Der Coburger Marktplatz an einem Vormittag im August: Die Sonne heizt schon jetzt die schwarzen Pflastersteine rund um das Albertdenkmal auf, Schatten gibt es nur an den vereinzelten Marktständen. Rund um das Denkmal könnten jetzt Wasserfontänen sprudeln. Doch die Gewerbesteuereinnahmen tun das nicht mehr - und so bleibt der Springbrunnen abgeschaltet.
Gewerbesteuer sprudelt nicht – Stadt muss sparen
Die Stadt Coburg müsse sparen, dreieinhalb Millionen Euro pro Jahr, erklärt Stadtsprecher Louay Yassin am Rande des Marktplatzes. Damit ist die oberfränkische Stadt nicht allein, München oder Erlangen müssten sogar noch stärker haushalten, so Yassin. Auch bundesweit klagen Städte und Landkreise über die angespannte Finanzlage. Die schlechte wirtschaftliche Lage führe dazu, dass die Ausgaben die Einnahmen aus der Gewerbesteuer überträfen und der Haushalt in Schieflage gerate, so Yassin. Deshalb hat die Stadt den Rotstift angesetzt. Die hoch verschuldete Stadt Hof hatte im Frühjahr noch einen anderen Weg gewählt und die Gewerbesteuer erhöht.
Viele Einsparungen in der Stadt Coburg würden im Hintergrund laufen, sodass die Bevölkerung nicht direkt davon betroffen sei, sagt Coburgs Stadtsprecher. Allerdings würden die Einsparungen in der Verwaltung nicht ausreichen, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Daher habe die Stadt beschlossen, auch die freiwilligen Leistungen zu kürzen, was im Falle der stillgelegten Brunnen auch für die Menschen in der Stadt sichtbar wird. Man erhoffe sich davon Einsparungen von rund 50.000 Euro pro Jahr. Der Stadt sei es wichtig gewesen, die Kürzungen breit zu streuen und im sozialen Bereich so wenig wie möglich zu streichen, so Yassin.
Verständnis und Unmut in der Bevölkerung
Viele Coburgerinnen und Coburger zeigen Verständnis für den Sparkurs der Stadt. Wenn man sparen müsse, sei das eben so, immerhin gebe es am Albertsplatz noch einen Springbrunnen für Kinder, sagt eine junge Frau auf dem Marktplatz. Eine ältere Frau ist mit der Maßnahme hingegen überhaupt nicht einverstanden. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern seien die Wasserfontänen rund um "den Albert" in Coburg im Sommer ein Treffpunkt gewesen. Eine weitere Dame vermisst das Plätschern des Wassers und die angenehme Kühle der Fontänen beim Innenstadtbesuch.
Durch die Sparmaßnahmen bleiben auch die historischen Springbrunnen im Hofgarten und im Rosengarten trocken. In letzterem befindet sich der imposante und fast 120 Jahre alte Sintflutbrunnen. Die meterhohen Bronzefiguren, die sich szenisch vor dem Wasser in Sicherheit bringen, stehen in einem staubtrockenen Becken. Grünen-Stadtrat Wolfgang Weiß hat generell Verständnis für die Sparmaßnahmen der Stadt. Die Abschaltung der Springbrunnen habe die Verwaltung bestimmt, ganz glücklich ist er jedoch damit nicht.
Springbrunnen sorgen für Abkühlung in der Stadt
Der Springbrunnen bringe eine merkliche Abkühlung und erhöhe die Aufenthaltsqualität für alle auf dem Platz, sagt Weiß. In Zeiten des Klimawandels und extremer Hitze sei es wichtig, dass der Springbrunnen laufe. Weiß will mit dem Oberbürgermeister und dem Klimaschutzbeauftragen der Stadt Coburg das Gespräch suchen, um zu erreichen, dass zumindest der Springbrunnen auf dem Marktplatz im kommenden Sommer wieder sprudelt.
Auf dem Trockenen sitzen die Coburgerinnen und Coburger und viele Touristen derweil aber nicht. Insgesamt sorgen 15 Trinkwasserbrunnen in der Stadt für Erfrischung. Diese Brunnen, von denen zwei am Rande des Marktplatzes stehen, sollen auch weiterhin laufen und keiner Sparmaßnahme zum Opfer fallen, versichert Stadtsprecher Yassin.
An den Trinkbrunnen können sich Menschen kostenlos Wasser in Flaschen füllen. Die Standorte sind wichtig für den Hitzeaktionsplan der Stadt. Und auch die Springbrunnen in Coburg müssen nicht dauerhaft abgeschaltet bleiben. Sie werden regelmäßig gewartet und könnten in ein paar Jahren wieder sprudeln, sollten es ihnen die Gewerbesteuereinnahmen gleichtun.
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