Kanufahrer im Sommer auf der Pegnitz
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Paddeltour auf der Pegnitz: Sportvereine befürchten, dass das künftig mit dem neuen Konzept der Stadt nicht mehr möglich ist.

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Streit ums Paddeln: Naturschutz oder Schildbürgerstreich?

Streit ums Paddeln: Naturschutz oder Schildbürgerstreich?

Die Pegnitz in Nürnberg soll geschützt werden. Die Stadt will deshalb das Paddeln einschränken und strikte Schonzeiten für die Natur durchsetzen. Die Kanuvereine sprechen dagegen von einem Schildbürgerstreich. Denn in Fürth ist alles anders.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Es geht um einen kurzen Abschnitt der Pegnitz in Nürnberg. Knapp zwei Kilometer ist er lang – von der Surfer-Welle am Fuchsloch bis zur Stadtgrenze nach Fürth unter der Brücke des Frankenschnellwegs. Es gibt viele sensible Stellen auf diesem Abschnitt. Hier brüten Vögel und leben viele Fische und Insekten. Dieser Naturraum soll geschützt werden. So sieht es das neue Gewässerbefahrungskonzept vor, das die Stadträte am Mittwoch im Umweltausschuss beschließen wollen.

Schonzeiten von März bis Mitte Juli

Zentraler Punkt im Entwurf sind die Schonzeiten. Sie sehen vor, dass die Pegnitz zwischen März und Mitte Juli nicht befahren werden darf. Dem Bund Naturschutz wäre es am liebsten, wenn gar keine Paddler auf dieser Strecke unterwegs wären. Doch mit den Schonzeiten sei schon viel gewonnen. Zumal das neue Konzept vorsieht, dass keine kommerziellen Bootstouren auf diesem Abschnitt der Pegnitz erlaubt sein sollen. So sieht es das Umweltgutachten vor, das dem Beschluss zugrunde liegt.

Schlechte Wasserqualität in der Pegnitz

"Wir müssen alles tun, um die ökologische Wertigkeit zu erhalten", sagt Marc Schüller, Fraktions-Vize der Grünen. Auch für CSU-Stadtrat Otto Heimbucher, der zudem Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz in Nürnberg ist, ist das Grundlage für die Entscheidung. Außerdem sei die Wasserqualität in der Pegnitz nicht optimal. Immer wieder komme es zu Belastungen durch E.coli-Bakterien, die zu Darminfekten führen können. Auch die Sportler auf der Surfwelle würden unter den Keimen im Wasser leiden.

Vereine befürchten Aus für den Breitensport

Das sehen die Paddelvereine in Nürnberg anders sehen. "Wer mit dem Kajak oder Kanu unterwegs ist, schluckt ja kein Wasser", sagt Manfred Eder, Leiter der Kanugruppe des Deutschen Alpenvereins in Nürnberg. Viel wichtiger ist ihm jedoch, dass keine Schonzeiten beschlossen werden. Denn die würden das Aus für den Breitsport bedeuten. "Statt Natur und Sport vor der Haustür genießen zu können, müssten wir unsere Aktivitäten in Nürnberg einstellen", heißt es in einer Petition (externer Link), die die Kanuvereine gestartet haben.

Ab der Stadtgrenze gelten andere Regeln

Da die Vereinsmitglieder entsprechend geschult seien, gehe von ihnen keine Gefahr für die Natur aus, meint Eder und verweist auf die Regelung in der Nachbarstadt Fürth. Dort gibt es auf der Pegnitz kein Paddelverbot für Vereine. Deren Mitglieder dürfen ab der Stadtgrenze den Fluss ganzjährig befahren. Für Eder ein "Schildbürgerstreich". Denn wenn er sein Kanu an der Stadtgrenze einsetzt, darf er paddeln. Zehn Meter weiter flussaufwärts muss er sich an die Nürnberger Schonzeiten halten.

Probleme mit dem Wasserstand

"Das ist quasi ein Paddelverbot", sagt SPD-Stadtrat Gerhard Groh. Seine Fraktion macht sich für Ausnahmen für die Vereine stark. "Denn wenn das Paddeln ab Mitte Juli erlaubt ist, dann ist häufig der Wasserstand so niedrig, dass nicht gefahren werden darf." Die SPD will gegen das Gewässerbefahrungskonzept stimmen. Doch sie hat keine Mehrheit im Ausschuss.

Die Folge wird sein, dass es künftig zwei unterschiedliche Regelungen an einem Fluss gibt. Aus dem Fürther Rathaus heißt es auf Nachfrage, dass der Zustand der Pegnitz trotz der Befahrung durch die Vereine nicht schlechter geworden sei.

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