Eine Gruppe Frauen im Dirndl auf der Wiesn.
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Frauen auf dem Oktoberfest in München.

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Oktoberfest: Bereits 180 hilfesuchende Frauen im "Safe Space"

Oktoberfest: Bereits 180 hilfesuchende Frauen im "Safe Space"

Das Oktoberfest in München hat auch eine dunkle Seite: Mehr als 300 Straftaten wurden in der ersten Halbzeit festgestellt – und rund 180 Frauen und Mädchen haben im "Safe Space" Hilfe gesucht, weil sie in kritische Situationen geraten waren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Seit mehr als 20 Jahren gibt es beim Oktoberfest den "Safe Space" für Frauen und Mädchen in Schwierigkeiten – egal ob die Handtasche geklaut, die Clique verschwunden oder der letzte Zug bereits abgefahren ist oder ein sexueller Übergriff stattgefunden hat. 181 Wiesn-Besucherinnen sind heuer schon da gewesen. Der "Safe Space" befindet sich hinter dem Schottenhamel-Zelt gleich neben der Wiesnwache.

Halbzeitbilanz: Bisher 31 Sexualstraftaten auf der Wiesn

Die Polizei hat sich seit dem Anzapfen am 21. September mit mehr als 300 Straftaten befassen müssen. Dazu gehörten auch 31 Sexualstraftaten (Halbzeitbilanz 2023: 35), darunter eine Vergewaltigung.

Fünfmal ging es bei den Anzeigen um "Upskirting", also das heimliche Filmen unter den Rock. Für die "Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen" sieht das Gesetz eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vor.

Aber auch das, was oft verharmlosend als "Grapscherei" bezeichnet wird, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt: Wegen sexueller Belästigung wurde zum Beispiel ein 44-jähriger Wiesngast aus dem Ausland angezeigt. Es soll sich dabei um einen Unternehmenschef handeln. Laut Polizei hatte er einer 18-Jährigen aus Starnberg in der Wirtsbudenstraße unter den Mantel gegriffen und sie ins Gesäß gekniffen.

Besucherinnen-Zahl im "Safe Space" um 30 Prozent gestiegen

Während die Zahl der Straftaten laut Polizei zurückgegangen ist, ist die Zahl der Wiesn-Besucherinnen im "Safe Space" gestiegen – um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Team erklärt sich das vor allem damit, dass das Angebot immer bekannter wird.

60 Wiesn-Besucherinnen hatten ihre Begleitungen oder wichtige Wertgegenstände wie Handy und Hotelschlüssel verloren oder waren bestohlen worden. Zwölf Mädchen und Frauen (Halbzeitbilanz 2023: elf) suchten Hilfe, weil sie sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren hatten. 26 Mal waren psychische Krisen der Anlass: Panikattacken ebenso wie zum Beispiel Gewalterlebnisse in der Vergangenheit, die bei dem großen Volksfest nun wieder "hochgekommen" sind. In fünf Fällen (Halbzeitbilanz 2023: sieben) gab es den Verdacht, dass Besucherinnen k.o.-Topfen verabreicht bekommen hatten.

14 Mitarbeiterinnen helfen betroffenen Frauen

Die täglich 14 Mitarbeiterinnen im "Safe Space" helfen mit Beratung, Recherche, Begleitung, Decken, Geld, Taxigutscheinen oder auch mal Kleidung aus. Die Einrichtung gibt aber auch Tipps, wie man schwierigen Situationen womöglich selbst vorbeugen kann: So wird zum Beispiel geraten, einen Zettel mit der Handynummer der besten Freundin noch einmal separat zu notieren und am Körper zu tragen, im Vorfeld Treffpunkte zu vereinbaren und etwas Kleingeld in die Dirndltasche zu stecken.

Der "Safe Space" ist laut Organisatoren für alle Personen gedacht, "die sich als Frauen identifizieren" oder sich "aufgrund ihrer Geschlechtsidentität angesprochen fühlen". Geöffnet ist täglich von 18 bis ein Uhr nachts, ab Mittwoch und dann bis zum Ende des Oktoberfestes ist der Bereich sogar bereits ab 15.30 Uhr auf. Das Angebot ist kostenlos.

Die "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" ist eine gemeinsame Aktion der Vereine "AMYNA" und "IMMA" sowie der Beratungsstelle Frauennotruf München. Sie wird unter anderem von der Stadt München unterstützt. Auch von der Wiesnstiftung gab es kürzlich einen Zuschuss.

Mit Informationen der dpa

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