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Weniger Schmetterlinge in Bayern - Experten schlagen Alarm

Wer draußen unterwegs ist, wundert sich vielleicht, dass in diesem teils heißen, aber auch gewittrigen Sommer wenige Falter zu sehen sind. Das deckt sich mit den Erkenntnissen der Schmetterlingsexperten vom LBV. Die warnen und schulen Naturfreunde.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Kälte im Mai und starke Gewitter haben den Schmetterlingen dieses Jahr zu schaffen gemacht. In ganz Bayern werden noch rund 3.000 Schmetterlingsarten verzeichnet, berichtet der Landesbund für Vogelschutz, LBV. Doch die jüngste Zählaktion von Schwalbenschwänzen und die Ergebnisse der Experten in der Zoologischen Staatssammlung in München lassen nur einen Schluss zu: Der Schwund hält an und ist in diesem Jahr besonders schwer für Tag- und Nachtfalter.

Das sind die Gründe für den Artenschwund

In den letzten Jahrzehnten sind laut Andreas Segerer von der Zoologischen Staatssammlung in München mehr Schmetterlingsarten verschwunden als in den Jahrhunderten vorher. Das Artensterben habe sich massiv beschleunigt in den letzten Jahrzehnten, Haupttreiber sei dabei nicht der Klimawandel: "Die meisten Schmetterlinge sind sogar wärmeliebend und würden profitieren. Sie tun’s aber nicht."

Das können die Wissenschaftler nachweisen, "weil eben Überdüngung, Pestizideinsatz, strukturelle Veränderungen im Gebiet viel, viel stärker und negativ wirken." Damit gemeint ist die intensive Landwirtschaft und die ständig zunehmende Versiegelung durch die Ausweitung von Wohn und Gewerbegebieten, den Flächenfraß. Kommt dann noch "schlechte Witterung" mit Nässe und Kälte hinzu, "dann drückt das noch einmal auf die Populationen."

Das liege auch daran, dass sich die Schmetterlinge viel schwerer fortpflanzen können in so einem Jahr, so Elisa Treffehn, die LBV-Schmetterlingsexpertin: "Ein heftiger Schauer oder Hagel kann Eier und Larven zerstören. Bei kühlem, regnerischem Wetter fliegen Tagfalter außerdem nicht und können sich somit auch nicht fortpflanzen".

Schmetterlinge brauchen vielfältige Landschaft und Vegetation

Beim Ortstermin am Keilberg wird deutlich, was Schmetterlinge brauchen: Den Hang hinauf zum Kalkfelsen sieht man freie Flächen mit Magerrasen. Ein Teil davon ist in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler Segerer freigeräumt worden. An einem guten Tag, sagt er, könnten wir über 50 Schmetterlingsarten sehen. In diesem Naturschutzgebiet kommen laut Segerer über das Jahr gesehen über 1.000 Arten vor.

Weil es aber an diesem Vormittag bedeckt ist, sind es gerade mal eine Handvoll. Weil die meisten Schmetterlinge nachtaktiv sind, hat man tagsüber ohnehin schlechte Karten, erklären die Wissenschaftler. Auch im heimischen Garten sind verschiedene Blumen gut für Schmetterlinge, allerdings keine Exoten aus Nordamerika oder Ostasien.

Heimische Pflanzen für heimische Schmetterlinge

Weil die verschiedenen Schmetterlingsarten ihre Larven an ganz bestimmten heimischen Pflanzen ablegen, ist es gut, viele verschiedene dazuhaben. Davon profitieren Bienen und Insekten. Aber auch magere Ecken im Garten sind kein Problem. Man kann dann einiges tun, sagt die Biologin Treffehn: "Heimische Wildblumen wie Majoran, Wasserdost, Hornklee und Seifenkraut locken mit ihren Farben und Düften Schmetterlinge an". Von Supermarkt-Blühmischungen rät Andreas Segerer ab, gut dagegen seien Pflanzen, die ohnehin wachsen würden. Auch ein Schottergarten kann gut für Schmetterlinge sein, wenn man den Unkrautvlies entfernt, so Segerer.

Was man kennt, schützt man besser – Artenkenntnisschulungen

Die Schmetterlingsexperten des LBV schulen in Zusammenarbeit mit der bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und mit der Zoologischen Staatssammlung Interessierte. Denn die Artenkenntnis sei "wichtig fürs Monitoring und ein "wichtiges Handwerkszeug beim Kartieren und Bewerten seltener und geschützter Arten." Was man kennt, das schützt man eher.

Segerer klagt darüber, dass in Schule und Universität viel weniger Wissen über heimische Tier und Pflanzenarten vermittelt werde. Die Artenkenntniskurse werden Online angeboten oder in Bayreuth bei einem viertägigen Seminar. Wer bei der Prüfung am 9. November mindestens 65 verschiedene Schmetterlinge kennt, kommt zum sogenannten BANU-Zertifikat in Bronze. Die Kurse wenden sich an Lehrer, Schüler und Studierende.

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