Auf dem Gelände des Zolls in Wernberg-Köblitz im Landkreis Schwandorf wartet ein Lkw-Fahrer aus der Ukraine. Gerade haben ihn Zollbeamte nach dem Grenzübergang zu Tschechien von der Autobahn geholt. Jetzt steht sein Sattelschlepper vor einem weißen Container, an den eine große Schranken-artige Anlage angebracht ist. Ein gelb-schwarzes Schild warnt: Achtung Strahlung. Gleich wird der Anhänger geröntgt.
Zollbeamte brauchen viel Erfahrung
Der Trucker wird kurz eingewiesen, bekommt einen Hinweiszettel in seiner Landessprache und fährt dann langsam an den Container heran, als die Ampel auf grün springt. Das Durchleuchten kann beginnen. Im Container sitzt ein Zollbeamter, der sich bereits die Frachtpapiere hat geben lassen. Auf dem Bildschirm vor ihm ist auf den ersten Blick nicht viel zu erkennen. Nur die Umrisse des Lastwagens sind zu erkennen. Es brauche einiges an Erfahrung, um etwas zu erkennen, sagt der Zoll-Beamte. Mittlerweile wisse er schon genau, wie unterschiedliche Fracht jeweils aussehe. Dieser Lastwagen transportiert Holz, was auch das Röntgenbild bestätigt.
Mit Technik gegen Schmuggelware
Würde das, was auf dem Röntgenbild zu sehen ist, nicht mit der Angabe auf den Frachtpapieren zusammenpassen, würde er den Sattelschlepper genauer untersuchen lassen, sagt der Beamte, der anonym bleiben möchte. Verstecke und Hohlräume seien ebenfalls sehr gut zu erkennen. Besteht ein Verdacht, würden auch andere Geräte, wie Video-Sonden oder spezielle Geräte zur Überprüfung von Ersatzreifen, eingesetzt. Im Zweifelsfall kann sogar der ganze Auflieger mit mehreren Hebevorrichtungen angehoben werden.
Seit er beim Zoll ist, sei schon alles Mögliche gefunden worden. "Es gibt nichts, was wir nicht schon hatten", sagt der Beamte. Natürlich große Mengen Drogen und Zigaretten, aber auch ganze Anhänger voller Gewehre. Selbst zwei Boden-Luft-Lenkwaffen stellte der Zoll in Wernberg-Köblitz bereits sicher.
10,4 Millionen Zigaretten sichergestellt
Ein besonderer Fund aus dem Dezember 2021 beschäftigt Zoll und Staatsanwaltschaft bis heute. Ende vergangenen Jahres durchleuchteten die Beamten einen Brummi, der bis unter das Dach des Anhängers mit Paletten voller Zigaretten beladen war. 10,4 Millionen Stück, das sind rund 25.000 Stangen im Wert von knapp dreieinhalb Millionen Euro – offenbar bestimmt für die Niederlande. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Steuerschaden von rund zwei Millionen Euro aus. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg handelt es sich dabei um den größten Fund im Zuständigkeitsbereich der Behörde seit Jahren. Anfang Mai muss sich der Fahrer vor Gericht verantworten. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.
Bei der Kontrolle des ukrainischen Fahrers hat der Zoll heute nichts gefunden. Der Beamte gibt dem ukrainischen Fahrer lediglich noch Tipps für die bald notwendige Verlängerung seines Arbeits-Visums mit auf den Weg. Dann kann er weiterfahren. Vor der Lastwagen-Röntgenmaschine wartet da schon der nächste Lastwagen.
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