Eine Frau steht barfuss in einem Umkleideraum (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
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In Weiden und Amberg sind Badegäste in den Umkleidekabinen von einem Mann gefilmt worden. (Symbolbild)

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Prozess: Mehr als 250 Badegäste heimlich in Umkleiden gefilmt

Prozess: Mehr als 250 Badegäste heimlich in Umkleiden gefilmt

Er soll mehr als 250 nackte Badegäste gefilmt haben, darunter auch Jugendliche und Kinder - deswegen steht ein 40-Jähriger vor dem Amtsgericht Weiden. Als der Mann erwischt wurde, entdeckten die Beamten weitere schockierende Videos.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ein 40-Jähriger aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach steht seit Dienstag vor dem Amtsgericht Weiden, weil er unter anderem heimlich nackte Badegäste in Umkleidekabinen gefilmt haben soll. Wie Alexander Wedlich, Richter am Amtsgericht Weiden dem BR bestätigte, hat der Mann laut Anklage insgesamt 258 Badegäste in der Weidener Thermenwelt und im Kurfürstenbad Amberg beim Umziehen aufgenommen, darunter waren auch Kinder und Jugendliche.

Kamera in Socke mit Loch versteckt

Dabei versteckte er meist die Kamera in einer Socke mit einem Loch und legte diese in eine Umkleide. Nach ein paar Stunden im Schwimmbad nahm er die drei Zentimeter große Minikamera wieder mit. Rund anderthalb Jahre, zwischen August 2022 und Dezember 2023, flog der Mann damit nicht auf. Erst als ein Badegast die Kamera bemerkte, wurde im Dezember vergangenen Jahres die Polizei eingeschaltet.

Nachbarin mehr als ein Jahr lang ausgespäht

Seitdem sitzt der 40-Jährige in Untersuchungshaft. Bei den Ermittlungen stellte die Polizei dann fest, dass auch die Nachbarin des Angeklagten über ein Jahr lang von ihm ausgespäht wurde. Dazu drang der Mann mehrmals in das Nachbarhaus ein, um eine Kamera zu platzieren und die Speicherkarten zu wechseln. Außerdem bohrte der Mann laut Anklage vom Dachboden aus ein Loch in die Zimmerdecke und positionierte dort eine Kamera über dem Bett der Nachbarin.

Fünf gefilmte Badegäste sind inzwischen bekannt

Fünf Badegäste, die auf den Aufnahmen aus den Umkleiden zu sehen sind, sind den Ermittlern inzwischen bekannt, sie stellten Strafanzeige. Der Mann muss sich unter anderem wegen Verletzung des Intimbereichs und der Herstellung von kinder- und jugendpornografischen Inhalten verantworten. Das Urteil war ursprünglich direkt für den Prozessauftakt angesetzt, wurde vom Amtsgericht aber vertagt.

Erst vor zwei Wochen sorgte ein ähnlicher Fall in Würzburg für Aufregung, nachdem der Täter eine Bewährungsstrafe bekommen hatte. Auch er filmte über Jahre Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim Umziehen in Schwimmbädern.

Können Badegäste herausfinden, ob sie betroffen sind?

Eine Polizeisprecherin aus Amberg sagte dem BR auf Anfrage, vermeintlich Betroffene sollen sich nicht bei der Polizei oder anderen Stellen melden. Es werde in diesem Fall nichts unternommen, weil die Aufnahmen nicht veröffentlicht worden seien. Die Polizei geht, wenn überhaupt, auf Betroffene zu. Die Polizei könne es aber ohnehin nicht leisten, alle gefilmten Personen ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Als weitere Begründung sagte die Polizeisprecherin, dass vermeintlich Betroffene aus Datenschutzgründen das Filmmaterial nicht einsehen dürfen.

Die fünf der rund 260 Betroffenen, die bereits ermittelt sind und Anzeige erstattet haben, seien für das Verfahren als Kläger ausreichend.

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