Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und das Bayernwerk als Verteilnetzbetreiber wollen das bayerische Chemiedreieck besser an das Stromnetz anschließen. Der steigende Strombedarf dort erfordere einen Ausbau der Strominfrastruktur. Auf dem Weg hin zur Klimaneutralität werden die Firmen künftig deutlich mehr elektrische Energie benötigen. Bei einem Treffen in Altötting wurden die Netzausbaupläne vorgestellt.
Strom fürs Chemiedreieck
Der Ausbau soll eine entscheidende Rolle für die Industrietransformation der energieintensiven Unternehmen im Chemiedreieck spielen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Netzbetreiber Tennet und Bayernwerk. Im Fokus soll die Elektrifizierung stehen.
Der Energiebedarf im Bayerischen Chemiedreieck ist enorm, insgesamt fünf TWh pro Jahr werden hier benötigt, so die Initiative ChemDelta Bavaria - ein Zusammenschluss von im Chemiedreieck ansässigen Firmen. Das ist rund ein Prozent des gesamten Strombedarfs in Deutschland.
Stromverbrauch soll sich bis 2050 mehr als verdoppeln
Die Unternehmen vor Ort gehen davon aus, dass ihr Bedarf bis 2050 um das 2,5-fache steigen wird. Allein Wacker Chemie verbraucht derzeit 3TWh pro Jahr, was gleichbedeutend mit dem Strombedarf von rund 850.000 Haushalten ist. Und die insgesamt 25 Unternehmen vor Ort wollen bis 2040 klimaneutral werden. Die Netzausbaupläne basieren den Angaben zufolge auf Strombedarfsprognosen der Wacker Chemie AG, der OMV Deutschland GmbH und des Chemieparks Gendorf.
Tennet plant deshalb eine neue 380-Kilovolt-Höchstspannungs-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn, je ein neues Umspannwerk in Burghausen und Simbach sowie eine neue Schaltanlage bei der Gemeinde Zeilarn.
Modernisierung und Verstärkung vorhandener Leitungen
Das Bayernwerk beginnt dieses Jahr mit Bauarbeiten. Tennet nimmt die Suche nach Standorten für die Umspannwerke und die Planung eines Trassenkorridors auf. Die Bürger sollten frühzeitig informiert werden, hieß es.
Der Verteilnetzbetreiber möchte besonders auf die Modernisierung und Verstärkung vorhandener Leitungen setzen, sodass die Eingriffe in Natur und Lebensraum von Menschen so gering wie möglich bleiben, heißt es in einer Presseaussendung. Auch der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) sichert seine Unterstützung zu: "Wir freuen uns, dass die zentralen Akteure heute gemeinsam den Start für die zukunftssichere Stromversorgung des Chemiedreiecks vereinbart haben."
Strom aus dem Norden und lokaler Ökostrom
Der Ausbau des Wechselstromnetzes wie der großen Gleichstrom-Trassen Südostlink oder Südlink dient insgesamt der Versorgung Bayerns mit Strom aus dem Norden. Dieser sei unverzichtbar, Bayern bleibe ein Importland von Energie, hieß es bei Tennet. Dennoch helfe auch jede vor Ort produzierte Kilowattstunde.
In dem neuen Verteilnetz soll laut Bayernwerk auch mehr lokal erzeugter Ökostrom aufgenommen und verteilt können, etwa aus dem geplanten Windpark im Altöttinger Forst. Er sollte mit rund 40 Windrädern rechnerisch ein Zehntel des Strombedarfs im Chemiedreieck erzeugen. Es gibt jedoch in der Region Widerstände.
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