Ein Gebäude aus  Beton wird am Rande eines Kornfeldes errichtet.
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In Bayern wird täglich eine Fläche von 17 Fußballfeldern verbraucht - mit Beton versiegelt, mit Industrie, Häusern oder Straßen bebaut.

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Mehr statt weniger: Flächenverbrauch in Bayern steigt deutlich

Mehr statt weniger: Flächenverbrauch in Bayern steigt deutlich

In Bayern strebt die Koalition aus CSU und Freien Wählern bis 2030 einen Flächenverbrauch von täglich fünf Hektar an. Davon ist der Freistaat allerdings weit entfernt. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In Bayern wird täglich eine Fläche von 17 Fußballfeldern für den Bau von Gewerbe, Wohnraum und Verkehr verbraucht. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik für das Jahr 2022 hervor. Demnach werden pro Tag 12,2 Hektar von freier Fläche in Bauland umgewandelt. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Denn 2021 betrug der tägliche Flächenverbrauch noch 10,3 Hektar. Unter zehn Hektar pro Tag war der Wert zuletzt im Jahr 2017.

Wohnen, Industrie, Gewerbe und Straßen brauchen Platz

Mehr Raum für Wohnen, Industrie und Gewerbe sowie für den Verkehr. Das sind die Bereiche, in denen die Statistikbehörde Zuwächse beim Flächenverbrauch verzeichnet hat.

Neue Flächen beanspruchen demnach auch Versorgungsanlagen, etwa Kraftwerke, Photovoltaikanlagen und andere Formen der Erneuerbaren Energien. "Hier sehen wir eine deutliche Steigerung", sagt der Präsident des Landesamtes für Statistik, Thomas Gößl.

Mehr Flächenverbrauch in Oberfranken

In absoluten Zahlen ist Oberbayern der Regierungsbezirk mit dem größte Flächenverbrauch. Prozentual betrachtet, also anteilig der Gesamtfläche, meldet Oberfranken dagegen den deutlichsten Zuwachs. 720 Hektar wurden im vergangenen Jahr für Siedlungs- und Verkehrsflächen gebraucht, ein Plus von 0,8 Prozent. Mancherorts regt sich hier allerdings Widerstand gegen Neubauten. Landwirte und Naturschützer sind unter anderem gegen die geplante Ausweisung von neuen Gewerbegebieten in den oberfränkischen Gemeinden Berg mit 40 Hektar und Regnitzlosau mit 34 Hektar.

"Der Wegfall der Flächen ist für einige Landwirte existenzgefährdend", sagt die Hofer Kreisbäuerin Elke Browa. Der Nebenerwerbslandwirt Tomas Rödel aus Leimitz bei Hof wehrt sich gegen den Bau einer Ortsumgehungsstraße und spricht von Flächenfraß. "Für uns ist es ein unverhältnismäßiger Flächenverbrauch", sagt er. Rödel fordert mit Blick auf den Klimaschutz einfachere und pragmatischere Lösungen – auch angesichts knapper Kassen.

Staatsregierung strebt weniger Flächenverbrauch an

Eigentlich ist das Ziel der bayerischen Staatsregierung, den Flächenverbrauch im Freistaat zu reduzieren. Im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern stand 2018: "Wir streben bis 2030 einen maximalen Flächenverbrauch von fünf Hektar am Tag an". Auch in dem neuen Koalitionsvertrag von 2023 ist das noch die Vorgabe, allerdings sollten "die Entwicklungsmöglichkeiten für Wirtschaft, Wohnen, Kommunen und Infrastruktur nicht über Gebühr eingeschränkt werden".

Der Bund Naturschutz in Bayern kritisiert, dass mit dieser Formulierung der "Flächenfraß" weitergehen könnte. Konkrete Maßnahmen würden nicht angekündigt, so der Umweltschutzverband.

Flächenverbrauch heißt nicht gleich Beton

Insgesamt hat der Freistaat eine Fläche von 70.542 Quadratkilometern, so das Landesamt für Statistik. Mit 46 Prozent machen die landwirtschaftlichen Flächen den größten Anteil davon aus, etwa 35 Prozent sind Waldfläche. Die Landeshauptstadt München ist am dichtesten bebaut, sie hat den bayernweit höchsten Wert an Siedlungs- und Verkehrsflächen. Hier sind drei Viertel (75,4 Prozent) der Fläche verbaut.

Das Landesamt für Statistik weist allerdings darauf hin, dass zu Siedlungsgebieten auch nicht versiegelte Flächen wie Parks oder Gärten gehören. In München zählt beispielsweis auch der Englische Garten zur Siedlungsfläche.

  • Zum Artikel: Flächenverbrauch: Von diesen Ländern kann Bayern etwas lernen

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