Der Wecker klingelt. Das Kind kommt nicht aus den Federn, hat schlecht geschlafen, wollte am Abend schon nicht ins Bett gehen. Es klagt über Bauchschmerzen oder Übelkeit, will nicht in die Schule gehen. Kommt das öfter vor, leidet das Kind – wie viele andere Kinder und Jugendliche – vielleicht unter Schulangst.
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Verschiedene Ängste im Schulkontext
Katharina Bundscherer-Meierhofer, Schulpsychologin am Privatgymnasium Pindl in Regensburg, erklärt, Schulangst sei keine eigenständige Diagnose. Stattdessen bezeichne der Begriff verschiedene Ängste, die im Kontext Schule auftreten können – etwa die Angst vor Prüfungen, die Angst vor einer Lehrkraft, die Angst vor Mitschülerinnen und Mitschülern oder die Angst vor dem Schulweg.
Die Schulpsychologin betont, dass Angst etwas Natürliches und – gerade auch für Kinder – wichtig sei. Denn Ängste warnen vor Gefahren. "Problematisch wird es aber, wenn diese Ängste sehr lange andauern und wenn dadurch die Kinder beeinträchtigt werden", sagt Bundscherer-Meierhofer.
Symptome von Schulangst können variieren, denn sie äußere sich auf verschiedenen Ebenen: "Wir unterscheiden zwischen körperlicher, emotionaler, verhaltensbezogener und kognitiver Ebene", so Bundscherer-Meierhofer. Körperliche Anzeichen seien zum Beispiel Kopf- oder Bauchschmerzen. In ihren Köpfen würden sich die Kinder das Schlimmste ausmalen, sogenannte "Katastrophengedanken" haben. Auf Verhaltensebene äußere sich Schulangst in einer Verweigerung des Schulbesuchs, Wutanfällen oder Protest.
Angst mit Folgen
Schulangst sei ein ernstzunehmendes Problem, denn laut Katharina Bundscherer-Meierhofer könne die Angststörung weitreichende Folgen haben. Vor allem dann, wenn sie lange unentdeckt und unbehandelt bleibe. "Gerade Kinder und Jugendliche, die lange von der Schule fernbleiben und viele Fehltage sammeln, haben natürlich ganz viele entscheidende schulische und soziale Erfahrungen nicht machen können und das hemmt letztendlich die persönliche Entwicklung", erklärt die Schulpsychologin.
Schulangst beeinflusse außerdem auch die schulischen Leistungen. Schülerinnen und Schüler könnten sich weniger gut auf Prüfungen vorbereiten, was oft schlechte Noten zur Folge habe.
Schulübertritt als "Falle"
Laut Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, befördert auch das bayerische Schulsystem die Entstehung von Ängsten. "Wir haben im Schulsystem Formate, aber auch Vorgaben, die für manche Kinder so viel Angst produzieren, dass die Kinder nicht mehr Leistung produzieren können", sagt Fleischmann, die selbst viele Jahre als Schulpsychologin tätig war.
Sie kritisiert den Übertritt in der vierten Klasse, bezeichnet diesen als "systemimmanente Falle". In Bayern werden Viertklässler auf Basis ihrer Noten in Mathe, Deutsch und HSU auf drei Schultypen – Gymnasium, Realschule und Mittelschule – verteilt. Das halte der BLLV für nicht sinnvoll. Das erzeuge Druck und Ängste.
Reizthema unangekündigte Tests
Auch die Prüfungskultur kritisiert Fleischmann: "Wir haben gerade die Diskussion um unangekündigtes Exen, wo manche Menschen davon ausgehen, die wahre Leistung zeigt ein Kind nur, wenn wir unangekündigt Schulaufgaben oder Exen schreiben. Mein Verständnis ist ein ganz anderes."
Hilfe vor Ort
Mit ihren Ängsten sind Kinder und Jugendliche wie auch deren Eltern aber nicht allein. Laut Dr. Katharina Bundscherer-Meierhofer gibt es verschiedene Einrichtungen, die Hilfe leisten können, etwa Schulberatungs- und Erziehungsberatungsstellen. In der Schule selbst sind Schulpsychologen gute Berater. "Wir sind hier vor Ort, das heißt, das Angebot ist sehr offen gestaltet. Die Kinder können, wenn sie wollen, einfach an die Tür klopfen", sagt Bundscherer-Meierhofer.
Die schulpsychologische Versorgung ist nach Angaben des Bayerischen Kultusministeriums gedeckt. Insgesamt 1.090 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen stünden Schülerinnen und Schülern beratend zur Seite.
Bundscherer-Meierhofer rät Eltern darüber hinaus zur offenen Kommunikation. Mit Gesprächsangeboten könnten sie ihre Kinder zusätzlich unterstützen und Ängsten vorbeugen.
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