22.06.2023, Berlin: Karl Lauterbach (SPD, l), Bundesminister für Gesundheit, spricht auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung einer Analyse zu erwarteten Effekten auf die Versorgung durch die geplante Krankenhausreform im Unfallkrankenhauses Berlin. Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Pressekonferenz Analyse zur Krankenhausreform

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Studie: Tausende vermeidbare Todesfälle in deutschen Kliniken

Studie: Tausende vermeidbare Todesfälle in deutschen Kliniken

Eine Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums stützt die geplante Krankenhausreform von Minister Lauterbach. In spezialisierten Kliniken sei die Versorgungsqualität höher. Die Opposition spricht bei der Studie von einer "Auftragsarbeit".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In deutschen Krankenhäusern könnten jedes Jahr tausende Patientinnen und Patienten vor dem Tod bewahrt werden, wenn sie in besseren Krankenhäusern behandelt würden. Die am Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie einer Regierungskommission beziffert die Zahl der vermeidbaren Todesfälle allein im Bereich der Schlaganfälle auf rund 5.000 pro Jahr. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht sich durch die Befunde in seinem Plan bestärkt, im Klinikbereich stärker auf Spezialisierung zu setzen.

Schlaganfälle und Krebspatienten: Studie rät zur Spezialisierung von Kliniken

"Die Krankenhausreform wird zehntausende Menschenleben retten pro Jahr", sagte Lauterbach in Berlin. Komplizierte Eingriffe sollten künftig "ausschließlich in spezialisierten Kliniken und durch sehr gut qualifizierte Mediziner erfolgen", sagte er. "Nicht jedes Haus muss auch jede medizinische Behandlung anbieten."

Die Analyse kommt zu einem alarmierenden Kernbefund: Tausende Menschen könnten noch am Leben sein, wenn sie in einem besser ausgestatteten Krankenhaus behandelt worden wären. Der Leiter der Regierungskommission, Tom Bschor, sagte, die Analyse zeige, "dass im gegenwärtigen System Krebs- und Schlaganfall-Patientinnen früher sterben als nötig, weil zu viele Krankenhäuser diese Behandlungen durchführen".

Für Schlaganfallpatienten etwa macht es der Studie zufolge eine deutlichen Unterschied, in welches Krankenhaus sie eingeliefert werden: In Kliniken mit einem spezialisierten Schlaganfallzentrum ("Stroke Unit") verstarben 23,9 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres nach dem Schlaganfall. In Kliniken ohne ein solches Zentrum waren es 30,4 Prozent. Nur etwa ein Viertel der deutschen Kliniken verfügt über eine solche "Stroke Unit".

Neben dem Bereich Schlaganfall richtet die Analyse den Fokus auf die Behandlung von Krebserkrankungen. So hätten etwa Brustkrebs-Patientinnen einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Spezialkrankenhaus, heißt es in der Analyse. Auch bei anderen Krebsarten ließ sich ein Überlebensvorteil nachweisen, wenn auch in geringerem Maße.

Insgesamt könnten jährlich 20.404 Lebensjahre von Krebspatienten gerettet werden, würde die Behandlung in zertifizierten Häusern nach höchsten Standards stattfinden, schreibt die Kommission.

Studie stützt Lauterbachs geplante Krankenhausreform

Als Konsequenz aus ihren Befunden weist die Kommission auf dringenden Reformbedarf hin: Die gegenwärtige Situation, in der Kliniken oftmals alle Leistungen erbringen können, führe zu "Qualitätsdefiziten, einer erhöhten Morbidität und Mortalität, aber auch zu vergleichsweise hohen Kosten", schreibt sie.

Kommissionsleiter Bschor empfahl eine "Konzentration der Behandlungen auf erfahrene Kliniken, um flächendeckend und engmaschig eine exzellente Versorgung anzubieten". Genau dies ist auch einer der zentralen Punkte von Lauterbachs Reformplänen für das Krankenhauswesen, über die er seit Monaten mit den Ländern verhandelt.

Lauterbach will ein grundsätzlich neues Finanzierungssystem für die Kliniken durchsetzen, von denen vielen in den roten Zahlen stecken. Zur Verbesserung der medizinischen Qualität setzt er auf Spezialisierung der Kliniken - und will künftig die Leistungsbilanz jeder einzelnen Klinik in der Behandlung bestimmter Krankheiten öffentlich zugänglich machen.

Linken-Politiker Gürpinar spricht von Studie als "Auftragsarbeit"

Aus den Ländern kommt Widerstand. Sie fürchten etwa die Schließung vieler kleiner Krankenhäuser, die für die Versorgung auf dem Land wichtig sind. Noch in diesem Monat wollen Bund und Länder zu einer weiteren Verhandlungsrunde zusammenkommen. Lauterbach strebt an, dann über die Sommerpause einen Entwurf für die Krankenhausreform auszuarbeiten.

Verbände und Kassen mahnten nach Vorlage der Studie dringende Verbesserungen an. Die AOK erklärte, Patientinnen und Patienten müssten durch Spezialisierung die "bestmögliche Versorgung" erhalten. Dies sei auch möglich, "ohne die wohnortnahe Versorgung zu gefährden". Der Sozialverband VdK forderte bei den Krankenhäusern "eine gute Mischung aus Erreichbarkeit und Spezialisierung".

Zweifel an der Qualität der nun vorgelegten Studie äußerte indes der Münchner Krankenhausexperte der Linksfraktion, Ates Gürpinar: "Die heute vorgelegte Potenzialanalyse der Regierungskommission Krankenhäuser ist eine offensichtliche Auftragsarbeit, die den Zweck verfolgt, dem Bundesgesundheitsminister in seinem Kampf mit den Ländern um die Krankenhausreform den Rücken zu stärken."

Mit Informationen von AFP

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