Ein Mann steht auf einem vergoldeten Luxus-Waggon von König Ludwig II.
Bildrechte: BR24/Tobias Burkert
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Im DB Museum wird ein Märchenzug restauriert: So luxuriös reiste König Ludwig II.

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Märchenzug wird restauriert: So luxuriös reiste König Ludwig II.

Märchenzug wird restauriert: So luxuriös reiste König Ludwig II.

König Ludwig II. hat sich nicht nur Schlösser der Extraklasse zum Wohnen gegönnt, auch sein prunkvoller Hofzug war ein größenwahnsinniges Märchenschloss – nur eben auf Rädern. In Nürnberg werden derzeit Teile davon mit Seide und Sorgfalt restauriert.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Viel Gold, viel Glanz, aufwändige Deckengemälde, französischer Barock überall, luxuriöses Mobiliar, dutzende Putten innen und außen – sowohl der Salon- als auch der Terrassenwagen sollten ganz den Geschmack seiner Hoheit treffen. Acht Wagen hatte der Hofzug von König Ludwig II. 1876 insgesamt. Zwei davon stehen seit 1952 im Nürnberger DB Museum. Nach 60 Jahren werden die prachtvollen Gefährte derzeit umfassend gesäubert und restauriert.

Rollendes Märchenschloss

Der bayerische König Ludwig II. hatte die Wagen 1864 mit seiner Regentschaft von Vater Maximilian übernommen. Zwei Jahre lang ließ er den Zug teuer und umfangreich umgestalten. Seine Devise dabei: Klotzen statt kleckern. Ludwig blieb auch hier seinem pompösen Stil treu, wollte dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. künstlerisch nacheifern. Nicht umsonst betitelten Zeitzeugen den Hofzug als "rollendes Märchenschloss" oder "Versailles auf Schienen".

Allzu oft scheint er aber gar nicht damit gefahren zu sein. Er habe den Zug mehr für private Fahrten aufs Land genutzt, berichtet Stefan Ebensfeld vom DB Museum. Für repräsentative Anlässe reiste der Märchenkönig dann doch meist eher inkognito. Der prunkvolle Zug sei ihm dafür wohl zu auffällig gewesen.

"Ludwig ist auch oft unter anderem Namen gereist." Stefan Ebenfeld, DB Museum

Blitzeblank dank "Königsschaum"

Die Arbeiten am und im Zug sind ein enormer Aufwand. Insgesamt eineinhalb Monate ist ein Expertenteam damit beschäftigt, den Prunkzug wieder auf Vordermann zu bringen. Restaurator Moritz Geissmann steigt dem Zug derzeit regelmäßig aufs Dach für das Projekt "Kronensäuberung". Mit Spezialschaum, besonders dicht und wasserarm, reinigt er die überdimensionale bayerische Krone. Vorsichtig trägt der Restaurator den "Königsschaum" auf, lässt ihn mehrere Minuten einwirken und saugt ihn dann mit dem Sauger ab. Zurück bleibt jede Menge Schmutz im Gerät. "Der Spezialschaum enthält kaum Wasser, ist zäh, reinigt effektiv" erklärt Geissmann.

Flicken mit Seidenfäden

Auch in den Wagen selbst herrscht reges Treiben. Das Restauratoren-Team muss höchst behutsam vorgehen, auf engstem Raum agieren. Keine leichte Position hat Textil-Restauratorin Mirjam Kaufmann. Viele Stunden hat sie zuletzt im Liegen verbracht, um mit feinstem Seidenfaden Schäden an royalen Polstern auszubessern. Sogar die königliche Reisetoilette hat sie wieder auf Vordermann gebracht. Im Unterlagenstoff des Aborts sind Mottenschäden aufgetreten. Ob der König höchstpersönlich einst auf dieser Toilette saß? Festlegen will sich Mirjam Kaufmann da nicht. Ausstattung und Abnutzung selbiger sprächen aber stark dafür.

Es wird noch einige Wochen dauern, bis die Eisenbahnwagen von 1870 wieder vollständig instand gesetzt sind. Interessierte Museumsbesucherinnen und -besucher können der Restaurierung mit etwas Abstand zugucken. Fragen sind durchaus erlaubt.

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