Wie mit einem Radiergummi befreit Restaurator Stefan Lochner das Gemälde vorsichtig von der obersten Schmutzschicht. Was darunter hervorkommt, sieht von weitem aus wie ein heller Fleck auf dem dunklen Kunstwerk. Doch bei genauerem Betrachten erkennt man die Details und die strahlenden Farben, die Lochner hier wieder zum Vorschein bringt. In sechs Metern Höhe steht er auf einem Baugerüst im Kurfürstensaal des Klosters Benediktbeuern und bearbeitet das Deckengemälde.
Vor fast 300 Jahren hat der Barockmaler Johann Baptist Zimmermann hier die Farbe auf den feuchten Putz aufgetragen. Seitdem wurde der Saal lange als Kapelle genutzt. In dieser Zeit hat sich unter anderem der Ruß der Kerzen auf die Deckengemälde gelegt und sie sehr dunkel gemacht.
Restaurierung der Fresken kostet 360.000 Euro
Lochner und sein Team werden die Fresken jetzt aufwändig restaurieren. 360.000 Euro kosten die Arbeiten. Finanziert wird die Restaurierung von der Messerschmitt Stiftung, die sich für Denkmalschutz einsetzt. Deren Vorstandsvorsitzender, Hans Heinrich von Srbik, bezeichnet die Zimmermann-Fresken im Kurfürstensaal als eins der bedeutendsten Kunstwerke Bayerns.
Alle Räume im Fürstentrakt des Klosters Benediktbeuern wurden von der Werkstatt des Barockmalers Johann Baptist Zimmermann dekoriert. Aber nur im Kurfürstensaal war Zimmermann wohl selbst am Werk, zusammen mit seinem Sohn. Die Fresken zeigen den ersten Abt des Klosters Benediktbeuern, sowie Darstellungen der vier Elemente und der vier Jahreszeiten.
Die Fresken werden mit einem aufwändigen Verfahren gereinigt
Neben der dunklen Verfärbung der Gemälde hat Lochner bei seinen Vorarbeiten auch Flecken, Risse und Hohlstellen an der Decke gefunden. Er hat das Ausmaß des Schadens dokumentiert und eine mehrstufige Reinigungstechnik entwickelt, mit der er die Fresken so nah wie möglich an ihren ursprünglichen Zustand zurückbringen will.
Im ersten Schritt radiert er mit einem Kautschuk-Schwamm den oberflächlichen Ruß und Staub ab. Im zweiten Schritt tupft er das Fresko vorsichtig mit warmem Wasser aus einem Dampfgerät ab. Als Letztes kommt noch eine Ammoniumcarbonat-Lösung zum Einsatz.
An einzelnen Stellen hat der Restaurator dieses Verfahren schon ausprobiert. Das Ergebnis stimmt ihn zuversichtlich: "Da bringt man wirklich Sachen zum Vorschein, die jetzt jahrelang unter einer Art Nebel verharrt haben", sagt Lochner.
Restaurierung schon vor Unwetter im Sommer 2023 geplant
Der Kurfürstensaal ist nur eine von vielen Stellen, an denen im Kloster Benediktbeuern gerade gebaut wird. Im August 2023 hatte ein Unwetter Fassaden, Fenster und Dächer des Klosters zerstört. Der Fürstentrakt, in dem der Kurfürstensaal liegt, war davon zum Glück kaum betroffen. Die Restaurierung des Fürstentrakts war schon lange vor dem Unwetter geplant.
Bis Februar haben Lochner und sein Team jetzt Zeit, um die Fresken wieder in Stand zu setzen. Im Sommer 2025 soll dann der gesamte Kurfürstensaal fertig sein und für Tagungen und Veranstaltungen genutzt werden.
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