Felizia und Romina leben mit Spenderherzen.
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Spenderorgane für Kinder fehlen in Bayern

Spenderorgane für Kinder fehlen in Bayern

Herz, Lunge, Leber und Niere sind lebenswichtige Organe. Wenn Babys mit einem geschädigten Organ geboren werden, hängt ihr Leben von einer Organspende ab. In Bayern hat 2023 nur jedes dritte herzkranke Kind eine Transplantation bekommen.

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"Manchmal habe ich gedacht, die haben uns vergessen", erinnert sich Martina Neubauer. Fast 500 Tage hat ihre Tochter Romina auf der Kinderkardiologischen Station in Großhadern auf ein Herz gewartet, angeschlossen an ein Kunstherz. Bis im Juli 2022 der erlösende Anruf kam. Für sie eine Achterbahn der Gefühle. "Ich habe mich gefreut, aber auch an die Familie gedacht, die ihr Kind verloren hat."

Nachdem Romina über ein Jahr an ein Kunstherz angeschlossen war und die Station nicht verlassen durfte, kann die Zwölfjährige heute wieder ihren Alltag leben. Zeitgleich wurde die kleine Felizia transplantiert. Beide wurden mit einem Herzfehler geboren. Heute besucht die dreijährige Felizia den Kindergarten, Romina die 6. Klasse.

Kinder werben mit Rap-Song für mehr Organspenden

Felizia und Romina haben großes Glück gehabt. Das wünschen sie auch anderen. Deswegen werben sie für mehr Organspenden mit einem Rap-Song auf Youtube. "Das ist ein Geschenk, das ändert unser Leben. Eltern haben das Herz ihres Kindes gegeben", singen sie. "Wenn es die Transplantation nicht gegeben hätte, dann wäre Felizia jetzt begraben", sagt Mutter Katja Rieth. Das Warten war belastend, besonders für die Geschwister. Felizias Bruder war damals fünf und musste viel auf seine Mama verzichten, genauso Rominas Bruder Valentin.

Mehr Schulungen für Klinik-Personal

Für Kinder passende Spenderorgane zu finden, sei eine Herausforderung, sagt Jutta Weiss von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Die Stiftung unterstützt in den Entnahme-Kliniken die Ärzte, begleitet Angehörige und klärt über Organspenden auf. Die Größe des Organs müsse stimmen. "In einen kleinen Brustkorb passen nur kleine Herzen", sagt Weiss.

Ihr Wunsch: Ärzte müssten frühzeitig geschult werden in der sensiblen Kommunikation über Organspenden, schon während des Studiums. "Wie begleite ich Eltern eines Kindes mit Hirntod? Wie spreche ich mit ihnen darüber, ob sie Herz, Niere, Leber ihres Kindes spenden?"

Organspende: Trost in der Trauer

"Oft tröstet es Eltern, dass die Organe ihres Kindes in anderen Menschen weiterleben", weiß Jutta Krauss. Die DSO informiert im Nachhinein die Spender, wie es den Empfängern geht.

Die Eltern von Romina und Felizia wollen einen Dankesbrief an die Spenderfamilien schreiben, anonym. Dass andere Eltern das Herz ihres toten Kindes gegeben haben, schätzen sie. "Eine schwere Entscheidung, wenn das eigene Kind im Sterben liegt", sagt Rainer Neubauer. Übrigens: Auch Romina und Felizia haben ihre eigenen, gesunden Herzklappen gespendet. Das haben ihre Eltern so entschieden - so helfen die Mädchen nun auch anderen.

Widerspruchslösung könnte Angehörige entlasten

Um mehr Leben mit einer Transplantation zu retten, wird aktuell in Deutschland über die Einführung der Widerspruchslösung diskutiert. Das bedeutet: Alle Bürger wären potenzielle Organspender, es sei denn, sie widersprechen ausdrücklich. Die DSO befürwortet das. "Wenn Entscheidungen über Organspenden zu Lebzeiten getroffen werden, entlastet das Ärzte und Angehörige", sagt Jutta Krauss.

Nach Ansicht von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach würde die Widerspruchslösung die Zahlen steigern. "Die Organspende würde folglich zum Normalfall werden", sagt Ministerin Gerlach. Im Frühjahr 2025 will der Bundestag über die Widerspruchslösung entscheiden.

Im Bundestag formiert sich Widerstand gegen eine fraktionsübergreifende Gruppe, die mit der sogenannten Widerspruchsregelung die Zahl der Organspenden deutlich steigern will. "Eine Widerspruchslösung ist toxisch für die gute Sache der Organspende", sagte der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Zusammen mit anderen Parlamentariern wollte er noch am Donnerstag einen eigenen Gesetzentwurf vorlegen, um die Zahl der Spenderorgane zu erhöhen.

Organ-Importland Deutschland

Im Sinne einer optimalen Organvermittlung ist Deutschland zusammen mit sieben weiteren europäischen Ländern Mitglied bei der Vermittlungsstelle Eurotransplant. Alle anderen Länder haben die Widerspruchslösung und dadurch mehr Organspenden. Derzeit ist Deutschland Organ-Importland: Es bekommt mehr Organe als es bereitstellt. "Die Widerspruchslösung könnte im europäischen Vergleich ein Wendepunkt sein für mehr Organ-Spenden", sagt Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach. Weltweit ist Deutschland Schlusslicht bei Organspenden. In Bayern liegt die Zahl der Spender laut DSO unter dem Bundesdurchschnitt: unter zehn Spendern pro einer Million Einwohner.

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