ARCHIV - 29.09.2023, Bayern, München: Wiesn-Besucher gehen beim 188. Münchner Oktoberfest über das Gelände. (zu dpa: «Kiffen am Kinderkarussell? Debatte um Regeln für Volksfeste») Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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188. Münchner Oktoberfest

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Entscheidung im Stadtrat: Oide Wiesn ohne Herzkasperlfestzelt

Entscheidung im Stadtrat: Oide Wiesn ohne Herzkasperlfestzelt

Die Oide Wiesn wird ohne das Herzkasperlzelt stattfinden. Das hat der Stadtrat in einer nicht-öffentlichen Sitzung entschieden, wie der BR erfuhr. Der Name Beppi Bachmaier steht nicht mehr auf der Liste der Wirte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Auf der Oidn Wiesn 2024 wird es kein "Herzkasperlzelt" geben. Der Name Beppi Bachmaier steht nicht auf der Liste der Wirte, die der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats für das Oktoberfest zugelassen hat. Entsprechende Informationen hat der BR nach der nicht-öffentlichen Sitzung bekommen.

Grund: Bachmeier schloss laut Kriterienkatalog schlechter ab

Bereits im Vorfeld war durchgesickert, dass Bachmaier wohl nicht zum Zug kommen wird - weil er nach dem Kriterienkatalog der Stadt trotz seines viel gelobten Kulturprogramms schlechter abgeschnitten hat als ein Mitbewerber, der offenbar in anderen Bereichen stark punkten konnte. Dabei handelt es sich um Peter Schöniger mit seinem Zelt "Boandlkramerei". Gerade in der Kulturszene hatte das für einige Aufregung gesorgt. Das Kulturprogramm werde bei der Bewertung grundsätzlich nicht genug gewichtet, obwohl das gerade bei der Oidn Wiesn wichtig wäre, so die Kritik. Der Punktekatalog müsse überarbeitet werden.

Eine Petition für Bachmaier und sein Herzkasperlzelt hatten mehr als 12.000 Fans unterschrieben. Doch wer Wirt wird, legt ein Kriterienkatalog der Stadt München fest.

Unverständnis bei Festring-Präsident: "Schade um München"

Karl-Heinz Knoll, Präsident des Festrings Münchens ist über die Entscheidung im Stadtrat entsetzt. Zum Bayerischen Rundfunk sagte Knoll: "Um München ist es schade, um die Oide Wiesn ist es schade und um Beppi Bachmaier ist es schade." Das Herzkasperlzelt sei eigentlich nicht ersetzbar.

Knoll kritisierte erneut den Kriterien-Katalog der Stadt für die Auswahl der Wirte für die Festzelte. Man habe der Oidn Wiesn das Auswahlverfahren des übrigen Oktoberfests übergestülpt. Dadurch werde der kulturelle Aspekt beispielsweise des Herzkasperlfestzelts nicht ausreichend gewürdigt. Mit dem wahrscheinlichen neuen Oide-Wiesn-Wirt Peter Schöniger und seinem neuen Zelt "Boandlkramerei" habe ein guter Wirt das Rennen gemacht, der könne nichts dafür - aber mit den falschen Kriterien könne jemand, der sich um junge bayerische Musik, Sänger, Tanz und Kultur kümmere, nicht gewinnen. Zudem warnte Knoll vor falschen Erwartungen: Als Oide-Wiesn-Wirt "wächst der Erträgebaum nicht in die Höhe". Alle Veranstaltungen für die Zelte auf der Oidn Wiesn kosteten immens viel Geld.

Knoll vermutete im BR-Interview, dass im Wirtschaftsausschuss inzwischen Menschen über die Zeltvergabe entscheiden würden, denen das "Wiesn-Gen fehlt". Der Präsident des Festrings München hofft jetzt, dass möglichst bald eine Anpassung des Kriterienkatalogs passiert oder gar zwei unterschiedliche Kataloge entstehen.

Wiesn-Stadträtin: Arbeit an veränderten Kriterien

Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) kontert die Vorwürfe von Karl-Heinz Knoll. Die Kultur werde bei der Punktevergabe besonders gewichtet, im Rahmen des Bewertungskriteriums Attraktivität (Punkt 8 "Anziehungskraft"). Genaueres zur Entscheidung über das Herzkasperlzelt könne sie aber nicht sagen, da diese nicht-öffentlich getroffen worden sei. Nichtsdestotrotz werde man sich die Kriterien zur Vergabe noch einmal genauer anschauen und die Oide Wiesn ab dem nächsten Jahr möglichst als eine eigenständigere Veranstaltung betrachten. Das ganze Prozedere, den Bewertungskatalog zu ändern, sei langwierig und auch juristisch schwierig. Man versuche jedoch, das Thema anzugehen, um im nächsten Jahr mit einem neuen Maßstab bewerten zu können.

Nicht alle Zelte müssen sich bei der Stadt bewerben

Auf dem Oktoberfest und der Oidn Wiesn gibt es 17 große Festzelte. Bei sieben Zelten bestimmen die Brauereien, wen sie als Festwirt haben möchten. Die Stadt genehmigt das in der Regel. Dasselbe gilt für die Zelte von Vereinen und Verbänden, wie etwa das Schützenfestzelt. Wenn man das Festzelt Tradition und das nicht als großes Festzelt zählende Museumszelt auf der Oidn Wiesn einbezieht, sind das vier. Die "freien" Wirte der restlichen sieben Festzelte, müssen sich jedes Jahr bei der Stadt für einen Platz auf der Wiesn bewerben.

