Angst vor Verfolgung, exzessiver Alkoholkonsum und Wahnvorstellungen – der Prozess vor dem Landgericht zeigt die psychischen Probleme des Angeklagten. Ein psychiatrischer Gutachter erklärte, der 41-Jährige habe befürchtet, der israelische Geheimdienst Mossad wolle ihn entführen. Über den Tag verteilt habe er zwölf Bier getrunken.
Angeklagter wollte Deutschland offenbar "von Muslimen befreien"
Zu Beginn des Verfahrens äußerte sich der Angeklagte nicht. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm die Messerattacke vor. Sie geht aber von Schuldunfähigkeit aus und spricht von akuter paranoider Schizophrenie.
Der Beschuldigte sei zum Zeitpunkt des Angriffs in einer Einkaufsstraße im Münchner Stadtteil Pasing von dem Gedanken beherrscht gewesen, Deutschland müsse von Muslimen befreit werden, heißt es im Antrag der Generalstaatsanwaltschaft. Auch von antisemitischem Gedankengut ist die Rede. Er habe sich gezwungen gesehen, selbst einzuschreiten, um Deutschland zu "retten". Bei dem Angriff am 23. Juli 2024 wurden die beiden Männer mit einem Messer verletzt.
Viele Tabletten und Alkohol
Infolge seines Zustandes seien vom Angeklagten erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten, deshalb sei er für die Allgemeinheit gefährlich, so die Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft. Auch der Beschuldigte selbst äußerte dem Sachverständigen gegenüber nur einen Wunsch: "Ich will ins Gefängnis", zitierte der Experte den 41-Jährigen.
Der Beschuldigte hatte vor seiner einstweiligen Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik in einer therapeutischen Wohngemeinschaft gelebt. Einmal am Tag sei er für eine Stunde spazieren gegangen. Den Rest des Tages verbrachte er dem Experten zufolge überwiegend damit, auf dem Bett zu liegen, Musik zu hören und Nachrichten über soziale Medien zu konsumieren. Nächtelang habe er überhaupt nicht geschlafen. Außerdem habe er sich um eine Entgiftung von Alkohol und Tabletten beworben, habe ein Angebot aber dann doch nicht wahrgenommen.
So soll sich die Tat abgespielt haben
Zudem hatte der 41-Jährige dem Sachverständigen zufolge kommentierende Gedanken, als würde sich ein Polizist in seinem Kopf befinden. Ob diese Stimmen auch bei der Tat eine Rolle spielten, ließ sich nach Angaben des Experten nicht herausfinden.
An jenem Sommernachmittag lief der 41-Jährige durch die Straße und hatte der Generalstaatsanwaltschaft zufolge ein Messer dabei. Unvermittelt soll er damit auf einen jungen Mann eingestochen haben, erst in den Rücken, danach in die Brust. Wenig später soll er dann einen weiteren Mann angegriffen haben, der gerade in ein Auto steigen wollte.
Opfer schwer verletzt
Die 18 und 25 Jahre alten Opfer erlitten tiefe Schnittwunden im Oberkörper- und Halsbereich und wurden im Krankenhaus behandelt, schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Passanten setzten einen Notruf ab. Die Polizei rückte mit zehn Streifenwagen aus und konnte den Tatverdächtigen wenig später festnehmen. Das Amtsgericht München ordnete seine vorläufige Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Für das Verfahren hat das Landgericht München I bis Mitte April insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt. Wegen der Schuldunfähigkeit des 41-Jährigen verzichtete die Generalstaatsanwaltschaft auf eine Anklage mit dem Ziel einer Strafe, sondern beantragte ein Sicherungsverfahren. An dessen Ende könnte die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Klinik stehen.
Mit Informationen von dpa.
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