Fußball-Profi Jérôme Boateng steht im Landgericht neben seinem Anwalt Leonard Walischewski
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Jérôme Boateng (r), Fußball-Profi, steht im Landgericht neben seinem Anwalt Leonard Walischewski im Gerichtssaal.

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Urteil erwartet - Millionenstrafe für Boateng?

Im Prozess gegen den Ex-Fußballnationalspieler Jérôme Boateng am Landgericht München soll es heute das Urteil geben. Boateng bestreitet weiter die Gewaltvorwürfe seiner Ex-Freundin – er habe sich nur verteidigt.

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Seit Jahren beschäftigen die Gewaltvorwürfe gegen den früheren Nationalspieler und FC-Bayern-Profi Jérôme Boateng die Gerichte. Nun ist im jüngsten Verfahren ein Ende in Sicht. Am heutigen Freitag um elf Uhr soll das Urteil gesprochen werden. Im Mittelpunkt des laufenden Verfahrens stehen noch immer die Gewaltvorwürfe seiner ehemaligen Lebensgefährtin, Shirin S., gegen Boateng.

Im Karibik-Urlaub soll Boateng gewalttätig geworden sein

Die Anschuldigungen der Frau, die auch die Mutter von Boatengs Zwillingstöchtern ist, liegen Jahre zurück: Der Profi-Fußballer habe sie in einem Karibik-Urlaub 2018 beleidigt und attackiert. Er habe eine Kühltasche und ein Windlicht nach ihr geworfen. Später habe er sie angespuckt, an den Haaren gezogen, mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen und ihr in den Kopf gebissen. Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen des Vorfalls anzeigen sollte.

Früheres Urteil einkassiert - Verfahren neu aufgerollt

2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe gegen Boateng: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro - also 1,8 Millionen Euro. Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 10.000 Euro – insgesamt 1,2 Millionen Euro.

Damit wäre der frühere FC Bayern-Spieler vorbestraft gewesen, wäre das Urteil rechtskräftig geworden. Doch die Revision des heute 35-Jährigen war erfolgreich, ebenso die der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage – also des mutmaßlichen Opfers. Das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler. Das Verfahren wurde deshalb neu aufgerollt.

Boateng bestreitet die Vorwürfe

Auch diesmal hat Boateng die Vorwürfe seiner Ex-Partnerin weitgehend bestritten. In einer gut halbstündigen Erklärung bezeichnete er die Frau als aggressiven Part in der Beziehung - vor allem, wenn sie getrunken habe, eifersüchtig gewesen sei oder ihren Willen nicht bekommen habe. Auch im Karibik-Urlaub 2018 habe sie ihn angegriffen. Er habe sich nur gewehrt, sie weggeschubst und dabei verletzt. Dafür bat er um Entschuldigung. Es tue ihm leid, dass er sich habe provozieren lassen, so Boateng: "Sie weiß leider genau, welche Knöpfe sie bei mir drücken muss."

Staatsanwaltschaft fordert 1,12 Millionen Euro Strafe

Für die Staatsanwaltschaft steht der in der Anklage formulierte Sachverhalt aber weiter fest. Sie forderte vor einer Woche eine Geldstrafe von 160 Tagessätzen zu 7.000 Euro – insgesamt also 1,12 Millionen Euro. Die Tagessätze werden am jeweiligen Einkommen bemessen. Boateng steht aktuell beim Linzer ASK in Österreich unter Vertrag.

"Kampf von David gegen Goliath"?

Die Anwältin der Ex-Freundin und Nebenklägerin betonte, dass sich der Angeklagte - auch durch seine professionellen Kommunikations-Krisenberater - "in grotesker Weise" medial als Opfer stilisieren lassen habe. Rund 800.000 Euro habe er für seine Anwälte ausgegeben. Es sei deshalb ein "Kampf von David gegen Goliath".

Boatengs Verteidiger fordert höchstens "moderate" Geldstrafe

Boatengs Verteidigung forderte höchstens eine "moderate Geldstrafe" wegen fahrlässiger Körperverletzung oder die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldauflage nach Ermessen des Gerichts. Der Anwalt sprach von einem "erfundenen Narrativ des Frauenschlägers", einer "für beide Seiten erwartbaren Rangelei" und wechselseitiger Körperverletzung. Er habe seine Ex-Freundin weggestoßen – und sie ihn an der Lippe verletzt.

Schlusswort: Boateng entschuldigt sich bei seinen Kindern

Jérôme Boateng bedankte sich in seinem Schlusswort beim Gericht dafür, dass es sich "endlich ein Gesamtbild des Vorfalls" gemacht habe. Er habe lange geschwiegen, sich aber nun auch mal verteidigen müssen. Er könnte noch weiter ausholen – "aber ich bin auch müde und möchte das nicht". Zudem betonte der Ex-Fußballnationalspieler, dass er sich nicht als Opfer darstelle. "Ich habe mehrfach gesagt, dass ich auch Fehler gemacht habe", sagte er. Dann entschuldigte er sich noch bei seinen Kindern.

Mit Informationen der dpa.

Im Video: Erneuter Prozess – Jerome Boateng am 14. Juni vor Gericht

Der Ex-Fußballnationalspieler Jerome Boateng am 14. Juni 2024 in einem Gerichtssaal des Landgerichts München
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Der Ex-Fußballnationalspieler Jerome Boateng am 14. Juni 2024 in einem Gerichtssaal des Landgerichts München

Dieser Artikel ist erstmals am 12. Juli 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel mit aktuellen Ergänzungen erneut publiziert.

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