Ob bei Bosch, ZF oder Continental – bei den großen deutschen Autozulieferern werden Stellen abgebaut. Auch Schaeffler aus Herzogenaurach hat kürzlich angekündigt, Jobs zu streichen. Neben der schwachen Wirtschaftslage muss der Konzern auch noch mit den Folgen der Übernahme des Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco klarkommen. Unter dem Strich steht in der am Mittwoch vorgestellten Bilanz für das vergangene Jahr 2024 ein dickes Minus. Die Konzernführung sieht sich für die Herausforderungen nun aber gut aufgestellt.
Komplexe Bilanz für 2024 – mit tiefroten Zahlen
Die Jahresbilanz fällt heuer etwas komplexer aus als sonst, räumt Vorstandschef Klaus Rosenfeld gleich zu Beginn der Jahrespressekonferenz ein. Der Grund: die zum 1. Oktober vollzogene Übernahme des Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco. Die erschwert die Vergleichbarkeit der Zahlen.
So ist der Konzernumsatz um knapp 13 Prozent gestiegen – auf knapp 18,2 Milliarden Euro. Ein Plus, das zumindest weitgehend auf den nun in der Schaeffler-Bilanz aufgehenden Vitesco-Umsatz zurückzuführen sei. Unter dem Strich steht nach 310 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr nun ein dickes Minus von 632 Millionen Euro.
Konzernchef Klaus Rosenfeld spricht von einem "sehr schwierigen Jahr", betont aber auf BR-Nachfrage: "die Gründe dafür sind nicht schwaches operatives Geschäft und nicht Vitesco", sondern vielmehr Einmalaufwendungen. Man habe unter anderem Restrukturierungsrückstellungen gebildet und die Chance genutzt, "die Bilanz etwas aufzuräumen", so Rosenfeld.
"Mehr als nur ein Autozulieferer": Schaeffler sieht sich gut aufgestellt
Trotz des millionenschweren Verlusts im abgelaufenen Jahr: Schaeffler sieht sich gut gerüstet. Konzernchef Klaus Rosenfeld betont zwar, dass man die Elektromobilität als die Zukunft sehe. Gleichzeitig könne das Unternehmen aber weiter auch für Verbrenner- oder Hybridmotoren zuliefern.
Außerdem betont Rosenfeld: "Wir sind mehr als Auto. Wir können auch andere Sektoren bedienen." Darüber hinaus verfüge Schaeffler über eine intakte Innovationskultur. Durch die Fusion mit Vitesco ergebe sich bis zum Jahr 2029 ein Potential, das Konzernergebnis jährlich um 815 Millionen Euro zu steigern.
Für das laufende Jahr rechnet Schaeffler mit einem deutlichen Umsatzwachstum. Dieses ergebe sich allerdings auch durch die Übernahme von Vitesco. Beim Gewinn rechnen die Herzogenauracher mit einer Marge zwischen drei und fünf Prozent.
Schaeffler will Einstieg ins Rüstungsgeschäft prüfen
Mit Blick auf die erwartete Aufrüstung in Europa will Schaeffler außerdem den Einstieg ins Rüstungsgeschäft prüfen. Das Unternehmen liefert zwar bereits Teile für Militärhubschrauber in die USA. Dieses Geschäft trage bislang aber nicht einmal ein Prozent zum Konzernumsatz bei, so Klaus Rosenfeld. Nun wolle man eine Ausweitung des Geschäfts in dem Bereich prüfen.
Rosenfeld sprach von einer "interessanten Möglichkeit". Man sei dabei, sich das anzugucken, so der Konzernchef. Zuletzt hatte die EU-Kommission mit Blick auf die weltpolitische Lage angekündigt, einen neuen Rüstungs-Fonds auflegen zu wollen – in Höhe von 150 Milliarden Euro.
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