Nachdem er einen Syrer im Oktober von der Steinernen Brücke in Regensburg gestoßen haben soll, ist der Prozess um einen 29-jährigen Amberger vor dem Landgericht Regensburg losgegangen. Wie die Staatsanwältin im Prozess sagte, war der Syrer nach dem Stoß knapp sieben Meter in die Tiefe gestürzt und auf einem steinernen Brückenpfeiler gelandet. Noch heute leide der Mann an körperlichen und psychischen Folgen. Jetzt geht es unter anderem um versuchten Mord.
Syrer während Telefonat mit Mutter von Brücke gestoßen
Der Geschädigte soll zum Zeitpunkt der Tat auf der Brüstung der Brücke gesessen und mit seiner Mutter telefoniert haben. Genau da soll der Beschuldigte den Syrer völlig überraschend in die Tiefe geschubst haben. Der Beschuldigte hat sich laut Staatsanwaltschaft "aufgrund seiner ausländerfeindlichen Gesinnung durch die bloße Anwesenheit des Geschädigten gestört" gefühlt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann jetzt versuchten Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen vor. Der Mann habe eine ausländerfeindliche Gesinnung. Bei den Ermittlungen seien in den Handydaten des Ambergers Hinweise auf nationalsozialistisches Gedankengut gefunden worden. Die Behörde stuft ihn als allgemeingefährlich ein. Er sei aufgrund einer psychischen Erkrankung jedoch schuldunfähig.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann auch das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor. Nach dem Stoß soll er nämlich unbeeindruckt weiter flaniert sein und einem Polizeibeamten den Hitlergruß gezeigt haben.
Psychische Probleme beim mutmaßlichen Täter
Der mutmaßliche Täter leidet laut Staatsanwaltschaft an einer "bipolaren affektiven Störung". Der Verteidiger des Beschuldigten bat das Gericht um den Ausschluss der Öffentlichkeit. Der 29-Jährige sei wegen seiner psychischen Erkrankung schuldunfähig. Das Gericht entschied daraufhin, dass die Öffentlichkeit in Teilen ausgeschlossen wird – wenn die psychischen Probleme des Beschuldigten thematisiert werden.
Opfer will weg aus Regensburg
Auch der geschädigte 21-jährige Syrer kam im Gerichtssaal zu Wort. Den Vorfall beschrieb er mithilfe eines Übersetzers: Er habe "wie auf einem Pferd" auf der Brüstung der Steinernen Brücke gesessen und telefoniert. In diesem Moment sei er plötzlich von der Brüstung geschubst worden. Eine Frau habe ihm dann eine Jacke zugeworfen, die er sich benommen unter den Kopf geschoben habe. Später sei er im Krankenhaus aufgewacht.
Seit dem Vorfall habe der 21-Jährige Dauerschmerzen und Angst, das Haus zu verlassen. Weiter erklärte er über seinen Dolmetscher, dass er aus Regensburg weg wolle. Er würde gern zu Verwandten nach Duisburg oder Berlin ziehen, was ihm aber von der Behörde nicht erlaubt werde, weil er drei Jahre in Regensburg bleiben müsse. Seine Verwandten könnten sich um ihn kümmern, sagte der Schüler und bat eindringlich darum, umziehen zu dürfen. Die letzten Monate seien wie Gift in seinem Leben gewesen.
Entschuldigung vor Gericht
Während der Syrer sprach, saß der 29-jährige Beschuldigte ruhig auf seinem Stuhl. Mal wanderten seine Blicke zum Richter, mal zum Syrer. Nachdem dieser zu Ende gesprochen hatte, ergriff der Beschuldigte das Wort: "Es war keine Absicht von mir. Ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an."
Der junge Syrer antwortete über seinen Übersetzer, dass er ihm alles Gute wünsche. Er verzeihe dem Mann. Aber das nehme ihm nicht den Schmerz, den er durch die Tat bis heute erlitten habe. Er hoffe, dass der Mann eingesperrt werde und niemandem mehr etwas antun könne. Ihm sei es wichtig, dass solch ein Vorfall nicht noch einmal vorkomme.
Für das Sicherungsverfahren vor dem Landgericht sind zunächst fünf weitere Verhandlungstermine vorgesehen. Ein Urteil am Landgericht Regensburg könnte noch im Juni fallen.
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