Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt
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Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt

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Schweinfurter Krankenhaus schließt: 800 Mitarbeiter betroffen

Das Schweinfurter Krankenhaus St. Josef wird zum Ende des Jahres geschlossen. 800 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Die Hoffnung, dass der Bezirk Unterfranken das Haus übernimmt, habe sich nicht erfüllt, heißt es. Die Betreiber bedauern das Aus.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Das Schweinfurter Krankenhaus St. Josef mit knapp 800 Mitarbeitern wird bis zum 31. Dezember geschlossen. Das Krankenhaus wird seit 93 Jahren vom katholischen Würzburger Orden "Kongregation der Schwestern des Erlösers" betrieben. Schwester Oberin Monika Edinger bedauerte bei einem Pressegespräch diesen Schritt zutiefst.

Die Kongregation sieht sich aus wirtschaftlichen Gründen, den finanziellen Einschnitten und durch die Unsicherheit der Krankenhausreform nicht mehr in der Lage, das Krankenhaus weiterzubetreiben. Der Geschäftsführer des Krankenhauses St. Josef, Norbert Jäger, nannte ein Beispiel für die wirtschaftlichen Einschnitte: Am 6. Dezember 2022 sei festgelegt worden, dass ambulante OPs nur noch zu einem Drittel der bisherigen Leistungen vergütet werden.

Bezirkstag stimmt gegen Übernahme

Die Geschäftsleitung hatte noch bis zum Dienstagmittag gehofft, dass der Bezirk Unterfranken das Haus übernimmt. Der Bezirkstag hat jedoch mit 17 zu vier Stimmen weiteren Gesprächen für eine mögliche Übernahme eine Absage erteilt. Bezirkstagspräsident Stefan Funk bedauert das, argumentiert aber damit, dass bereits drei Krankenhäuser in Unterfranken als sogenannte freiwillige Leistungen betrieben werden. Als Schweinfurter sagte er: "Für Schweinfurt ist das eine Katastrophe". Mit dem Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus gibt es ein weiteres Krankenhaus für die Stadt und die Region.

Krankenhaus erzielte Verlust im Vorjahr

Das Krankenhaus St. Josef hatte laut dem Geschäftsführer der Kongregation, Martin Stapper, bis 2022 ausgeglichene Ergebnisse erzielt. Im Jahr 2023 hatte das Haus dann einen Verlust von mehr als vier Millionen Euro verkraften müssen. Es habe laut Stapper einen weiteren möglichen Übernehmer des Krankenhauses gegeben. Den Namen wollte er nicht nennen. Schwester Oberin Monika Edinger sagte wörtlich: "Wir fühlen uns von der Gesundheitspolitik im Stich gelassen. Es ist unverantwortbar, dass uns die Politik einfach ausbluten lässt." Abschließend sagte sie: "Wir haben wirklich alles versucht." Die Kongregation hat keine ihrer Schwestern mehr im Arbeitsleben, nun müssten 110 alte Schwestern versorgt werden, so Edinger weiter.

Hunderte Mitarbeiter von Schließung betroffen

Betroffen sind konkret von der Schließung des Krankenhauses 90 Ärzte und Ärztinnen, 430 Pflegekräfte und 50 Mitarbeiter in der Verwaltung. Die restlichen Mitarbeiter haben andere Aufgaben im Krankenhaus. Das Haus hat 272 Betten und behandelte zuletzt rund 20.000 Menschen ambulant und rund 10.000 stationär. Vor dem Pressegespräch wurden die Mitarbeiter informiert. "Der Schock bei den Mitarbeitenden war deutlich zu spüren. Es gab sehr viele Emotionen, von Enttäuschung über Trauer bis zu Wut", sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses St. Josef, Norbert Jäger. Nun muss mit der Mitarbeitervertretung ein Sozialplan ausgehandelt werden.

Mitarbeitervertretung will sich rechtlich beraten lassen

Die Mitarbeitervertretung des St. Josef Krankenhauses will den Mitarbeitenden für alle Anliegen zur Verfügung stehen und das Beste geben, um schnellstmöglich weiterzuhelfen. Außerdem werde man sich von einem Rechtsanwalt für Arbeitsrecht beraten lassen, um bestmöglich vorbereitet zu sein, wenn es um den Sozialplan geht, so Klaus Rieger, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung (MAV) "Es ist eine sehr traurige Situation für alle Mitarbeitende, ein schwerer Schlag für uns aber auch für die Versorgung in Schweinfurt und dem Umland", so Rieger.

Beide Immobilien sollen vermarktet oder vermietet werden

Es ist möglich, dass das Krankenhaus schon deutlich vor Jahresende seinen Betrieb einstellen, einzelne Abteilungen schließen wird oder einzelne medizinische Leistungen nicht mehr erbringen kann, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorzeitig andere Arbeitsplätze finden, sagte Martin Stapper. Für ihre beiden Immobilien, das Haupthaus und die Palliativstation, hat die Kongregation künftig keine Verwendung mehr. Die Häuser sollen vermarktet oder vermietet werden. Das Krankenhaus hat Abteilungen für Chirurgie, Innere, Orthopädie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Notaufnahme und Anästhesie. Auch die Palliativstation des Krankenhauses wird geschlossen.

CSU-Mandatsträger bedauern Klinikschließung

Die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber sowie die CSU-Landtagsabgeordnete Martina Gießübel bedauern die Schließung des Krankenhauses St. Josef sehr. In einer Mitteilung der beiden CSU-Mandatsträgerinnen heißt es: "Die Entscheidung der Schwestern des Erlösers, das Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt zu schließen, zerreißt uns das Herz." Gerade für die Mitarbeiter und die Gesundheitsversorgung der Region, habe man auf eine Lösung gehofft. Angesichts der hohen finanziellen Unwägbarkeiten durch die Krankenhausreform der Bundesregierung könnten sie die Entscheidung des Bezirks Unterfranken, das Haus nicht zu übernehmen, nachvollziehen. Bundesweit müssten derzeit Krankenhäuser aus finanziellen Gründen schließen. Um dieses Kliniksterben zu stoppen, sei ein rasches Soforthilfeprogramm der Bundesregierung notwendig. "Die Verantwortlichen in der Region Schweinfurt sind nun aufgerufen, Lösungen zu erarbeiten, wie die klinische Versorgung in Zukunft aussehen wird. Dabei muss auch an die Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Schweinfurt gedacht werden, die bislang einen großen Teil der Patientinnen und Patienten des Krankenhauses St. Josef ausmachten", heißt es in der Mitteilung.

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