Ralf Wintergerst, CEO Giesecke+Devrient im Interview mit BR-Chefredakteur Christian Nitsche bei "7 Fragen Zukunft"
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Ralf Wintergerst, CEO Giesecke+Devrient im Interview mit BR-Chefredakteur Christian Nitsche bei "7 Fragen Zukunft"

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Ralf Wintergerst: "Deutsche hängen noch sentimental am Bargeld"

Ralf Wintergerst: "Deutsche hängen noch sentimental am Bargeld"

Ob Bargeld oder digital – Geld bewegt die Welt. Wie sieht die Zukunft des Bezahlens aus? Ralf Wintergerst erklärt, warum Bargeld bleibt, digitale Währungen kommen und welche Macht große Kapitalanleger auf unsere Gesellschaft ausüben.

In einer Zeit, in der die Digitalisierung nahezu alle Lebensbereiche erfasst, bleibt Bargeld ein zentraler Bestandteil des Finanzsystems. Ralf Wintergerst, CEO von Giesecke und Devrient, dem Unternehmen, das seit 1854 Banknoten für Zentralbanken weltweit druckt, spricht im Interview mit BR-Chefredakteur Christian Nitsche im neuen BR24-YouTube Format "7 Fragen Zukunft" über die Zukunft des Geldes, Machtstrukturen und die Rolle von Bargeld.

Christian Nitsche: Wie ist das bei Münzen? Werden die bald abgelöst durch eine Art digitalen Coin?

Ralf Wintergerst: Es gibt immer riesige Debatten, ob Münzen überhaupt noch existieren sollen, weil sie schwer und unhandlich sind. Aber nur wenige Länder haben sich bisher gegen sie entschieden. Ich gehe fest davon aus, dass es zukünftig digitales Bargeld geben wird. Die Europäische Zentralbank arbeitet am digitalen Euro, wir sind mit dabei. Künftig werden wir per Telefon, Karte, oder Datensatzträger, den digitalen Euro austauschen können.

Christian Nitsche: Der digitale Euro – wie unterscheidet er sich von PayPal?

Ralf Wintergerst: PayPal basiert auf Konten, während der digitale Euro wie Bargeld funktioniert – unabhängig von Banken. Sie hätten ihn als digitalen Token in einer Wallet auf ihrem Handy, genau wie Bargeld in Ihrer Tasche.

Christian Nitsche: Und wenn man sein Handy verliert?

Ralf Wintergerst: Das wäre, als würden Sie Ihre Geldbörse verlieren. Es ist weg.

Christian Nitsche: Wird es irgendwann eine digitale Weltwährung geben?

Ralf Wintergerst: Ich halte das für eine Illusion. Die Welt ist zu zersplittert in Eigeninteressen. Stattdessen erleben wir eher eine Spaltung der Finanzsysteme, wie alternative Zahlungssysteme außerhalb von Swift zeigen.

Wo und wie unser Geld gedruckt wird, wie sicher das Ganze ist und was Ralf Wintergerst über Bitcoin denkt, erfahrt ihr im ganzen Interview auf unserem BR24-YouTube Kanal.

Christian Nitsche: Wer hat eigentlich die Macht über unser Geld?

Ralf Wintergerst: Es gibt mehrere Mächte. Wir selbst haben Einfluss darauf, wie wir unser Geld ausgeben, schützen und anlegen. Die Macht des Herausgebens und der Kontrolle, wie viel Geld gedruckt wird, die liegt aber heute eindeutig bei Zentralbanken. Kryptowährungen sollen hingegen dezentral funktionieren und sich selbst regulieren. Das scheint nicht so recht zu klappen, weil es plötzlich so viele Kryptowährungen gibt. Es ist wie vor 200 oder 300 Jahren, wo es zahlreiche Banken gab, die Geld herausgegeben haben. Da wusste keiner mehr, wer was wechselt. Deswegen ist unser heutiges System, glaube ich, besser als viele denken.

Christian Nitsche: Wird die Macht über das Geld irgendwann in den Händen weniger liegen?

Ralf Wintergerst: Das passiert schon. Das ist vielleicht die dritte Art der Macht. Die Kapitalsammelstellen, also die großen Investmentfonds, haben mittlerweile eine erhebliche Macht weltweit, indem sie bestimmen, wo sie ihr Geld anlegen und investieren oder wo sie es wieder abziehen. Es gibt sehr wenige, sehr große Kapitalanleger, die sehr großen Einfluss haben, auch auf die politischen Systeme.

Christian Nitsche: Wird Bargeld bald verschwinden?

Ralf Wintergerst: Nein, Bargeld bleibt wichtig. In Ländern wie Schweden wird fast nur noch digital bezahlt, aber in vielen Regionen fehlt die Infrastruktur oder aber die Technologieoffenheit dafür. Es gibt zwar auch bei uns einen Trend zum digitalen Bezahlen, aber der Deutsche hängt immer noch sentimental am Bargeld. Zudem ist Bargeld in Krisensituationen unersetzlich. Wenn die digitale Infrastruktur ausfällt – sei es durch Stromausfälle oder Katastrophen, wie im Ahrtal zum Beispiel – ist Bargeld das Einzige, was noch funktioniert.

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