Die vergangenen drei Monate seien die anstrengendsten seines Berufslebens gewesen, sagt Unternehmer Josef Ramthun. Im April hat sich Franken Guss in ein sogenanntes Schutzschirmverfahren begeben. Die angeschlagene Gießerei aus dem unterfränkischen Kitzingen wollte auf diesem Weg erste Sanierungsmaßnahmen einleiten. Wie die Geschäftsleitung mitteilt, ist das Verfahren vor wenigen Tagen in eine Insolvenz in Eigenverwaltung übergegangen. Das Unternehmen will sich aus eigener Kraft sanieren.
Franken Guss: Verhandlungen mit Kunden erfolgreich
Während des dreimonatigen Schutzschirmverfahrens erhielten die Mitarbeiter ihren Lohn von der Agentur für Arbeit. Seit August führt Franken Guss den Betrieb unter Vollkosten weiter, erklärt Firmenchef Ramthun. Als geschäftsführender Gesellschafter steht er derzeit unter Aufsicht eines Sachwalters. Ramthun ist dennoch zuversichtlich: "Wir haben die Zeit genutzt, um mit allen Kunden neue Preisvereinbarungen zu machen und neue Zahlungskonditionen festzuschreiben."
- Zum Artikel: Kitzinger Franken Guss in Schutzschirmverfahren
Neben hohen Kosten für Material und Energie, macht dem Unternehmen der Preisdruck auf dem Markt für Gussteile zu schaffen. Die Gießerei fertigt in Kitzingen Bauteile aus Eisen und Aluminium – unter anderem für die Automobilindustrie. Bis Ende des Jahres, so die Hoffnung, will Franken Guss in den Regelbetrieb zurückkehren.
Gießerei will Stellen abbauen
Auch intern will Franken Guss Maßnahmen ergreifen: In Kitzingen soll zum Beispiel der Aluminiumguss von drei Schichten auf zwei Schichten umgestellt werden. Das bedeutet: Das Unternehmen wird deutlich weniger produzieren. "Wir merken, dass beim Auftragseingang die Mengen deutlich nach unten gehen. Da müssen wir uns eben anpassen", sagt Ramthun. Franken Guss hatte vor allem im Bereich der E-Mobilität mit höheren Verkaufszahlen gerechnet.
Um die Pleite zu verhindern, will Franken Guss künftig weniger Personal beschäftigen als derzeit. Rund 650 Mitarbeiter waren es zuletzt in Kitzingen. Etwa 60 bis 80 Stellen davon müsse Franken Guss streichen, sagt Ramthun. In ähnlicher Größenordnung sollen auch am zweiten Standort der Unternehmensgruppe, in Chemnitz, Stellen abgebaut werden.
Betriebsrat: Zwischen Unsicherheit und Zuversicht
Trotz der angespannten Lage bewertet der Kitzinger Betriebsratsvorsitzende Erich Mirnig die Maßnahmen weitgehend positiv. Die Unsicherheit unter vielen Angestellten sei groß. Der Stellenabbau sei jedoch bislang kaum spürbar. Demnach seien zuletzt mehrere Kollegen in Rente gegangen, deren Stellen nicht nachbesetzt werden. Andere Kollegen hätten das Unternehmen freiwillig verlassen, berichtet Mirnig: "Der Stellenabbau findet also bereits schleichend statt."
Mitarbeiter und Gewerkschaft fordern Förderprogramm
Betriebsrat, Belegschaft und die Gewerkschaft IG Metall hatten sich im Juni mit Forderungen an die bayerische Landespolitik gewandt. Darin forderten sie unter anderem ein "Bayerisches Förderprogramm für Gießereien". Damit war die Hoffnung verbunden, den besonders energieintensiven Betrieben den Umstieg auf erneuerbare Energien zu erleichtern. Rund 2.500 Personen haben die Forderungen unterzeichnet. Franken Guss ist einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Kitzingen.
Bei einem runden Tisch hatte Barbara Becker (CSU), Landtagsabgeordnete für den Stimmkreis Kitzingen, die Unterschriften entgegengenommen. Becker übergab die Unterschriften an den Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags. Die Möglichkeiten für ein solches, neues Förderprogramm schätzt Becker auf Anfrage gering ein. Allerdings ist sie zuversichtlich, dass Unterstützung durch den Freistaat möglich ist. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass bei Franken Guss die Insolvenz in Eigenverwaltung abgeschlossen ist. Ebenso müsse sich der Markt für Gussteile erholen.
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