Medizinstudenten legen einem menschlichen Phantom eine Magensonde.
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124 Medizinstudenten verpflichten sich als Landärzte

124 Medizinstudenten verpflichten sich als Landärzte

Per Quote will Bayern seit Jahren dem Mangel an Landärzten entgegenwirken. Zum Wintersemester haben sich viele Frauen und Männer für den Karriereweg entschieden. Regionale Förderprogramme zeigen bereits erste Erfolge.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Im kommenden Wintersemester starten 124 angehende Mediziner ihr Studium in Bayern, die sich verpflichten, danach als Landärztin oder Landarzt zu arbeiten. Nach Angaben von Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) ist das Auswahlverfahren für die bayerische Landarzt- und ÖGD-Quote (Öffentlicher Gesundheitsdienst) abgeschlossen: "145 Bewerberinnen und Bewerber können sich über die bayerische Landarzt- und ÖGD-Quote auf einen Medizinstudienplatz im kommenden Wintersemester freuen." 21 Studienplätze seien an Kandidatinnen und Kandidaten gegangen, die nach dem Abschluss im Öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten werden.

Mehr als 400 Bewerbungen eingegangen

"Ich freue mich, dass immer mehr junge Menschen diese spannenden Aufgabenfelder für sich entdecken. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung in Bayern", sagte Gerlach. Das Interesse an den Studienplätzen sei groß gewesen: "Wir haben 426 Bewerbungen erhalten. Das zeigt: Viele junge Medizinstudierende wollen sich in Bayern niederlassen und als Hausärztin oder Hausarzt bzw. Amtsärztin oder Amtsarzt arbeiten."

Für die Studienplätze müssen die Bewerber ein zweistufiges Auswahlverfahren durchlaufen. Dies berücksichtigt einen Studieneignungstest, das Vorliegen einer Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf, die Dauer der Berufstätigkeit in diesem Beruf sowie die Art und Dauer einer geeigneten freiwilligen oder ehrenamtlichen Tätigkeit.

Für eine Bewerbung müssen aber nicht alle Kriterien erfüllt sein. In einem zweiten Teil des Auswahlverfahrens finden zudem Auswahlgespräche statt.

Großteil der angehenden Landärzte sind Frauen

Das Durchschnittsalter der Studienanfängerinnen und -anfänger für die Landarztquote liegt in diesem Jahr bei 23 Jahren: 61 Prozent von ihnen sind weiblich und 39 Prozent männlich. Die erfolgreichen Kandidatinnen und Kandidaten kommen vorrangig aus Bayern (87 Prozent). Bei der ÖGD-Quote liegt das Durchschnittsalter bei 24 Jahren. Auch hier ist die Mehrheit der Studienanfänger weiblich (81 Prozent) und kommt aus Bayern (76 Prozent).

Die Landarztquote sieht vor, dass bis zu 5,8 Prozent aller Medizinstudienplätze in Bayern für Bewerberinnen und Bewerber vorgehalten werden, die später für mindestens zehn Jahre als Hausärztin oder Hausarzt im ländlichen Raum arbeiten wollen. Seit ihrer Einführung 2020 haben dies bereits 434 Studentinnen und Studenten erklärt. Die ÖGD-Quote reserviert nach demselben Prinzip bis zu ein Prozent der bayerischen Medizinstudienplätze.

Erfolgsmodelle in bayerischen Landkreisen

Dass Förderprogramme funktionieren können, zeigt der Landkreis Hof: Wie in so vielen Regionen Bayerns, droht auch hier eine ärztliche Unterversorgung, das Durchschnittsalter der Hausärzte in Stadt und Landkreis Hof liegt bei 58 Jahren. Vor fünf Jahren startete der Landkreis das Stipendienprogramm, um junge Ärztinnen und Ärzte in die Region zu locken.

Drei Förderungen können seitdem pro Jahr vergeben werden. Wer sich dafür qualifiziert, bekommt während seines Medizinstudiums insgesamt bis zu 25.200 Euro. Im Gegenzug verpflichten sich die Absolventen, nach ihrer Ausbildung als Ärztinnen und Ärzte im Hofer Land zu arbeiten – mindestens vier Jahre lang. Danach, so die Hoffnung, bleiben die ehemaligen Stipendiaten dauerhaft.

Im Video: Der Landkreis Hof begegnet dem Ärztemangel mit einem Förderprogramm

Eine junge Ärztin schaut in das Ohr eines Patienten.
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Der Landkreis Hof hat vor wenigen Jahren ein Förderprogramm gestartet, um Landärzte zu gewinnen.

Förderprogramme brauchen Zeit, bis sie Wirkung zeigen

Aktuell zählt das Förderprogramm des Landkreises Hof zehn Studierende, bis das Förderprogramm Wirkung zeigt, wird es aber noch etwas dauern: Im Jahr 2019 begann die erste Stipendiatin des Landkreises Hof ihr Medizinstudium. Heute, fünf Jahre später, beginnt Fanni Bartsch ihre Facharztausbildung für Allgemeinmedizin. Die braucht sie, um Hausärztin zu werden. Die Ausbildung findet zunächst in einem Krankenhaus in der Region statt, bevor Bartsch in drei Jahren eine Hausarztpraxis in Schwarzenbach unterstützen kann. Dann, so die angehende Ärztin, möchte sie in der Region bleiben.

Auch Höchstädt im Landkreis Dillingen versucht, dem Ärztemangel mit Weiterbildungsangeboten zu begegnen: In Zusammenarbeit mit dem Dillinger Lehrkrankenhaus bildet der Hausarzt Jürgen Arnhardt hier Medizinstudenten der TU-München im Rahmen ihres Praxisjahres aus. Fünf solcher Assistenten und Assistentinnen seien bei ihm gewesen, erzählt er, vier davon seien in Schwaben geblieben, eine im Landkreis Dillingen und zwei sogar in seiner Praxis.

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