Ein Kiebitz in einem Feuchtgebiet (Symbolbild)
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Wiesenbrüter wie Kiebitz, Brachvogel und Uferschnepfe schützen – das will ein großangelegtes Wiesenbrüter-Schutzprojekt im Altmühltal.

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Streit um Wiesenbrüter-Schutzgebiet

Streit um Wiesenbrüter-Schutzgebiet

Bald entscheiden Kreisräte über ein großangelegtes Wiesenbrüter-Schutzprojekt im Altmühltal. Der Vorsitzende der Bayerischen Vogelschützer kritisiert einen CSU-Landrat scharf: Er bremse das Projekt aus, mit nicht nachvollziehbaren Argumenten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Es sind nur noch wenige Tage, dann fällt die Entscheidung. 50 Abgeordnete des Kreistages Weißenburg-Gunzenhausen stimmen über eine Geldsumme ab, die in den Schutz von bestimmten Vögeln gesteckt werden soll: In Wiesenbrüter wie Kiebitz, Brachvogel und Uferschnepfe, die in solcher Vielfalt im Altmühltal vorkommen. Stimmt der Kreistag für diese Geldsumme in Höhe von 40.000 Euro, fließen zehn weitere Millionen Euro aus Berlin ins obere und mittlere Altmühltal. Stimmt der Kreistag dagegen, wird's erstmal nichts mit dem groß angelegten Schutz der Wiesenbrüter.

Vogelschützer kritisieren Landrat scharf

Und weil so viel dranhängt, verschärfen die Vogelschützer ihre Tonlage: Sie schießen ungewöhnlich scharf gegen den Landrat des Kreises Weißenburg-Gunzenhausen. Manuel Westphal (CSU) bremse das einzigartige Naturschutzprojekt aus, kritisiert der Vorsitzende des Bayerischen Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), Norbert Schäffer. Der Landrat mache weiterhin Stimmung gegen das Projekt, wegen einer angeblich unzureichenden Einbindung wichtiger Interessensgruppen. Dabei seien die Argumente des CSU-Landrats im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen "nicht nachvollziehbar", so Schäffer.

Drei Jahre Planung für großangelegtes Wiesenbrüter-Schutzgebiet

Die Entscheidung in Weißenburg-Gunzenhausen hat auch Auswirkungen auf den Nachbarlandkreis Ansbach. Dieser hat seine Förderzugsage bereits einstimmig beschlossen. Seit drei Jahren schon laufen die Planungen für "Chance Natur – Lebensraum Altmühltal", so der Titel des Naturschutzprogrammes. Nur noch das Moor im Allgäu und das Grüne Band an der früheren innerdeutschen Grenze haben für die Bundesregierung einen so hohen Stellenwert. Das mögliche Wiesenbrüter-Schutzgebiet reicht rund 70 Kilometer an der Altmühl entlang, im Norden von Colmberg im Landkreis Ansbach bis Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Für dieses Gebiet hat das Projektbüro auf 400 Seiten recht detailliert Maßnahmen ausgearbeitet. Wo Wehre das Frühjahrshochwasser länger in der Fläche halten können. Und auf welchen Wiesen es sinnvoll wäre, später zu mähen und weniger zu düngen.

Freiwilligkeit versprochen – doch Landwirte sind misstrauisch

Die Teilnahme sei für Besitzer und Pächter von Flächen freiwillig, betonte wiederholt das Projektbüro, und keiner müsse eine Wiese gegen seinen Willen hergeben. Mit den Fördergeldern sollen auch Grundstücke gekauft werden. Doch die Landwirte sind misstrauisch. Landrat Manuel Westphal ist selbst Landwirt und teilt deren Sorgen. "Es besteht kein Vertrauen in den Maßnahmen- und Entwicklungsplan", teilt er mit. "Wie soll man so ein Großprojekt umsetzen, wenn direkt betroffene Landwirte, Fischer und Jäger Einwände haben", schreibt Manuel Westphal in einer Stellungnahme auf die Kritik des LBV. Der Landrat hatte zuletzt Nachbesserungen zugunsten der beteiligten Interessengruppen wie Landwirten, Jägern und Fischern gefordert. Deren Forderungen wie etwa umfangreiche Mitsprache wurden von Seiten des Projektbüros inzwischen berücksichtigt.

LBV fordert: Landrat soll die Chancen sehen

Trotz alledem, so kritisiert der LBV, mache der Landrat immer noch Stimmung wegen einer angeblich unzureichenden Einbindung der Interessengruppen. Norbert Schäffer fordert Landrat Manuel Westphal auf, auch die Chancen des Projektes zu sehen. "Wir erwarten ein klares Bekenntnis vom Landrat zu dem Projekt, das auch der Region, der Natur und der Landwirtschaft vor Ort einmalige Perspektiven eröffnet", so der LBV. So gibt es Fördergelder für Landwirte, die Lebensräume für Wiesenbrüter pflegen. "Das Projekt zeigt, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen kann, in der sich die berechtigen ökonomischen Interessen mit den Zielen des Naturschutzes in Einklang bringen lassen", so der LBV.

Landrat denkt an Alternativplan

Landrat Manuel Westphal denkt offenbar bereits konkret über ein Alternativprogramm nach. Ein entsprechender Prüfauftrag für die Verwaltung steht auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung des Umweltausschusses. "Man könnte Maßnahmen entwickeln, die dem Wiesenbrüter nützen, ohne die Interessen der Landwirte, Jäger, Fischer und der Wasserwirtschaft derart einzuschränken", so Westphal in seinem Statement. Der Landesbund für Vogelschutz sieht das kritisch. "Wir sehen nicht, wie sich ein sinnvolles Alternativprogramm von den vorliegenden Vorschlägen unterscheiden könnte", so Norbert Schäffer. "Jedes zielgerichtete Wiesenbrüterprojekt wird sich mit Themen wie Wiedervernässung und Mahdregime im Grünland beschäftigen müssen. Sonst ist es wirkungslos. Es klingt banal, ist aber Tatsache: Mit einem Brachvogel kann man nicht verhandeln."

Entscheidung im Kreistag Ende Februar

Das Projekt kommt nur, wenn der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen eigene Fördergelder in Höhe von 40.000 Euro bewilligt. Der Kreistag Weißenburg-Gunzenhausen entscheidet darüber in seiner Sitzung am 26. Februar (ab 14 Uhr in der Stadthalle Gunzenhausen). Die Entscheidung dürfte knapp ausfallen, die CSU hat keine Mehrheit im Kreistag. Zünglein an der Waage sind die Freien Wähler. Im Landkreis Ansbach fiel die Entscheidung einstimmig zugunsten des Großprojektes "Chance Natur- Lebensraum Altmühltal."

Bildrechte: BR / Ulrike Lefherz
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Die überschwemmten Wiesen im Altmühltal gehören zu den letzten großen Lebensräumen für Wiesenbrüter. Hier bauen sie ihre Nester auf dem Boden.

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