Gesprengter Geldautomat.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Thomas Warnack

Polizei bei der Spurensichicherung an einem gesprengten Geldautomaten.

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Wegen Angst vor Sprengstoff: Geldautomaten nachts geschlossen

Nachts noch schnell Bargeld abheben, wird in München jetzt schwieriger. Die Stadtsparkasse München schließt die Vorräume mit Geldautomaten ab 22 Uhr ab. Und sie liegt damit im Trend. Immer mehr Automaten sind nachts versperrt. Die Hintergründe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Viele Banken werden vorsichtiger. Generell schließen Sparkassen zunehmend Foyers mit Geldautomaten nachts ab, um es Automatenknackern schwerer zu machen. Das bestätigt der Bayerische Sparkassenverband auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Nach Angaben eines Verbandssprechers gibt es dazu allerdings weder eine bayernweit einheitlich beschlossene Linie noch landesweite Zahlen. Deutlich mehr als die Hälfte der Geldautomaten seien jedoch weiter rund um die Uhr zugänglich.

Jedes Geldinstitut entscheidet vor Ort

Die örtlichen Sparkassen analysieren demnach die Gefahrenlage für die einzelnen Standorte und entscheiden dann über mögliche zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Vor allem dort, wo bereits Geldautomaten gesprengt wurden, stoßen laut Sprecher nächtliche Schließungen bei der Kundschaft auf Verständnis. Bei den Genossenschaftsbanken ist die Vorgehensweise nach Angaben ihres Verbands ähnlich, entschieden wird vor Ort.

Hintergrund ist eine offizielle Empfehlung des Bundesinnenministeriums aus dem vergangenen Jahr, die nach einem Runden Tisch mit Geldinstituten und Behörden formuliert wurde. An risikobehafteten Standorten sollen Selbstbedienungs-Foyers demnach zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen bleiben. Genannt werden dort auch weitere Schutzmaßnahmen, unter anderem Nebelmaschinen, die bei einem Einbruch ausgelöst werden und das automatische Einfärben und Verkleben von Scheinen bei einem Aufbruch.

Sprengladungen können Anwohner gefährden

Nach Einschätzung des Bayerischen Landeskriminalamts ist eine Nachtschließung vor allem dann sinnvoll, wenn die Geldautomaten in Wohngebäuden liegen. Denn die Automatenknacker legen Sprengladungen mit erheblicher Kraft, sodass Gefahr für Leib und Leben der Menschen in den Wohnungen darüber nicht ausgeschlossen ist.

Zahl der Automatensprengungen geht zurück

Bayernweit sind in diesem Jahr bis Ende Oktober 28 Geldautomaten gesprengt worden – laut Polizei etwa ein Viertel weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Das Landeskriminalamt führt das auf Fahndungserfolge gegen niederländische Banden von Geldautomatenknackern zurück, die auch für viele Taten in Bayern verantwortlich gemacht werden. Im Januar und September dieses Jahres gab es zwei große Aktionen mit Durchsuchungen und Festnahmen. Allerdings ist damit noch immer nicht das niedrigere Niveau der Jahre 2021 und 2020 erreicht, in denen es insgesamt 17 bzw. 24 Geldautomaten-Aufbrüche gab.

Grundsätzlich suchen sich die Automatenknacker laut Polizei meist Standorte in der Nähe von Autobahnen aus, die nachts wenig frequentiert sind. Großstädte seien deshalb seltener betroffen, man könne jedoch nicht pauschal sagen, dass dort keine Automaten aufgebrochen werden. Im Jahr 2023 gab es einschlägige Delikte beispielsweise auch in Nürnberg und Fürth.

Bargeld weiter rund um die Uhr verfügbar

Die Versorgung mit Bargeld bleibt in Bayern nach Einschätzung der Bankenbranche auch künftig rund um die Uhr gesichert - trotz der Vorsichtsmaßnahmen mit nächtlich geschlossenen Foyers. Verfügbar bleiben überall zumindest diejenigen Geldautomaten, die im Außenbereich angebracht sind. Bei der Münchner Stadtsparkasse etwa bleiben auch künftig 32 Geldautomaten im Stadtgebiet rund um die Uhr in Betrieb, neun davon liegen im Stadtzentrum.

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