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HVO100 wird aus biogenen Rest- und Abfallstoffen hergestellt, wie zum Beispiel aus Frittierfett. Der Vorteil: Gegenüber fossilem Diesel können die Treibhausgase um bis zu 90 Prozent gesenkt werden, hob jüngst unter anderem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hervor. Bisher waren im Rahmen der sogenannten Standard-Dieselnorm EN 590 nur Beimischungen mit einem begrenzten Anteil erneuerbaren Komponenten möglich.
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Der Verkauf des Biokraftstoffes HVO100 an deutschen Tankstellen kann in den nächsten Wochen beginnen. Die geänderte Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen ist durch. Jetzt geht es nur noch um den Eintrag in das Bundesgesetzblatt. Das kann zwischen ein paar Tagen und ein paar Wochen dauern.
Angebot an Tankstellen wohl zunächst überschaubar
An vielen Zapfsäulen hierzulande wird man aber auch nach der offiziellen Einführung in diesem Monat vergeblich nach dem neuen Kraftstoff Ausschau halten. Der Bundesverband freier Tankstellen (bft) macht wenig Hoffnung darauf, dass die Spritsorte schnell flächendeckend eingeführt wird. Das politische Gezerre im Vorfeld der Veränderung der Verordnung sorgte in der Branche für Unsicherheit. Seit dem vergangenen Jahr habe man auf die Freigabe gewartet, heißt es beim Verband.
Zudem haben die Betreiber von Tankstellen nur eine beschränkte Anzahl an Tanks vor Ort. Sie müssen sich also entscheiden, welche Kraftstoffsorte sie unter Umständen für HVO100 aus dem Sortiment nehmen. Für die Benzinsorte E5 und die Dieselsorte B7 gibt es Bestandsschutz, das heißt, diese beiden Sorten müssen Autofahrern auch in Zukunft angeboten werden. Der Tankstellenbetreiber Shell hat nun angekündigt, im Laufe des Jahres gerade mal an zwölf Tankstellen den alternativen Kraftstoff anzubieten. Mittel- bis langfristig rechnet man aber beim bft und dem Mineralölverband en2x mit einem breiteren Angebot an HVO100 hierzulande.
Industrie kann liefern, aber nicht genug für alle
Pro Jahr werden in Deutschland Milliarden Liter Diesel verbraucht. Laut en2x waren es 2023 rund 40 Milliarden Liter. In anderen Worten: Pro Tag liegt der Verbrauch demzufolge bei 109 Millionen Liter Diesel. Diese Menge vollständig durch HVO100 oder andere biogene Kraftstoffe zu ersetzen, wird kaum möglich sein. Und das sei auch gar nicht so vorgesehen, meint Jörg Hübeler.
Hübeler arbeitet für die finnische Firma Neste. Der Manager ist unter anderem für die Marktentwicklung in Deutschland zuständig. Neste gehört neben Eni und Total zu den großen Herstellern der Branche. Die Firma stellt derzeit nach eigenen Angaben pro Jahr 3,3 Millionen Tonnen erneuerbare Produkte her. Dazu zählen erneuerbarer Diesel (HVO100) und nachhaltiger Treibstoff für Flugzeuge (SAF). Seit Ende letzten Jahres sei man weltweit palmölfrei, versichert Hübeler BR24. Als Rohstoffe werden alte Fette und Öle verwendet, unter anderem Frittenfett oder Abfälle aus der Fisch- und Lebensmittelindustrie sowie Rückstände aus der Pflanzenölproduktion. Geplant ist, bis 2026 die Produktionskapazität auf 6,8 Millionen Tonnen zu steigern.
Einsatz nicht unbedingt im Pkw-Sektor
Insgesamt wird von Neste und anderen Experten geschätzt, dass bis 2040 bis zu 40 Prozent des jährlichen Rohölbedarfs für den Transportsektor aus biogenen Kraftstoffen ersetzt werden kann. Man könne also nicht den fossilen Kraftstoff jedes Diesel-Fahrzeugs substituieren, meint Hübeler. Er und auch andere, wie der bft-Geschäftsführer Daniel Kaddik, sehen die Einsatzmöglichkeiten sowieso vorrangig im Schwerlast-Bereich. Dort, wo es schwer sei, Alternativen zu finden, sei der Einsatz biogener Kraftstoffe sinnvoll. Als Beispiel nennt Hübeler Mähdrescher oder den Schwerlastverkehr.
Gerade im Pkw-Bereich halten er und andere nach wie vor auch die Elektromobilität für wichtig. Für die Dekarbonisierung des Verkehrs brauche man mehrere Lösungen. Bevor man nun allerdings HVO100 tankt, sollte man sicherstellen, ob das eigene Fahrzeug diesen Kraftstoff überhaupt verträgt, beziehungsweise dafür zugelassen ist.
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