Es ist der "schönste Ort auf Erden" sagen welche, die schon mal dagewesen sind - auf einem der unzähligen Zeltlager, die seit 1953 unter Federführung des evangelischen Dekanats Weilheim organisiert wurden: die Halbinsel Lindenbichl im Staffelsee. "Die Teilnehmenden erleben eine Gemeinschaft, die man selten an einem anderen Ort erleben darf", sagt Jugendleiterin und Inselchefin Ruth Grünwald. Der exotische Platz am Staffelsee, der nur mit dem Boot erreicht werden kann, bietet Kindern und Jugendlichen Ferien mit Wasser und Bergen.
Die Faszination des Staffelsees mit seinen sieben Inseln begegnet dem Blick auf Benediktenwand, Heimgarten, Hoher Kiste und dem Ettaler Mandl. 30 bis 40 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer organisieren den Betrieb für rund 300 Kinder und Jugendliche, die in verschiedenen Gruppen und Lagern für zwei Wochen gleichzeitig in der Zeltstadt leben können. 2.000 bis 3.000 Teilnehmende zählen die Veranstalter jedes Jahr. Wegen Corona war der 25 Hektar große Platz zwei Jahre verwaist.
Praktische Nachbarn und historische Schätze
Die Nachbarschaft zur Campinginsel "Buchau" und der größten Insel im Staffelsee, der "Wörth", verbindet praktischen Nutzen und historische Schätze. Die Buchau wird als öffentlicher Campingplatz von Seehausen aus mit einem Lasten-Boot regelmäßig angefahren und versorgt. Das machen sich die Organisatoren von "LiBi" zu Nutze. Die Teilnehmenden können nur vom See aus ins Lager kommen, die Versorgung der Insel wird von den Ehrenamtlichen mit der "Blende", wie der Lastenkahn heißt, mit den Bootsbetrieben in Seehausen organisiert. Die "Blende" ist auch das Boot, mit dem im normalen Fährbetrieb die wild lebenden Rinder auf die Insel Wörth transportiert werden.
Historische Bedeutung durch Römer und Kelten
Die Wörth verdankt ihre historische Bedeutung den Kelten und später den Römern, die hier gelebt haben. Ihre eigentliche Bedeutung für Bayern und Deutschland hat sie aber durch die Benediktinermönche, die hier im 8. und 9. Jahrhundert ein Filialkloster von Benediktbeuern betrieben haben. In deren Schreibwerkstatt soll das Wessobrunner Gebet entstanden sein, die älteste Handschrift in deutscher Sprache. Beweise gibt es für den Ursprung dieser Handschrift im Staffelsee nicht – die Reste des Klosters und der alten Kirche verschwanden im 19. Jahrhundert. Aus seinen Steinen wurde die Dorfkirche von Seehausen errichtet.
Neue Sanitäranlagen ein "Coronagewinn"
Zwei Jahre lang war die Halbinsel Lindenbichl praktisch sich selbst überlassen. Jugendleiter Daniel Kracke nennt es einen Coronagewinn, dass in der letzten Saison die sanitären Anlagen erneuert werden konnten. Zeitgemäße Toiletten – und Duschräume wurden barrierefrei gebaut und erzeugen jetzt mit Solarstrom vom eigenen Dach warmes Wasser. Der Bau war eine logistische Herkulesaufgabe. Jeder Stein, jeder Balken, jede Fliese musste mit dem Lastenkahn zur Insel transportiert werden. Viele Arbeiten wurden von Ehrenamtlichen geleistet. 400.000 Euro kostet das neue Klohaus, 100.000 Euro muss das evangelische Dekanat Weilheim durch Spenden aufbringen. Die Zukunft von "LiBi" wurde auch vertraglich auf einen aktuellen Stand gebracht. Die Erbengemeinschaft aus Seehausen, der das Eiland im Naturschutzgebiet gehört, hat es für weitere 25 Jahre an das Evangelische Dekanat Weilheim verpachtet. Die Investition in die neuen Anlagen hat sich gelohnt. Für die vielen Ferienkinder der anstehenden Sommerferien wird der Aufenthalt auf der Insel mit ihrem legendären Flair noch angenehmer. Für viele Ehemalige, die schon da waren, - wie gesagt - der "schönste Ort auf Erden".
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!