Die angeklagte Frau im Landgericht Passau
Bildrechte: BR/Katharina Häringer
Audiobeitrag

Verhandlung am Landgericht Passau: Hat eine Pflegerin millionenschwere Testamente gefälscht?

Audiobeitrag
>

Prozess um millionenschweres Erbe: Angeklagte schweigt

Prozess um millionenschweres Erbe: Angeklagte schweigt

Erster Prozesstag: Eine Pflegerin, die wegen eines Millionenerbes laut Anklage die Testamente ihres Patienten gefälscht haben soll, schwieg zu den Vorwürfen. Ihre Verteidiger brachten hingegen Vorwürfe auf den Tisch: unter anderem Vorverurteilung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Vor dem Landgericht Passau muss sich ab heute eine 56-jährige Frau verantworten. Die Pflegedienstleiterin steht im Verdacht, die Testamente ihres Patienten Niels Kampmann gefälscht zu haben, um an dessen Millionenerbe heranzukommen. Die Anklage lautet auf Urkundenfälschung und Betrug.

Kritik der Verteidiger und Antrag auf neues Gutachten

Die 56-jährige Angeklagte schwieg am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen. Dafür gaben ihre beiden Verteidiger ausführliche Erklärungen ab. Sie kritisierten unter anderem die angebliche mediale Vorverurteilung und die "gerichtliche Maschinerie", die auf allen Ebenen gegen die Angeklagte vorgegangen sei.

Zudem stellten sie den Antrag auf ein neues graphologisches Gutachten, also die Überprüfung, ob die Handschrift dem angegebenen Verfasser zugeordnet werden kann. Grund für den Antrag: Das Gutachten, das ein Polizeibeamter des Freistaates Bayern erstellt habe, könne nicht neutral sein.

Der Hintergrund: Der Naturschutzfond des Freistaates Bayern war zunächst als Alleinerbe des Kampmann-Vermögens vorgesehen, bevor die handschriftlichen Testamente zugunsten der Verdächtigen aufgetaucht sind.

Lebensgefährte beschreibt Angeklagte als "völlig aufgelöst"

Neben den Verteidigern kam am ersten Prozesstag nur noch der Lebensgefährte der Angeklagten zu Wort. Er sagte unter anderem aus, dass die Angeklagte "völlig aufgelöst" gewesen sei, als die handschriftlichen Testamente aufgetaucht seien und sie plötzlich mit dem Erbe eines Vermögens von mindestens 20 Millionen Euro konfrontiert gewesen sei.

Kampmann erbte Carossas Nachlass

Niels Kampmann starb im September 2021 im Alter von 95 Jahren. Er war Unternehmer und Schwiegersohn des bekannten Dichters Hans Carossa. Von ihm erbte er dessen Archiv. Weil er keine Kinder hat, könnte der dichterische Nachlass auch den Freistaat Bayern interessieren.

Insgesamt hinterließ Kampmann ein Erbe von mindestens 20 Millionen Euro – genauer lässt es sich laut Landgericht nicht beziffern. Denn zu dem Erbe gehören Dutzende Grundstücke, Immobilien, Kunstgegenstände, Fahrzeuge, Gold, Waffen, Teppiche, Gesellschaftsanteile – und eben das Archiv des Dichters Carossa.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!