Ein Ausweis für Organspender.
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Ein Organspenderausweis in Deutschland.

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Organspende: Augsburger Chirurg fordert die Widerspruchslösung

Tausende warten auf ein Spenderorgan. Viele vergeblich. Politiker ringen seit Jahren um eine Reform der Organspende-Regelungen. Gesundheitsminister Lauterbach will die Widerspruchslösung. Von einem Augsburger Mediziner bekommt er nun Unterstützung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Der Chirurg Professor Matthias Anthuber vom Universitätsklinikum Augsburg (UKA) begrüßte die Tatsache, dass die Widerspruchslösung zur Organspende wieder diskutiert wird – zumindest in den Bundestagsfraktionen. Im BR-Interview erläuterte der Vorsitzende des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie in Bayern den Standpunkt der Transplantationsmediziner: "Es ist keine Zumutung, von jemand zu Lebzeiten zu erwarten, dass er sich äußert."

Zermürbendes Warten - immer wieder vergebens

Menschen in Deutschland, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind, erleben den Zeitpunkt der lebensrettenden Transplantation oft gar nicht mehr, weil die Unterstützungssysteme hierzulande nicht unbegrenzt seien – etwa das Leben mit einem Kunstherz oder an der Dialyse. "Wir sind eine Insel der Unglückseligen, weil 25 europäische Länder um uns herum die Widerspruchsregelung mit großer Akzeptanz ihrer Bevölkerung eingeführt haben", so Anthuber. Das UKA ist auf Nierentransplantationen spezialisiert – und steht vor einem Problem: "Patienten warten teilweise acht bis zehn Jahre auf eine Spenderniere".

Experte: Widerspruchslösung ist kein Organspendezwang

Das Universitätsklinikum transplantiert pro Jahr etwa 30 Nieren, 25 davon kommen laut Professor Anthuber von Organspendern – und die meisten davon wiederum aus Kroatien, das als Spitzenreiter in der Organspende gilt. "Niemand wird zu einer Organspende durch die Widerspruchslösung gezwungen, das ist kein Automatismus", so Anthuber. In einer Solidargemeinschaft sei es vonseiten des Staates nicht zu viel verlangt, eine Äußerung zu treffen, so Anthuber. Wichtig sei ihm, den Leuten die Angst vor der Widerspruchslösung zu nehmen, "dass tollwütige Chirurgen in den Kliniken auf Unfallopfer warten, denen sie ungefragt Organe entnehmen: Das wird nicht stattfinden."

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