In einem Hörsaal wird eine Medizin-Vorlesung vorbereitet
Bildrechte: BR/Julia Müller
Audiobeitrag

In einem Hörsaal wird eine Medizin-Vorlesung vorbereitet

Audiobeitrag
>

Studiengang gegen niederbayerischen Ärztemangel startet

Studiengang gegen niederbayerischen Ärztemangel startet

Mehr als einhundert junge Menschen beginnen heute ihr Studium am neuen "Medizincampus Niederbayern" der Uni Regensburg. Damit soll der Ärztemangel in der Region gelindert werden. Ob das gelingt, wird sich aber erst in vielen Jahren zeigen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Es ist ein Neustart, nicht nur für die 110 Erstsemester-Studierenden, sondern für einen ganzen Studiengang. Anders als es der Name "Medizincampus Niederbayern" vermuten lässt, beginnt die Ausbildung am Montag aber nicht in Niederbayern, sondern in Regensburg.

Theorie in Regensburg, Praxis in Niederbayern

An der Universität findet der erste theoretische Ausbildungsteil statt. Erst später wechseln die Studierenden an Kliniken in Niederbayern um dort praktisch ausgebildet zu werden. Dazu zählen das Bezirksklinikum Mainkofen sowie Kliniken in Landshut, Passau, Deggendorf und Straubing. Auch Kinderkliniken, die Universität Passau und die TH Deggendorf sind Partner des Konzepts.

Deutlich mehr Erstsemester

Auch wenn das geplante Vorklinik-Gebäude in Regensburg noch nicht fertig ist, sollen die Studierenden gute Bedingungen haben. Es sei der Anspruch der Uni Regensburg gewesen, ein Studium anzubieten, das genauso gut ist, wie an jeder anderen bayerischen Universität, sagt Uni-Vizepräsident Ernst Tamm, der die Taskforce für den Medizincampus geleitet hat. Obwohl zu den bisherigen rund 250 Erstsemestern nun nochmal 110 zusätzlich kommen, soll auch der reguläre Studiengang nicht darunter leiden, verspricht Tamm.

Dafür wurde investiert. Insgesamt sind an allen Standorten knapp 300 Vollzeitstellen geschaffen worden. In Regensburg seien diese bereits weitgehend besetzt, sagt Tamm. In Gebäude und Ausstattung an den verschiedenen Standorten investiert der Freistaat nach Angaben der Uni rund 65 Millionen Euro.

Ausbildungsorte mit "Klebeeffekt"?

Für die praktische Ausbildung wechseln die Studierenden später dann nach Niederbayern. Die Hoffnung: Wer die Region im Studium bereits kennengelernt hat, bleibt vielleicht später auch lieber in der Region. Dieser sogenannte "Klebeeffekt" soll helfen, mehr Ärzte nach Niederbayern zu bringen. Es sei vielfach so, dass Studierende häufig ihre spätere berufliche Tätigkeit dort suchen, wo sie studiert haben – und das unabhängig vom Studiengang, sagt Universitätspräsident Udo Hebel.

Kein kurzfristiger Erfolg zu erwarten

Wie viele der Studentinnen und Studenten am Ende tatsächlich in der Region bleiben, ist aber unklar. Eine Verpflichtung, nach dem Studium in Niederbayern zu arbeiten, gibt es nicht. Erfolge bei der Ärzteversorgung können sich aber ohnehin erst langfristig einstellen. Bis die heutigen Erstsemester-Mediziner fertig ausgebildete Fachärzte sind, vergehen in der Regel mehr als zehn Jahre.

Insgesamt 27 neue Professuren

In Kürze beginnen die ersten Berufungsverfahren für insgesamt 27 neue Professuren, die in den kommenden Jahren sukzessive besetzt werden sollen, wie das Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mitteilte. Die Besetzung der Chefarztpositionen an den vier Standorten erfolge in engem Einvernehmen der Kliniken vor Ort und der Universität Regensburg. Insgesamt werden für die Medizinerausbildung in Niederbayern 20 neue klinische Professuren geschaffen, die gleichmäßig auf die vier Standorte Deggendorf, Landshut, Passau und Straubing verteilt werden und an der Universität Regensburg angedockt sind.

Hinzu kämen sieben Profilprofessuren für das neue Institut für Gesundheitswissenschaften der Universität Passau in Kooperation mit der TH Deggendorf. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gesundheit im digitalen Zeitalter. So wird beispielsweise in Passau das Zentrum für Digitale Medizinausbildung (ZeDiMA) eingerichtet: Eine Art Zukunftslabor für spezifisch medizinische, digitale Lehrformate. Auch die Hochschule Landshut bringt sich ein.

Im Video: Schlechtes Abi - kein Hindernis: Erstsemesterstart ins Medizinstudium

Studierende vor der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Studierende vor der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!