Die Hitzetage haben sich überall in Bayern in den vergangenen beiden Jahrzehnten im Vergleich zu den 60er- und 70er-Jahren mehr als verdoppelt. Das zeigen die Daten der Klimaforschung. Zwei Beispiele: In Erlangen sind es inzwischen mehr als 13 Hitzetage pro Jahr, an denen es über 30 Grad warm ist - bis Anfang der 90er-Jahre waren es gerade mal sechs Tage.
Ähnlich in Regensburg: Auch hier sind es mittlerweile 13 Tage pro Jahr, früher waren es fünf. "Hitzetag" bedeutet, dass es an diesem Tag über 30 Grad warm ist. In den entsprechenden tropischen Nächten sinkt die Temperatur nicht unter 20 Grad.
Karten: Überblick über die Hitzetage in Bayern
Claudia Traidl-Hoffmann ist Professorin und Lehrstuhlinhaberin für Umweltmedizin an der Universität Augsburg sowie Direktorin des Instituts für Umweltmedizin bei Helmholtz Munich. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit. Hitze, so Traidl-Hoffmann, mache "jede chronische Erkrankung einfach noch schlechter".
Chronische Erkrankungen, das sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungen- oder Nierenerkrankungen. Sie alle würden durch Hitze schlimmer, so Traidl-Hoffmann. Hitze sei "ein richtiger Katalysator für chronische Erkrankungen", so die Umweltmedizinerin. Allein im Jahr 2023 sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa 3.000 Menschen bundesweit an den Folgen von Hitze gestorben, im Jahr 2022 waren es 4.500 Personen.
Hitzeschutzpläne empfohlen
Deshalb empfiehlt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) allen Kommunen, Hitzeschutzpläne zu erstellen. Bisher hat allerdings nicht einmal die Hälfte aller Städte und Gemeinden in Bayern einen solchen Plan. Nach Angaben des Bayerischen Gesundheitsministeriums arbeiten gerade mal ein Viertel der Kommunen daran - wie etwa Würzburg, das im Sommer zu den heißesten Städten Deutschlands gehört.
Darin sollte beispielsweise erfasst sein: Wo gibt es Hitze-Risikogebiete? Es braucht Konzepte, gefährdete Menschen vor Hitze zu warnen, gekühlte Räume bereitzuhalten, Schattenflächen zu schaffen und auf öffentlichen Plätzen Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Auch bauliche Maßnahmen, etwa die Begrünung von Häusern und Freiflächen, gehören in solche Pläne.
Für ein klimafreundliches Gesundheitssystem
Auch das Gesundheitssystem selbst ist Teil der Klimaanpassungsstrategien. Denn Arztpraxen und Krankenhäuser, die in der Regel kühle Orte sein müssen, funktionieren aktuell nicht besonders klimaschonend. Es gibt dort Klimaanlagen in Warte- und Behandlungsbereichen, "wo man für kühleres Klima sorgen will", erklärt der Münchner Allgemeinmediziner Prof. Jörg Schelling. Das erhöhe den Energieverbrauch der Praxis, was unter ökologischen Gesichtspunkten nicht ideal sei.
Schelling informiert im Auftrag der "Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit" darüber, wie Arztpraxen zu klimaresilienten Orten werden können. Er empfiehlt einfache bauliche Maßnahmen, etwa "Jalousien oder Vorhänge oder andere Dichtungssysteme", die die Hitze draußen halten können. Hier gebe es viele Möglichkeiten, baulich und räumlich umzuorganisieren.
Ziel sei es, die Praxis zu einem Platz umzugestalten, der einerseits nicht zu viel Energie verbrauche, andererseits aber sicherstelle, "dass die Menschen in den Praxisräumen gute Bedingungen vorfinden". Arztpraxen und Krankenhäuser müssen also, genau wie alle anderen Bereiche des Lebens, an das sich verändernde Klima angepasst werden.
Informationen zum Schutz vor Hitze
Für Klimaforscher und Mediziner, die sich mit den Auswirkungen der Hitze beschäftigen, geht es darum, die Menschen zu informieren, damit diese sich besser schützen können. Gleichzeitig stecke in dieser Information ein Dilemma, erklärt Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann: Denn schönes Wetter sei zwar schön, es sei aber wichtig, "dass wir transportieren: Das ist für die kranken Menschen, für die alten Menschen, für die sogenannten vulnerablen Gruppen eine Gesundheitsgefahr." Es gehe nicht darum, den Sommer madig zu machen, erklärt Traidl-Hoffmann. Es gehe darum, Gesundheit und Arbeitskraft zu erhalten.
Video vom 5. Juni 2024: Hitzestudie der Uni Bamberg
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