Die Belegschaft des Wälzlagerunternehmens SKF am Standort Schweinfurt wurde am Montag in zwei außerordentlichen Betriebsversammlungen darüber informiert, dass die Konzernleitung in Schweden beschlossen hat, für den Automobilzulieferer-Bereich ein eigenes, weltweit tätiges Unternehmen zu gründen. Doch was bedeutet das für die rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schweinfurt? Müssen einige von ihnen nun um ihre Stellen bangen?
Betriebsrat: Sorge um die Belegschaft
Norbert Völkl, der Betriebsratsvorsitzende vom SKF-Standort Schweinfurt, sagte gegenüber BR24, dass dem Betriebsrat nun vor allem wichtig sei, dass "für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem Betriebsübergang die erworbenen Rechte wie Betriebszugehörigkeit und damit Kündigungsschutz, der bisherige Tarifvertrag, die bisher geltende Tarifbindung oder die erworbenen Rechte bei der Betriebsrente mindestens übernommen werden".
Forderung: Sozialverträgliche Lösungen
An den deutschen Standorten Schweinfurt, Lüchow und Mühlheim sind nach Schätzung von Völkl in Summe rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die rein dem Bereich Automobil-Zulieferung zuzuordnen sind. Wie viele es alleine am Standort Schweinfurt sind, das konnte Völkl nicht sagen. Für den Fall, dass es zu "Personalüberhängen" kommt, will Völkl für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf "sozialverträglichen Lösungen" bestehen.
Stärkung der Industriebranche für Zukunft?
Gegenüber BR24 sagte Völkl: "Meine Erwartung ist auch, dass sich unsere Geschäftsführung Gedanken darüber macht, wie man die Industriesparte für die Zukunft wieder stärken und ausbauen kann." Laut einem Unternehmenssprecher von SKF in Schweinfurt macht "der Bereich Automotive neben dem starken Industriegeschäft in Schweinfurt auch einen wesentlichen Teil des Umsatzes der SKF GmbH mit den Werken in Schweinfurt, Lüchow und Mühlheim aus."
Unternehmen hält sich bedeckt
Auf die Frage, welche Umsätze die Automobil- bzw. die Industriesparte erwirtschaften und wie viele Mitarbeitende von dieser Abspaltung in Schweinfurt betroffen sind, schreibt der Unternehmenssprecher: "Konkrete Umsatzzahlen geben wir hier nicht heraus. Bezüglich der Beschäftigten können wir im Moment auch noch keine genauen Zahlen nennen."
Ausgleich der unterschiedlichen Sparten
Das schwedische Unternehmen hatte mitgeteilt, dass die Abspaltung des Automobil-Zulieferungsgeschäfts vom Industriegeschäft geplant sei. Schon im ersten Halbjahr 2026 soll an der Börse von Stockholm dieses neue Unternehmen notiert werden. Aus Sicht von Betriebsratsvorsitzenden Völkl hatte das gemeinsame Unternehmen mit den Bereichen Automobil-Zulieferung und Industrie-Zulieferung bislang jedoch immer den Vorteil, dass ein wirtschaftlich stärkerer Bereich den schwächeren gut ausgleichen konnte.
Entscheidung für die Zukunft
Wie berichtet, sind der Verwaltungsrat von SKF und die Geschäftsführung in Göteborg dagegen davon überzeugt, dass durch die Aufspaltung des Konzerns in zwei separate Unternehmen langfristiger Wert geschaffen werden könne, der Kundschaft, Mitarbeitenden sowie Aktionärinnen und Aktionären zugute komme, wird Hans Stråberg, Vorsitzender des Verwaltungsrats von SKF, in einer Pressemitteilung zitiert. Eine Abspaltung würde die Fähigkeit von Automotive erhöhen, sich schneller an die sich wandelnden globalen Automobilmärkte anzupassen.
Profitable Wachstumschancen
Die Strategie ermögliche es dem Unternehmen, unabhängige Entscheidungen und Investitionen zu treffen. Ein maßgeschneidertes und schlankeres Geschäftsmodell im Automobilbereich würde den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens weiter stärken und zusätzliche profitable Wachstumschancen eröffnen, während gleichzeitig die Transformation seines Profitabilitätsniveaus beschleunigt werde, heißt es von SKF in Göteborg.
Personallabbau in Schweinfurt
Norbert Völkl geht davon aus, dass – unabhängig von dieser Unternehmensabspaltung – Ende 2025 etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Schweinfurt weniger "an Bord" sein werden als noch vor etwa zwei Jahren. Mit einer Abspaltung des Automobil-Zulieferer-Bereichs würde laut Völkl das Unternehmen – und damit auch der Standort Schweinfurt – noch kleiner werden.
Das Unternehmen bestätigte im März auf Anfrage von BR24, dass der Personalstamm zuletzt noch bei rund 4.000 Mitarbeitenden lag, im Augenblick bei rund 3.500 liegt und Ende 2025 voraussichtlich den Stand von rund 3.000 erreichen wird. Der Stellenabbau bei dem Wälzlagerunternehmen solle ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Das Unternehmen habe zuletzt für dieses Jahr einen Überhang von rund 200 Beschäftigten prognostiziert, hieß es zuletzt von der IG Metall. SKF beschäftigt weltweit über 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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