Nachdem ein Berater einer Bankfiliale in Schweinfurt in den vergangenen Jahren Kunden um mehrere hunderttausend Euro betrogen haben soll, sitzt er als Verdächtiger nun in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft. Das haben das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Schweinfurt in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt gegeben. Zuvor hatte die Polizei die Wohnungen des Mitarbeiters und seiner mutmaßlichen Komplizen und anschließend auch die Bankfiliale am Schweinfurter Rossmarkt durchsucht.
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Ermittlungen richten sich nicht gegen die Bank selbst
Peter Schleich, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, erklärt auf BR24-Anfrage, dass die Ermittlungen sich nicht gegen die Sparkasse richten würden. Die Bank unterstütze das Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft, um den Verdacht gegen einen Mitarbeiter aufzuklären. Schleich ergänzt, er bitte um Verständnis, dass in diesem laufenden Verfahren keine weiteren Angaben gemacht werden können. Es seien die Auswertung der Unterlagen und die weiteren Ermittlungen abzuwarten.
Ermittlungskommission: Vorwürfe zum Teil verjährt
Der tatverdächtige Bankberater soll in den vergangenen Jahren mehrere Anleger um mehrere hunderttausend Euro betrogen haben. Mit dem Geld soll er seinen "aufwendigen Lebensstil" finanziert haben, heißt es von der Polizei. Die Polizei hatte den 57-Jährigen bereits gestern Vormittag vorläufig festgenommen.
Der Tatvorwurf lautet besonders schwerer Betrug und Untreue in mehreren Fällen. Gegen mutmaßliche Komplizen wird laut Polizei wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Eine Ermittlungskommission aus Kriminalbeamten und Wirtschaftskriminalisten soll jetzt das umfangreiche Beweismaterial sichten. Es zeichne sich nach bisherigen Ermittlungen aber bereits ab, dass die Vorwürfe teilweise schon verjährt sein könnten, so eine erste Einschätzung der Ermittler.
Banken-Experte spricht von "großem Image-Schaden"
Matthias Muck ist Professor für Banking und Finanzcontrolling an der Universität Bamberg. Er betont im BR-Gespräch, dass Anlageberater weiterhin Menschen seien, denen man vertraue. "Und wenn dann rauskommt: Die haben mich um mein Geld geprellt, die haben Geld abgezwackt. Dann ist das natürlich ein großer Image-Schaden", so Muck. Das könne zum Teil auch existenzbedrohend sein.
Es sei die Aufgabe von Banken, hierfür Systeme zu entwickeln, um solche Fälle auszuschließen. Sie könnten zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz tracken, ob es Unregelmäßigkeiten bei Zahlungen gebe.
Experte geht von Einzelfällen aus
Der Experte geht von "Einzelpersonen, einzelnen schwarzen Schafen" aus, die in betrügerischer Absicht unterwegs seien. Muck betont, dass nach seinen Erkenntnissen die meisten Anlageberater seriös arbeiten. Trotzdem hält er es bei Beratungsgesprächen für wichtig, nochmal nachzufassen, ob man alles verstanden habe und auch zu prüfen, ob alles dokumentiert wurde.
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