Der Klimawandel macht sich seit Jahren bemerkbar in Bayern. Vor allem in den vergangenen Jahren waren die Sommer oft extrem trocken, Niederschläge waren selten. Anders im Winter: Während der Schnee meist ausblieb, waren Winter zunehmend verregnet. Diese beiden Extreme stellen vor allem Sportvereine vor große Probleme, die Sportarten wie Fußball anbieten.
Der SV Wenzenbach vor den Toren von Regensburg steht beispielhaft für viele Vereine im Freistaat. In der gut 8.000-Einwohner-Gemeinde jagen Hunderte junge Mädchen und Jungen Tag für Tag dem runden Leder nach. Die Gemeinde wächst stetig, Neubaugebiete werden ausgewiesen. Parallel dazu steigt die Zahl der Mitglieder im Sportverein, vor allem in der Fußballabteilung.
Plätze werden zum Problem
Einzige Sorge der Verantwortlichen sind die Fußballplätze. Im Sommer werden sie schnell trocken. Auf harten Plätzen steigt für die Kinder und Jugendlichen das Risiko, sich zu verletzen. Ab Oktober wiederum wird eine Nutzung der Plätze oftmals schwierig, weil der Rasen durch viel Regen schnell tief wird. Training muss dann öfter mal entfallen, damit die Plätze nicht kaputtgehen.
Der SV Wenzenbach hat sich deshalb entschieden, einen Kunstrasen zu bauen. Seit ein paar Wochen laufen die Vorarbeiten für das Großprojekt.
Verein sucht Spender
Neben einem Kunstrasen für die Fußballer entstehen zudem zwei Allwetter-Tennisplätze. Mehr als eine Million Euro kostet das ganze Projekt. Etwa 400.000 Euro davon muss der Verein selbst stemmen: mit Eigenmitteln, Darlehen und bestenfalls mit Spenden.
10.000 Euro hat der SV Wenzenbach bereits erhalten von Mitgliedern, Privatpersonen oder örtlichen Firmen. Das Ziel: Es sollen noch viel mehr Spenden zusammenkommen, um die Belastung für den Klub möglichst gering zu halten. Ein Mammutprojekt, für das sich die Verantwortlichen bewusst entschieden haben, um künftig ganzjährig Training anbieten zu können.
Kunstrasen: Pflegeleicht und Wasser sparend
Der SV Wenzenbach sieht mehrere Vorteile in der Investition in den neuen Kunstrasen: Neben der ganzjährigen Nutzung ist es vor allem die Pflege. Anders als ein Naturrasen ist ein Kunstrasen mit sehr wenig Aufwand zu betreiben. Außerdem spart der Verein Trinkwasser – und das nicht gerade wenig. Müssen Rasenplätze in trockenen Sommern fast täglich bewässert werden, braucht ein Kunstrasen extrem selten Wasser.
Klingt nach Plastik, ist es aber nicht
Umwelt- und Naturschützer sahen jahrelang aber große Nachteile in Kunstrasenplätzen. Vor allem der Mikroplastik-Abrieb, der von Kunstrasenplätzen und dem oft darin ausgebrachten Granulat in die umliegende Natur gelangt, wurde als Problem erkannt. Die Europäische Union hat gehandelt und ein Mikroplastikverbot für Kunstrasenplätze erlassen.
Bereits seit einigen Jahren werden von Herstellern statt des Plastik-Granulats andere Füllmaterialien verwendet: Sand, Kork oder geschredderte Olivenkerne. Die Europäische Union geht sogar noch weiter: Ab 2031 müssen solche Plätze sogar eine komplett grüne Umweltbilanz vorweisen.
Neue Füllungen: Geringeres Verletzungsrisiko und weniger Hitze
💬 BR24-Userin "Steffie" hat in den Kommentaren angesprochen, dass sich Kunstrasenplätze stark und schnell erhitzen und das Verletzungsrisiko höher sei als bei normalem Rasen. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:
Die neuen Füllmaterialien haben weitere Vorteile. In der Anfangszeit des Kunstrasens, als dieser häufig mit teils schwarzem Gummigranulat gefüllt war, heizte sich der Platz bei hohen Temperaturen schnell und stark auf. Dieser Effekt ist mittlerweile deutlich reduziert, so ein Sprecher des Herstellers Sport Group Holding im Gespräch mit BR24. So speichere etwa der verarbeitete Kork Wasser und dieses könne im Laufe des Tages verdunsten und für einen Kühlungseffekt sorgen.
Auch das Verletzungsrisiko sei bei neuen Kunstrasenplätzen geringer. Bei alten Plätzen hätten das Granulat und der Sand bei Stürzen einen Effekt ähnlich zu Schmirgelpapier gehabt und für Schürfwunden gesorgt. Heute seien die Fasern weicher, so der Sprecher weiter. 💬
Nachhaltiger Kunstrasen bei München
Der TSV Neuried bei München hat seit letztem Herbst genau so einen Kunstrasenplatz, der sämtlichen Anforderungen der EU entspricht. Er ist vollständig aus nachhaltigen Rohstoffen gebaut und ist nach Angaben des Herstellers komplett klimaneutral.
Der Kunstrasenplatz in Neuried stammt vom Unternehmen Polytan im oberbayerischen Burgheim – einer der größten Produzenten solcher Produkte weltweit. Das Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit und betont, dass Kunstrasenplätze auch nach Ablauf ihrer Lebensdauer "weiterleben" können.
Polytan betreibt in Essen eine eigene Recycling-Firma für Kunstrasenplätze. Diese Plätze haben eine Lebensdauer von zwölf bis 15 Jahren. Müssen sie danach ersetzt werden, droht bei Plätzen der neuesten Generation nicht die Entsorgung: Kunstrasenplätze werden von dem oberbayerischen Unternehmen etwa zu Kantensteinen oder Parkbänken recycelt.
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