Ein Schaf und zwei Lämmer grasen neben Photovoltaik-Anlagen.
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20 Mutterschafe und ihre Lämmer grasen neben den Photovoltaik-Anlagen.

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Sonne, Schafe und Strom: Tierische Greenkeeper unter PV-Anlagen

Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen erzeugen aus Sonnenenergie grünen Strom. Die darunter liegenden Grasflächen müssen gepflegt werden. Ein Landwirt aus Hof schickt den Sommer über seine vierbeinigen Mitarbeiter zur Pflege der Grünflächen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Überall in Franken entstehen große Freiflächen-PV-Anlagen, die aus Sonnenenergie grünen Strom erzeugen. Die müssen gepflegt werden, weil sonst Gras und Unkraut wuchern. Ein Landwirt aus Hof bietet Abhilfe und schickt den Sommer über seine Schafe in die Freiflächen-Anlagen.

Täglicher Besuch

Kaum hat Florian Hechtfischer das Gatter zu der Photovoltaikanlage geöffnet, kommen ihm schon die ersten Schafe entgegengelaufen. Zweimal pro Tag fährt Hechtfischer mit seiner Lebensgefährtin Sonja Schneider die wenigen Kilometer vom Betrieb am Ortsrand von Hof nach Köditz, um dort nach ihren Tieren zu sehen und um die Wassertröge aufzufüllen. Seit dem 1. Mai grasen in dem umzäunten Areal 20 Mutterschafe und ihre Lämmer unter den Modulen der Photovoltaik-Anlage. Sie sorgen dafür, dass das Gras auf der Anlage schön kurz bleibt. Seit mehr als zehn Jahren vermieten Florian Hechtfischer und Sonja Schneider die Tiere nun schon zur Pflege von PV-Anlagen.

Schäferei in dritter Generation

Florian Hechtfischer betreibt die Schäferei in dritter Generation. Sein Großvater hat den landwirtschaftlichen Betrieb am Stadtrand von Hof einst gegründet – als Wanderschäferei. Doch die Personalkosten stiegen mehr und mehr – und machten das Geschäft unrentabel.

Der Absatzmarkt für Fleisch und für Wolle wurde zudem immer schlechter und offenbar wollte, so erinnert sich Florian Hechtfischer, eigentlich damals keiner mehr Schafe haben. Trotzdem fasste er Mut und beschloss, mit seiner Freundin die Schäferei weiterzuführen.

Zukunftsmodell PV-Anlagen

Dann probierte Florian die Idee mit den PV-Anlagen aus. Ein neues Geschäftsmodell, ohne das der 40-jährige seine Schafherde längst aufgegeben hätte. Der größte Vorteil für Hechtfischer: Die Tiere müssen über den Sommer nicht aufwändig gefüttert werden, sondern sie fressen sich auf der Freifläche satt. Der Zaun um die Anlage stellt sicher, dass keines der Tiere verschwindet. Wenn die Tiere ab Ende Mai alle draußen auf den Anlagen in Köditz und in Mechlenreuth sind, muss sich Hechtfischer nur noch um die Mastlämmer im Stall kümmern.

Landwirtin im Nebenerwerb

Sonja Schneider unterstützt Florian Hechtfischer nach Feierabend. Sie ist hauptberuflich in der Verwaltung eines Textilunternehmens tätig und wird nach dem Dienst zur Schäferin. Heute sollen Schafe auf eine große PV-Anlage nahe Münchberg gebracht werden. Ohne Sonjas Hilfe könnte Florian die Tiere nicht auf den Hänger treiben, denn Schafe können durchaus störrisch sein.

"Teilweise sind da Schafe dabei, die noch nie auf der Weide waren. Weil es einfach Jungschafe sind. Und die machen das jetzt das erste Mal und da kann es schon teilweise zu Komplikationen kommen." Sonja Schneider, Schäferin.

Doppelnutzung als Zukunftsprojekt

Für Wolfgang Degelmann vom Bund Naturschutz ist die Tierhaltung unter den Solarmodulen ein ausbaufähiges Zukunftskonzept. Zum einen bietet die Freiflächen unter den PV-Modulen Lebensraum für Pflanzen, Insekten und Vögel. Zudem zeige das Beispiel mit den Schafen, dass die Flächen trotz PV-Anlage einer Zweitverwertung zugeführt werden können. Degelmann könnte sich dabei durchaus höhergestellte Anlagen vorstellen, unter denen Rinderbeweidung möglich wäre.

Es gäbe, so der Umweltexperte, aber auch schon Versuche, bei denen die Anlagen gleich drei oder vier Metter hoch gebaut werden, sodass unter den PV-Modulen Schlepper fahren können und der Boden ganz normal für die Landwirtschaft genutzt werden kann. Zum Beispiel für Kartoffelbau. Degelmann erzählt von Versuchen, die zeigen, dass Halbschattengewächse einen bis zu 30 Prozent höheren Ertrag bringen würden, wenn sie unter PV-Modulen angebaut werden, die als Schattenspender genutzt werden.

Bis zum November dauert die Saison

Die letzten Schafe aus Hechtfischers Stall kommen nun auf die Anlage bei Münchberg. Hier sind nun an die 300 Tiere, die in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass der Bewuchs nicht überhandnimmt. Die mehr als 20 Hektar große Fläche bietet genügend Futter für die Tiere. Etwa Mitte November kommen die Schafe dann wieder nach Hof in den Stall.

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