die Jury, filmen die Teilnehmer aus mindestens zwei Perspektiven, beim Streckentauchen auch unter Wasser. Zusätzlich laufen zwei Männer in weißen T-Shirts immer mit entlang des 25 Meter-Beckens, sobald Apnoetaucher im Becken sind. Es sind Ärzte, die sofort eingreifen, sollte es zu medizinischen Problemen kommen. Eine Disziplin gelte dann als abgeschlossen und gültig, erklärt Grübler, wenn der Apnoetauchende mit Nase und Mund oberhalb der Wasseroberfläche auftauche. Dann müsse er neben dem Luftholen Zeigefinger und Daumen zu einem "O" formen und laut und deutlich hörbar sagen "Ich bin ok!".
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