Fünf Spaziergänger schlendern am Dienstagmittag über die Badezone am Dechsendorfer Weiher. Die Besucher halten sich allerdings eher fern vom Wasser, denn je näher man dem kommt, desto höher wird die Dichte an Gänsefedern, Gänsekot und den Kanadagänsen selbst. "So viele habe ich hier noch nie gesehen", sagt Armin Born. Er spaziert mit seiner Frau Vera regelmäßig um den Weiher und kann deshalb sagen: "Die Population hat sich massiv vergrößert."
Sind die Badegäste selber schuld?
Etwa 200 Kanadagänse watscheln, dösen und gründeln am Dienstag am Westufer des Dechsendorfer Weihers. Die Badegäste, die den Strand als Naherholungsgebiet nutzen wollen, weichen auf die hinteren Flächen aus. Marianne Pabst wohnt seit 65 Jahren in Dechsendorf und stellt fest: "Das wird jedes Jahr mehr. Und wie der Kot das Wasser verschmutzt, ist echt nicht schön". Außerdem beobachtet Pabst, wie die Badegäste die Gänse immer wieder füttern. Obwohl überall Schilder stehen, die auf das Fütterungsverbot hinweisen. "Deshalb sind die zutraulicher geworden", sagt Pabst. Schade für die Familien, findet sie. "Das hier ist eigentlich eine Idylle mit dem Sand. Aber mit dem ganzen Kot gehen hier viele nicht mehr ins Wasser". Dass die Flächen regelmäßig von der Stadt gereinigt werden, bringe auch nicht viel. "Nach ein paar Stunden sieht man davon nichts mehr", erzählt Pabst.
Stadt prüft mögliche Lösungen
Born findet: "Eigentlich müsste die Stadt das Problem lösen". Die erklärt auf Anfrage in einem Statement: "Die Problematik ist der Stadtverwaltung bekannt. Das Amt für Sport- und Gesundheitsförderung hat sich vor Ort selbst ein Bild gemacht und prüft derzeit mögliche Lösungen."
Positivbeispiel Nürnberg: Gänseproblem im Griff
Born verweist auf die Stadt Nürnberg. Die verbucht mit ihren Vergrämungsmaßnahmen nämlich inzwischen Erfolge. Generell erklärt André Winkel, Pressesprecher des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR): "Dass die Tiere in Nürnberg bleiben, ist eine Folge des Klimawandels. Damit müssen wir uns arrangieren." Denn die Gänse müssen, dank der milden Winter, nicht mehr ihrem Zugvogel-Dasein nachkommen und bleiben ihren Standorten an den heimischen Gewässern treu. Trotzdem hat die Stadt Nürnberg Methoden gefunden, um die Flächen, an denen sich die Menschen am liebsten aufhalten, einigermaßen gänsefrei zu halten.
An der Norikusbucht habe SÖR im Jahr 2024 rund 60 Gänse gezählt, im Vorjahr waren es rund 200. Allerdings räumt Winkel ein: Weniger geworden sind die Gänse in Nürnberg nicht. Sie verteilen sich nur anders über die Flächen. "Wir haben Ausgleichsflächen am oberen Wöhrder See geschaffen, die nehmen die Tiere gut an." Dort sei das Habitat ähnlich, also wenige Büsche und viel Wiese. Außerdem fährt täglich das "Gänse-Mobil", wie Winkel es nennt, die Norikusbucht entlang. Der "Gänsemobil-Mann" sammelt den Kot ein und verscheucht die Vögel. Nicht zuletzt bearbeitet die Stadt die Gelege. "Nicht alle, aber manche Eier stechen wir an und machen sie somit unfruchtbar", sagt Winkel. Man wolle die Gänse nicht ausrotten, aber mit der Methode könne die Stadt die Population in Schach halten.
"Man muss sich arrangieren"
Petra Pelikan sieht die Situation am Dechsendorfer Weiher entspannt. Sie kommt gut mit den Tieren klar, sagt sie und schiebt hinterher: "Das liegt vielleicht an meinem Namen". Pelikan planscht munter mit ihren Enkelkindern in der grünen Dechsendorfer Brühe. "Wir lassen den Kopf über der Wasseroberfläche und schlucken das Wasser nicht runter. Passiert ist hier wegen des Wassers noch nie was", sagt sie. Von der Haut könne man die Grütze schließlich abduschen. Pelikan findet: "Man muss sich mit der Natur arrangieren. Wer das hier nicht mag, muss eben ins Freibad gehen."
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