(Symbolbild) Seit zehn Jahren kämpft die Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg gegen die wachsende Kriminalität im weltweiten Netz.
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB), die vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde und ihren Sitz bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hat, feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Sie ist eine Spezialeinheit, die gegen Straftaten im Internet vorgeht. Die Ermittler dieser Einheit beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Online-Delikten, darunter Anlagebetrug, moderner Heiratsschwindel, Drogenhandel, Fake-Shops und Aufnahmen sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Wie Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) bei der Jubiläumsfeier betonte, wurden in zehn Jahren bereits mehr als 100.000 Verfahren eingeleitet.
Straftaten im Internet seit 2015 stark angestiegen
Als die Einheit 2015 gegründet wurde, waren nur zwei Staatsanwälte für Cybercrime-Fälle zuständig, mittlerweile sind es 30, so Thomas Goger, stellvertretender Leiter der ZCB. Das Verfahrensaufkommen habe sich enorm gesteigert: Von rund 500 Verfahren im Jahr 2015 auf fast 18.000 im vergangenen Jahr. Dies zeige das gigantische Wachstum der Cyberkriminalität und die steigende Bedeutung der Zentralstelle.
Zu den Ermittlern gehören neben den Staatsanwälten auch fünf IT-Forensiker, die technische Beratung leisten und neue Tools entwickeln. Diese enge Zusammenarbeit von Juristen und Informatikern sei ein Schlüsselfaktor für den Erfolg der Einheit, betont Goger.
KI werde auch bei Kriminellen verstärkt eingesetzt
Ein großes Problem, das die Zentralstelle zunehmend beobachtet, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) durch Straftäter. Im vergangenen Jahr wurde erstmals festgestellt, dass KI quer durch alle Bereiche der Cyberkriminalität – von Betrug über kinderpornografischem Material bis hin zu Phishing – eingesetzt werde.
Der Leitende Oberstaatsanwalt, Thomas Goger, betont, dass jeder Nutzer sich bewusst sein sollte, dass alles, was online gestellt werde – seien es Texte, Bilder oder Videos – von Kriminellen missbraucht werden könne. Ein Beispiel dafür sind Enkeltrickbetrüger, die inzwischen mit KI-generierten Stimmen von Familienangehörigen anrufen und Geld fordern. Goger rät, bei verdächtigen Online-Interaktionen mit gesundem Misstrauen zu reagieren und im Zweifelsfall Hilfe von Familie oder Freunden zu suchen und sich online nicht unter Druck setzen zu lassen.
Missbrauchsdarstellungen: Verdächtige in ganz Europa identifiziert
In den vergangenen zehn Jahren konnte die Zentralstelle zahlreiche Ermittlungserfolge verzeichnen. Allein im Bereich Kinderpornografie konnten Verdächtige in ganz Europa identifiziert werden. Bis Mitte Dezember 2024 ermittelten die Strafverfolger demnach in 8.444 Fällen. Es gehe von niederschwelligen Fällen, bei denen Kinder und Jugendliche Bilder teilen, bis hin zu schwerwiegenden Fällen mit gravierenden Missbrauchstaten.
Hundert Millionen Euro Schaden durch Online-Anlagebetrug
Der Spezialeinheit gelang auch der Schlag gegen eine osteuropäische Bande, die Online-Anlagebetrug betrieb. Der durch sie entstandene Schaden in Deutschland werde laut Goger auf rund hundert Millionen Euro geschätzt.
Seit 2018 konzentrierten sich die Ermittler verstärkt auf dieses Problem. Die Täter operierten aus mehreren Ländern, mit Call-Centern in Osteuropa und den Hinterleuten weit entfernt. Inzwischen konnten fast 100 Haftbefehle erwirkt und zahlreiche Täter wegen Online-Anlagebetrugs verurteilt werden. "Dass überhaupt in diesem schwierigen Ermittlungsfeld solche Erfolge erzielt wurden, hat ganz wesentlich damit zu tun, wie sich die Kolleginnen und Kollegen hier in Bamberg reingefuchst haben. Wir haben Dinge versucht, die andere nicht versucht haben. Wir sind Spuren nachgegangen, denen andere nicht nachgegangen sind und das hat dazu geführt, dass wir wirklich in dem Bereich, zumindest in Europa, führend sind", erklärt Goger.
Für die Zukunft sei es notwendig, flexibel auf neue technologische Entwicklungen zu reagieren, insbesondere im Hinblick auf Künstliche Intelligenz, die von Straftätern zunehmend als Werkzeug genutzt wird. Zudem wird die enge Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern als entscheidend angesehen, um den Herausforderungen der Zukunft in der Cyberkriminalität effektiv begegnen zu können, so der Leitende Oberstaatsanwalt der Zentralstelle Cybercrime Bayern.
Erfolg der Zentralstelle Cybercrime Bayern
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!