Pressefotograf Dieter Bauer übergibt sein Archiv an die Bayerische Staatsbibliothek.
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Pressefotograf Dieter Bauer: Chronist einer Epoche

Pressefotograf Dieter Bauer: Chronist einer Epoche

Dieter Bauer arbeitete mehr als 30 Jahre lang für die größten Zeitungen und Magazine Deutschlands. Nun hat die Bayerische Staatsbibliothek sein Archiv übernommen: 500.000 Aufnahmen, die er zwischen 1980 und 2010 gefertigt hat.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Dieter Bauer fotografierte mehrere Jahrzehnte lang im Auftrag der größten Printmedien des Landes - daher kennen unzählige Menschen seine Bilder. Denn Bauer hatte sie alle vor der Kamera: Präsidenten, Kanzler, Staatschefs. Immer wieder traf er die wichtigsten Politiker Deutschlands zu exklusiven Fototerminen und für "sehr private Bilder".

Misstrauische Kanzlerin

Zum Beispiel Angela Merkel, die frühere Bundeskanzlerin, die Bauer schon ab 1989 fotografierte. "Sie ist eine sehr misstrauische Person, und zwar jedem gegenüber, egal ob Maikäfer oder Mensch - da hat sie keinen Unterschied gemacht. Wer ihr zu nahekam, war erst einmal suspekt", urteilt Bauer heute.

Oder Bundespräsident Richard von Weizsäcker: "Ein sehr authentischer Politiker, der sich auch nicht zu schade war, bei einer Reise in den Sudan, einem der ärmsten Länder der Erde, in einem Bettverschlag zu schlafen und der sich von mir dabei sogar noch fotografieren ließ."

Unterwegs in Krisengebieten

Auch Friedensnobelpreisträger Willy Brandt hatte der Fotograf vor der Kamera: "Eine herausragende Persönlichkeit. Wenn man ihm nicht auf den Wecker ging, machte er vieles möglich. Ein vorbildlicher Mensch." Dies habe er auch verspürt, als er Brandt im November 1990 auf einer Reise zu Saddam Hussein begleitete, um westliche Ausländer zu befreien, die Iraks Diktator als Geiseln genommen und teilweise an Ölplattformen festgebunden hatte.

Oft reiste Bauer für ein großes Magazin in Krisengebiete. So auch in den Iran, Libyen oder nach Afghanistan. "Ich war Fotograf und mit Leib und Seele auch immer Fotoreporter", sagt er über sich selbst. "Raus in die Welt", dies war sein Motto und so besuchte er rund 80 Länder.

Fotografieren selbst beigebracht

Bauer wurde vor 70 Jahren in Sennfeld bei Schweinfurt geboren und absolvierte in Nürnberg eine Ausbildung zum Typografen. Das Fotografieren brachte er sich selbst bei. Nach seiner Arbeit für die "Nürnberger Nachrichten" und die "Abendzeitung" nahm er 1980 ein Angebot der Parlamentsredaktion von "Bild" und "Bild am Sonntag" in Bonn an.

Dort blieb Bauer zunächst auch, als er später zum "Stern" ging. Dann war er in Berlin tätig und schloss sich schließlich dem Magazin "Focus" an. Entscheidend für seine Wechsel waren vor allem seine überzeugenden Aufnahmen, geholfen haben ihm aber auch seine guten Kontakte zu vielen Politikern.

Bauers Zeitdokumente prägten Titelseiten

Mit seinen Aufnahmen schuf Bauer Zeitdokumente. Dafür kamen ihm die Millionenauflagen seiner Arbeitgeber zugute. Bauers Aufnahmen prägten oft Titelseiten. Da sie abseits der offiziellen Berichterstattung entstanden, musste er vor allem eine Schwierigkeit überwinden: "Die Politiker für ein Foto zu etwas zu bringen, was aus dem Rahmen fiel und außerhalb der üblichen Standardfotografie war", erläutert er.

Bei Joschka Fischer scheiterte Bauer. Er sollte ihm beim Kochen von Spaghetti Bolognese über die Schulter schauen: "Ich wollte den Moment fotografieren, in dem Fischer die Nudeln bricht." Mit kurzer Verschlusszeit und Blitz an der Kamera wollte er ein Bild kreieren, "als ob hunderttausend Funken fliegen". Doch Fischer habe sich partout geweigert. "Er war der einzige Politiker, bei dem ich sagte: Das war's, ich gehe", bilanziert Bauer.

Historische Nacht in Berlin

Gerne denkt Bauer hingegen an den 9. November 1989 zurück. Als er Helmut Kohl auf seiner Reise nach Polen begleitete, fiel unerwartet in Berlin die Mauer. Der Kanzler, obwohl den "linken" Hamburger Magazinen wenig zugetan, nahm Bauer in seinem Flugzeug mit nach Berlin. Für den Fotografen ein einmaliges Ereignis: "Was ich dort erlebt habe, war Gänsehaut pur, daran werde ich mich ewig erinnern."

Fotograf übergibt Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek

Nun hat der Fotograf sein einzigartiges Bildmaterial über politische Akteure und Ereignisse an die Bayerische Staatsbibliothek übergeben. Sein Werk solle den zeitgeschichtlichen Schwerpunkt der Sammlung ergänzen, wie Generaldirektor Klaus Ceynowa in einer Pressemitteilung betonte. Nacheinander will die Bibliothek Bauers Fotoarchiv zugänglich machen – gleichsam als letztes Kapitel in der Ära eines der besten Presse-Fotografen Deutschlands.

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