Es ist eine bemerkenswerte Wende für Donald Trump, der sonst an seinen Prinzipien festhält: Während seiner ersten Amtszeit verteufelte der US-Präsident Kryptowährungen noch als "Betrug", doch inzwischen scheint er zu einem ihrer größten Fans geworden zu sein.
Zumindest beurteilen das die Bitcoin-Anlegerinnen und Anleger so, die der Kryptowährung angesichts von Trumps Wahlsieg jüngst zu einem neuen Rekordhoch von mehr als 75.000 Dollar verhalfen.
Trump will eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen
Im Wahlkampf hatte sich Trump über Monate als krypto-freundlich präsentiert. Im Sommer trat er auf einem wichtigen Branchentreffen auf und verkündete, er werde "der Pro-Innovations- und Pro-Bitcoin-Präsident sein, den Amerika braucht".
So wolle er eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen – eine Idee, die Senatorin Cynthia Lummis direkt nach der Wahl bei X wieder aufgriff.
Lummis ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Plan einer Reserve, wofür sie bereits einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet hat. Dieser sieht vor, rund eine Million Bitcoin zu kaufen beziehungsweise rund fünf Prozent aller verfügbaren Bitcoin.
Trump hatte im Wahlkampf zudem gepoltert, er werde am ersten Tag der Amtsübernahme Gery Gensler "feuern", den Chef der US-Börsenaufsicht SEC. Dieser ist in der Branche als kryptofeindlich verschrien, weil die SEC digitale Währungen stark reguliert. Unter anderem hatte die Börsenaufsicht lange damit gezögert, den ersten Bitcoin-ETF zuzulassen.
Wird Trump seine Bitcoin-Versprechen aus dem Wahlkampf einhalten?
Entsprechend hoffen Bitcoin-Anhänger nun unter Trump auf weniger Regulierung und neue Rekordkurse. Doch Krypto-Analyst Timo Emden mahnt zur Vorsicht: "Anleger sollten es weiterhin tunlichst vermeiden, Trump als Freifahrtschein für weiter steigende Kurse zu interpretieren."
Schließlich ist längst nicht ausgemacht, dass auf einen kryptofreundlichen Wahlkampf auch eine kryptofreundliche Politik folgt. Denkbar wäre auch, dass Trump in den vergangenen Monaten nur gezielt unentschlossene Wählerinnen und Wähler umgarnen wollte.
Experten: Bitcoin schwankt stark und eignet sich nicht als Sicherheitsanker
Zwar könnte der Bitcoin-Kurs tatsächlich zunächst weiter steigen, falls Trump die Idee einer nationalen Reserve umsetzt. Denn der amerikanische Staat müsste dann die Währung im größeren Stil kaufen, was den Kurs voraussichtlich antreiben würde.
Doch Experten zweifeln daran, wie sinnvoll ein solcher Bitcoin-Bestand ist. Denn das politische Ziel wäre, einen Sicherheitsanker gegen Inflation und konjunkturelle Schwankungen aufzubauen, ähnlich wie bei der Goldreserve. Darüber hinaus sollen die Staatsschulden über die Jahre schrumpfen, wenn der Bitcoin an Wert gewinnt.
Beide Funktionen kann er jedoch kaum erfüllen. "Kryptowährungen wie Bitcoin sind weder wertstabil noch allgemein als Tauschmittel anerkannt", sagte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer der FAZ.
Grafik: Bitcoin-Kurs in USD
Bitcoin schwankt regelmäßig stark im Kurs
Ein Blick auf den Kurs zeigt, dass der Bitcoin in der Vergangenheit stark im Wert schwankte: Im Juli notierte er bei gut 50.000 Dollar, im März bei rund 65.000 Dollar und vor einem Jahr unter 35.000 Dollar. Auch ist der Bitcoin längst nicht mehr immun gegen (finanz-)politische Ereignisse: Der Krieg in der Ukraine beeinflusst den Kurs genauso wie Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed.
Trump: Vom Bitcoin-Saulus zum -Paulus
Es wäre nicht so, als wüsste Donald Trump das nicht. Bereits 2019 schrieb er selbst bei Twitter, dass Kryptowährungen kein Geld seien, "ihr Wert ist hochvolatil und basiert auf dünner Luft".
Fünf Jahre später hingegen hat Trump mit seinen Söhnen sogar ein eigenes Krypto-Unternehmen namens "World Liberty Financial" gestartet und einen sogenannten "Token" auf den Markt gebracht (WLFI). Das Interesse daran hält sich bislang jedoch in Grenzen.
Im Video: Kryptowährungen: Geld der Zukunft? (27.09.2024)
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!