Über 20 Meter ist die Stütze hoch, auf die ein laut Polizei bisher unbekannter Täter mitten in der Nacht hinaufgeklettert ist, um die Kabel der Söllereckbahn zu beschädigen. Die Folge: Die Bahn konnte am nächsten Morgen nicht pünktlich starten, die Skigäste mussten warten.
Zerstörte Parkautomaten und Hakenkreuz-Schmierereien
Der Vorfall, der sich Anfang März ereignet hat, ist nur der Gipfel einer ganzen Reihe an Sachbeschädigungen und Sabotageakten. Laut Henrik Volpert, Vorstand der Oberstdorfer Bergbahn AG, hat die "Anschlagsserie" mit dem Neubau der Söllereckbahn vor etwa fünf Jahren begonnen. Seither ist eine lange Liste an Delikten zusammengekommen: zerstörte Parkautomaten, Verleumdungen und Beleidigungen von Bahnmitarbeitern, zerstochene Autoreifen und Hakenkreuz-Schmierereien. Auch an der Nebelhornbahn, die wie die Söllereckbahn zu den Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen gehört, hat es Vorfälle gegeben: Eine Schrankenanlage sowie das Kassengebäude wurden mit schwarzer Farbe besprüht.
Ein Kassenhäuschen an der Söllereckbahn wurde beschmiert. Aufgenommen wurde das Bild am 18. Januar 2025.
Angriff auf die Sicherheit der Urlaubsgäste
Der Schaden belaufe sich auf rund 100.000 Euro. Doch um Geld geht es Volpert nicht. Wichtiger sei ihm die Sicherheit seiner Mitarbeitenden und der Urlaubsgäste – und der Angriff auf die technische Infrastruktur der Seilbahn sei eben ein Angriff auf die Sicherheit gewesen, genauso die Nägel in Reifen von Dienstfahrzeugen. "Das hätte kapitale Folgen für Menschenleben haben können", sagt Volpert.
Urlaubsregion Oberstdorf in Gefahr?
Außerdem sieht der Bahnvorstand den Ruf der gesamten Urlaubsregion in Gefahr. Oberstdorf ist ein beliebtes Urlaubsziel: Die aktuelle Tourismusbilanz zeigt, dass 2024 über 470.000 Gäste nach Oberstdorf gekommen sind und über 2,5 Millionen Übernachtungen verzeichnet werden konnten. "Da sind rechte Schmierereien wie Hakenkreuze natürlich katastrophal. Was wirft das für ein Licht auf uns, als weltoffene Tourismusdestination? Das hat uns schwer erschüttert", sagt Volpert.
Bergbahn-Betreiber verdächtigen einen bereits verurteilten Mann
Dabei hat es in Zusammenhang mit den Vorfällen an den Bergbahnen bereits ein Gerichtsverfahren gegeben: Im Herbst 2023 ist ein Mann aus der Region wegen Sachbeschädigung und Beleidigung verurteilt worden – zu einer Bewährungsstrafe. Volpert vermutet, dass dieser Mann auch für die jüngsten Taten verantwortlich sein könnte. In der Gerichtverhandlung habe der Mann ausgesagt, einen Hass auf die touristische Infrastruktur zu haben. Weil es aber noch keine Beweise gibt, fordert der Bahnvorstand von Polizei und Justiz "endlich entschlossener zu handeln".
Staatsanwaltschaft ermittelt
Martin Dopfer, Sprecher der Kemptener Staatsanwaltschaft, erklärte im BR-Interview, dass die Ermittlungsbehörde derzeit mit drei Verfahren beschäftigt ist, die im Zusammenhang mit der Söllereckbahn stehen. Außerdem bestätigte er, dass in einem der Verfahren auch gegen einen bereits verurteilten Mann ermittelt wird.
Einer der drei Fälle – konkret geht es um unechte Fahndungsplakate, die im Sommer 2024 einen Mitarbeiter der Söllereckbahn diskreditiert haben – sei inzwischen abgeschlossen und könnte bald vor Gericht landen. Den Vorwurf der Bergbahn, die Ermittlungen würde zu langsam vorangehen, wehrt Dopfer ab: "Ich kann bestätigen, dass hinsichtlich der Vorfälle im Jahr 2024 die Ermittlungen nicht schleppend geführt wurden, sondern einfach die Auswertung von Beweismitteln die Zeit erforderte."
Söllereckbahn-Betreiber wenden sich ans Innenministerium
Die Geduld der Verantwortlichen der Bergbahn jedenfalls ist zu Ende: In einem Brief haben sie sich an den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gewandt und ihn um Unterstützung gebeten. Außerdem haben sie eine Belohnung von 25.000 Euro ausgelobt. Dadurch erhoffen sie sich Hinweise, die zur Aufklärung der Vorfälle und zur Ermittlung des Täters führen.
Eine verschmierte Wand an der Söllereckbahn.
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