Lina sitzt in ihrem Rollstuhl und lächelt. Heute kann sie im Musikunterricht Klavier spielen. Nur indem sie den Kopf, die Augen oder den Mund bewegt. Selbst wenn sie nur blinzelt, erklingt ein Ton. Möglich macht das der "Motion Composer". Das Gerät erfasst selbst kleinste Bewegungen und setzt sie in Musik um. Lina findet das ganz toll. "Weil ich sonst nicht Musik machen kann", erzählt die Elfjährige.
Viele Kinder können ohne Hilfe kein Instrument spielen
Auf dem Tisch vor Musiklehrer Roland Sing steht der "Motion Composer": Das Gerät sieht aus wie ein Beamer mit zwei Augen. Die beiden Kameras vorne erfassen die Bewegungen. Je nach Einstellung können die Kinder so einzelne Instrumente, ganze Melodien oder Geräusche steuern. Den Schülerinnen und Schülern des Förderzentrums eröffnen sich dadurch ganz neue Möglichkeiten. "Viele Kinder hier an einer Körperbehinderten-Schule können durch ihre Einschränkungen wenig auf Instrumenten machen und brauchen da immer viel Unterstützung", sagt Musiklehrer Roland Sing. Mit dem Motion Composer könnten sie aber mal ganz ohne Hilfe musizieren: "Das ist eine große Bereicherung."
Musik-Gerät wird an der Schule häufig eingesetzt
Seit gut einem Jahr kommt an der Astrid-Lindgren-Schule der Motion Composer zum Einsatz – im Musikunterricht, bei Theaterprojekten und in Therapie-Einheiten. "Wir hatten ursprünglich gedacht, dass wir das Gerät nur für Schüler mit einer schweren Beeinträchtigung nutzen, die sich wirklich wenig bewegen können", sagt die stellvertretende Schulleiterin Annette Feldmann-Vogel. "Aber das Gerät hat uns gelehrt, dass es auch für Schüler geeignet ist, die sich gut bewegen können. Sie werden damit animiert zu Tanz und noch mehr Bewegung."
- Zum Artikel: Gesetzentwurf für mehr Inklusion in Betrieben beschlossen
Lächeln und glänzende Augen beim Musizieren
Die meisten Kinder hätten großen Spaß am Musizieren mit dem Motion Composer, sagt Lehrerin Olivia Markthanner. Die Pädagogin ist für unterstützte Kommunikation in dem Förderzentrum zuständig. Selbst bei Kindern mit großen Einschränkungen merkt sie: Das Musizieren mit dem Gerät kommt an. "Das kann jeder sehen, wenn ein Kind lächelt oder die Augen glänzen", sagt Olivia Markthanner. Auch an der Aufmerksamkeit der Kinder merke man, dass ihnen das Musizieren guttut. Selbst wenn manche von ihnen das selbst vielleicht nicht sagen können: "Es ist so ein Moment der Präsenz, der da für uns einfach vom Bauch und vom Herzen spürbar wird."
Rund 18.000 Euro hat das Gerät gekostet. Die Sternstunden, eine Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, haben den Großteil übernommen. "Ohne die Sternstunden hätten wir uns das Gerät definitiv nicht kaufen können", sagt die stellvertretende Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule, Annette Feldmann-Vogel. "Wir sind schon sehr dankbar, dass es da ist. Und wir hoffen, dass es noch viele Jahre im Einsatz bleiben wird."
11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!