"In Bayern lebt es sich sicher. Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die Sorgen machen", sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) zu den jüngsten Zahlen der Strafverfolgungsstatistik in Bayern. Darin geht es um Menschen, die im Freistaat rechtskräftig verurteilt worden sind. Im Jahr 2023 waren das 113.765 Personen, 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Ursachen für diese Entwicklung gehen aus der Statistik allerdings nicht hervor.
Täter überwiegend männlich - meist Geldstrafe verhängt
Hauptsächlich handelt es sich bei den Verurteilten um Männer: Ihr Anteil beträgt 82,7 Prozent. In den überwiegenden Fällen – Jugendstrafrecht ausgenommen – wurden Geldstrafen verhängt. Bei 15 Prozent der Urteile handelt es sich um Freiheitsstrafen. Mit einem Anteil von etwa einem Viertel aller verurteilten Straftaten wird die Statistik von Straftaten im Straßenverkehr angeführt.
52,9 Prozent der Verurteilten sind deutsch. 47,1 Prozent haben keinen deutschen Pass - Straftaten nach Asyl-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsgesetz einberechnet. Das ist ein Plus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten wurden laut Statistik wegen Diebstahls verurteilt, danach folgen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Mehr verurteilte Jugendliche
Auch der Anteil verurteilter Jugendlicher ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, um 8,3 Prozent, nachdem die Zahlen in den vergangenen Jahren tendenziell gesunken waren. Auffällig dabei: Ein deutliches Plus von 19,3 Prozent bei denen, die wegen Gewaltkriminalität verurteilt wurden, etwa wegen gefährlicher Körperverletzung – dazu zählen unter anderem Angriffe mit Messern oder aus Gruppen heraus. Einen Zuwachs gab es außerdem bei den Körperverletzungsdelikten (+9,7 Prozent).
Die häufigsten Straftaten bei Jugendlichen und Heranwachsenden bleiben Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Kenntnisse über die Ursachen für die Zunahme von Straftaten bei Jugendlichen erhofft sich Bayerns Justizminister Eisenreich durch eine bundesweite Studie, die das Bundesjustizministerium erstellen soll.
Sexuelle Übergriffe: Mehr Anzeigen, mehr Verurteilungen
Im Fall von Stalking als einer Form von Gewalt gegen Frauen verzeichnet die Statistik ein Plus von 42,1 Prozent in 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der wegen Vergewaltigung Verurteilten ist um 17,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Offen bleibt die Frage, worauf die Zunahme zurückgeht, etwa auf eine erhöhte Sensibilisierung bei Betroffenen für das Melden sexueller Übergriffe.
Reformbedarf bei Cyberkriminalität
Während im Jahr 2022 19 Menschen wegen Cyberstraftaten verurteilt wurden, waren es 2023 neun. Justizminister Eisenreich (CSU) sieht Reformbedarf in der niedrigen Anzahl der Verurteilten: "Das Strafrecht muss mit der Digitalisierung schritthalten."
Corona noch spürbar
Grundsätzlich gilt für die Zahlen: Im Jahr 2023 sind die Auswirkungen von Corona noch spürbar. Deshalb ist die Statistik schwer mit den Vorjahren zu vergleichen. So konnten manche Verfahren wegen der Pandemie nicht schneller abgeschlossen werden, andererseits wurden manche Delikte in dieser Zeit auch schlicht seltener begangen – etwa Wohnungseinbrüche oder Trunkenheitsfahrten.
Im Video: Statistik - Anstieg der Urteile in Bayern
(Symbolbild) Richter in Bayern haben 2023 fast 114.000 Menschen für Straftaten verurteilt – deutlich mehr als im Jahr davor.
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