Insgesamt 13 Kriterien der Stadt [externer Link] regeln, wer einen Platz für ein Festzelt bekommt. Darunter fallen zum Beispiel Volksfesterfahrung, Ökologie oder ob man selbst ein Zelt besitzt. Viele der Bierhallen auf dem Oktoberfest sind nämlich nur geleast. Wer schon mehrere Jahre auf dem Oktoberfest ist und in der Vergangenheit alles richtig gemacht hat, bekommt Extra-Punkte.

Selbes Bewertungssystem für Oktoberfest und Oide Wiesn

Mit dem öffentlich einsehbaren Kriterienkatalog will die Stadt die Qualität des größten Volksfests der Welt sichern. Doch damit stehen Wirte, die bisher nur auf der Oidn Wiesn waren, schlechter da, meint Karl-Heinz Knoll, Vorsitzender des Festrings München e.V. Der Grund: Die kleinere Schwester des Oktoberfests gibt es erst seit 2010. Ein extra Kriterium für das Kulturprogramm von Zelten auf der Oidn Wiesn gibt es nicht im Bewertungskatalog.

Stattdessen bewertet das Kulturreferat der Stadt München das Brauchtumsprogramm der Festzelte auf der Oidn Wiesn extra. Diese Bewertung fließt dann in eines der bestehenden Kriterien mit ein. Das kritisiert Festring-Vorsitzender Karl-Heinz Knoll. Er hat das Konzept der Oidn Wiesn mitentwickelt: "Ich weise die Stadt seit Jahren darauf hin, dass das Bewertungsverfahren ungerecht und verkehrt ist." Heute werde die Entscheidung für die Oide Wiesn vor allem nach gastronomischen Gesichtspunkten getroffen, das gehe völlig am Konzept vorbei, meint er.

Clemens Baumgärtner, Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent der Stadt München widerspricht im BR-Interview: "Wir biegen uns da gar nichts zurecht, sondern wir bewerten ganz strikt nach Qualifikation und Leistung. Weil wir wissen, dass jedes Jahr Klagen kommen von Unterlegenen. Und wir haben in der Vergangenheit alle Klagen vor Gericht als Stadt München gewonnen."

Konkurrent: "Habe mich beworben"

Volksfest-Wirt Peter Schöniger, der gerade erst auf dem Münchner Frühlingsfest war, hat dem Bayerischen Rundfunk bestätigt: "Ja, ich habe mich um einen Platz auf der Oidn Wiesn beworben. Und keiner muss sich Sorgen machen, dass ich da ein Ballermann-Programm anbieten will." Er verstehe die Kritik an seinem Unternehmen nicht, sagt er weiter, immerhin habe er bei einer regulären Ausschreibung mitgemacht. Sein Zelt, die Festhalle Bayernland, gibt es laut Schöniger schon seit 1971 und ist ein reiner Familienbetrieb. Er kenne sich auch mit Brauchtumsveranstaltungen aus und ist überzeugt, dass er das geforderte Kulturkonzept erfüllen wird.

Wie viel Geld auf der Wiesn verdient wird, darüber will kaum einer sprechen. Für ein Haus in Haidhausen sollte es danach reichen – heißt es von Insidern. Zuletzt musste der damalige Wiesn-Wirt Sepp Krätz 2014 seine Zahlen offenlegen. Er musste sich vor Gericht wegen Steuerhinterziehung verantworten. Vor Steuern hatte er mit seinem Promi-Zelt 3,1 Millionen Euro Gewinn gemacht. Und es geht nicht nur ums Geld. Der Titel "Wiesn-Wirt" lockt. "Einen Ritterschlag" nennt es Jürgen Kirner. "Festwirt – das ist die letzte Ebene", schwärmt Mitbewerber Peter Schöniger.

Antrag im Stadtrat: Neue Kriterien für Festwirte auf der Oidn Wiesn

Doch am Bewerbungsverfahren könnte sich etwas ändern. Die rot-grüne Mehrheit im Münchner Stadtrat fordert in einem Antrag, den Kriterienkatalog zu überarbeiten, damit die Kultur auf der Oidn Wiesn besser berücksichtigt wird. Allerdings: Sollte dieser Antrag eine Mehrheit finden, würde der Bewertungskatalog erst fürs nächste Jahr überarbeitet werden.

Die Oide Wiesn fand zum ersten Mal 2010 – zum Jubiläum "200 Jahre Oktoberfest" – statt. Damals war das als einmalige Sache gedacht. Sie kam aber so gut an, dass man beschloss, sie ab 2011 in leicht veränderter Form als festen Teil des Oktoberfestes zu etablieren.

Zum Audio: Das Aus für das Herzkasperl-Festzelt

Das Herzkasperl-Festzelt auf der Oidn Wiesn (Archivbild)
Bildrechte: picture alliance / SZ Photo | Stephan Rumpf
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Das Herzkasperl-Festzelt auf der Oidn Wiesn (Archivbild)

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