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Schulpsychologen haben in Bayern eine besondere Rolle: Sie verfügen über eine Doppelqualifikation, denn sie sind in der Regel sowohl Lehrkraft als auch Psychologe. Im Schnitt ist ein Schulpsychologe in Bayern laut Zahlen des Statistischen Bundesamts für rund 3.500 Schüler zuständig. Hinzu kommt: Auch das Lehrpersonal kann bei einem Schulpsychologen Hilfe bekommen. In Bayern gibt es im Schnitt eine Schulpsychologenstelle auf rund 200 Lehrkräfte.
Lange Wartezeiten bei Schulpsychologen
Obwohl Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern gut aufgestellt sei, seien viele Schulpsychologen überlastet – es gebe lange Wartezeiten. So sei es häufig nur möglich, "dringende Krisenfälle" abzuarbeiten, sagt ein Sprecher des Landesverbands Bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (LBSP) im Gespräch mit BR24.
Das liege ein Stück weit auch an der Doppelfunktion der Schulpsychologen. Weil diese auch an den Schulen als Lehrkraft arbeiten, haben sie weniger Zeit für die Tätigkeit als Psychologen. Die Aufteilung gehe häufig zulasten der schulpsychologischen Tätigkeit.
Kultusministerium: Verknüpfung von Feld- und Fachkompetenz
Die Idee dahinter: Durch diese bundesweit einmalige Regelung soll eine enge Verknüpfung von Fachkompetenz in Form der schulpsychologischen Tätigkeit und Feldkompetenz, der praxisnahen Unterrichtserfahrung, erreicht werden, so eine Sprecherin des Kultusministeriums auf Anfrage von BR24. Zudem seien Schulpsychologen im Freistaat Teil der Schulfamilie, persönlich bekannt und direkt vor Ort ansprechbar.
Dabei gibt es viel zu tun. Wie die Schüler benötigen auch Lehrkräfte immer wieder Unterstützung. Die Angebote der Schulpsychologen sind verschieden: Neben einem Coaching und einer Supervision kann ein Schulpsychologe auch Lehrkräfte zu Strategien zur Konfliktlösung oder Stressbewältigung beraten. Lehrer fühlten sich oft ausgelaugt oder gestresst. Besonders in bestimmten Situationen, wie kurz vor dem Übertritt der Schüler an weiterführende Schulen, sei der Druck hoch, so der Sprecher des LBSP. Krankheitsfälle in der Lehrerschaft befeuerten dies.
Manche Lehrer scheuten sich, Hilfe innerhalb der eigenen Schule in Anspruch zu nehmen. Sie würden sich unwohl fühlen, wenn Kollegen etwas davon mitbekämen – obwohl strengstes Vertrauen herrsche.
Deutschlandweiter Vergleich: Bayern steht gut da
In den vergangenen Jahren seien die Kapazitäten in der Schulpsychologie sukzessive ausgebaut worden, heißt es aus dem Kultusministerium. Wie eine Abfrage des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), Sektion Schulpsychologie, für das Jahr 2022 zeigt, steht der Freistaat im Vergleich zu anderen Bundesländern mit rund 3.500 Schüler pro einem Schulpsychologen gut da. In Berlin oder Hessen sei die Situation ähnlich. Zum Vergleich: In Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt kommen zwischen 9.100 und 9.800 Schüler auf einen Schulpsychologen. In anderen Staaten sind die Zahlen teils deutlich niedriger. In Dänemark wird eine Relation von 1:800 angestrebt, in Estland gar 1:690.
"Wir brauchen schulpsychologische Vollzeitstellen"
Laut dem Landesverband Bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen gibt es in Bayern rund 1.000 Psychologen, die schulpsychologische Leistungen anbieten. Diese arbeiten jedoch nicht alle in Vollzeit. Was helfen könnte: "Wir brauchen schulpsychologische Vollzeitstellen", fordert der LBSP-Sprecher. An staatlichen Schulberatungsstellen gebe es die. Das seien dann aber keine Lehrer, sondern Verwaltungsbeamte. Dieser Schritt werde nicht konsequent genug durchgezogen.
Team Lehrergesundheit soll Situation verbessern
Die Angebote der Staatlichen Schulberatung im Bereich Lehrergesundheit sollen die Situation verbessern. Die Ziele sind eine fortlaufende Professionalisierung und eine Steigerung der Berufszufriedenheit von Lehrkräften, etwa durch Entlastung im Berufsalltag.
Dazu sind rund 500 Schulpsychologen und Beratungslehrkräfte mit entsprechender Ausbildung in den bayernweit tätigen Teams Lehrergesundheit im Einsatz, teilt eine Sprecherin des Kultusministeriums mit. Sie bieten an Schulen und Schulberatungsstellen verschiedene Hilfen an. Dazu zählt unter anderem das Coaching von Schulleitern, etwa zur Reflexion von Rollenerwartungen oder Führungskonzepten. Auch persönliche oder telefonische individuelle Beratungen sind möglich.
Im Video: PULS Reportage - Quereinstieg als Lehrkraft
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