Wohnmobile, Zelte und Wohnwagen auf einem Campingplatz (Symbolbild).
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Campen statt WG: Wegen der akuten Wohnungsnot prüft München jetzt, ob Studierende auf Campingplätzen untergebracht werden können (Symbolbild).

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Studierende auf Münchner Campingplätzen: Protest und Zustimmung

Die Idee, Studierende in München auf Campingplätzen unterzubringen, stößt auf ein geteiltes Echo. Unterstützung kommt von der Studentenvertretung und der Opposition im Münchner Stadtrat. Campingplatzbetreiber protestieren.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

München ist bekanntermaßen deutschlandweit eine der teuersten Städte, vor allem wenn es um Wohnungen geht. Gerade Studierende leiden darunter. So kostet ein WG-Zimmer laut Studentenvertretungen durchschnittlich 720 Euro im Monat. München ist damit trauriger Spitzenreiter bundesweit.

SPD-Stadträtin Burger: "Nur eine Notlösung"

Wenige Wochen vor Wintersemester-Start will die grün-rote-Regierungskoalition im Münchner Stadtrat den wohnungssuchenden Studierenden helfen. Sie sollen vorübergehend auf dem Campingplatz Thalkirchen und im Jugendlager "The Tent" untergebracht werden. Die Idee sei im Gespräch mit Studierenden über ihre schwierige Situation auf dem Münchner Wohnungsmarkt entstanden, berichtet SPD-Stadträtin Simone Burger BR24. Studierende könnten mit einem Campingbus von Verwandten oder Freunden auf dem Campingplatz ein paar Wochen wohnen. "Ganz klar ist: Es ist eine Notlösung", betont Burger.

Betreiber von Jugendlager: "Nicht realistisch"

Die Reaktionen auf diese Idee fallen unterschiedlich aus. "Das geht gar nicht, das ist nicht realistisch!", schimpft Angelika Baumgart-Jena vom Kreisjugendring München-Stadt. Sie ist zuständig für das Jugendlager "The Tent". Das Camp zwischen Moosach und Nymphenburg steht auch zur Debatte als vorübergehende Unterkunft für Studierende. Das sei Augenwischerei, sagt die Camp-Chefin. Auch in vier Wochen werde es keine freien Wohnungen geben.

Das Jugendlager wird immer nach der Wiesn geschlossen. Denn dann sei es zu kalt zum Campen, so Baumgart-Jena. Es gebe auch keinen Strom, kein Wasser. Außerdem stehe "The Tent" auf einer öffentlichen Grünfläche, auf der dürften keine Fahrzeuge wie Campingbusse fahren. Dafür bedürfe es einer Sondergenehmigung der Stadt.

Studentenvertretung hält Idee für übergangsweise sinnvoll

Dagegen begrüßt der Arbeitskreis Wohnen (AK Wohnen), ein Zusammenschluss von Studentenvertretungen der Münchner Hochschulen, die Idee, Studierende auf dem Campingplatz unterzubringen. "Dass diese Idee in München leider ein übergangsweise sinnvoller Vorschlag ist, verdeutlicht, wie absurd der Münchner Mietmarkt geworden ist", sagt David Vadasz, Sprecher vom AK Wohnen. Campen könne nur als absolute Notlösung betrachtet werden.

Immer wieder machen die Studentenvertretungen auf die katastrophale Wohnungssituation in München mit Protestaktionen aufmerksam. Jeder habe das Recht auf angemessenen Wohnraum zu einem bezahlbaren Preis, sagt Vadasz. Deshalb fordere die AK Wohnen unter anderem leerstehende Wohnheime schnellstmöglich zu sanieren, bestehende Wohnheimanlagen nachzuverdichten und neue Wohnheime möglichst bald zu planen und dann auch zu bauen.

Über 50.000 WG-Gesuche für München

Die Zahl der Studierenden in München nimmt zu. Zuletzt waren es knapp 140.000. Wie viele Studierenden in München auf Wohnungssuche sind, ist unklar. Auf beliebten Portalen wie wg-gesucht.de findet man aber für München über 50.000 WG-Gesuche. Allein beim Studierendenwerk München-Oberbayern stehen rund 15.000 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Viele versuchten es aber gar nicht erst, sich für diese Wohnheimplätze zu bewerben oder sind von Anfang an ausgeschlossen, erklärt AK-Wohnen-Sprecher Vadasz.

Der Rat der Münchner Studentenvertretungen: Beim Studierendenwerk für einen Wohnheimplatz bewerben und sich auf die Warteliste setzen lassen. Darüber hinaus lohnt es sich, die Schwarzen Bretter in Mensen und Hochschulen aufmerksam zu verfolgen, da dort oft spezielle Zimmerangebote für Studierende veröffentlicht werden.

CSU: München für die Bauwirtschaft attraktiver machen

Unterstützung bekommen SPD und Grüne im Münchner Stadtrat von der Opposition. Die CSU stehe der Idee positiv gegenüber, sagt CSU-Stadtrat Sebastian Schall BR24. Es sei eine interessante, aber eine absolute Nischenidee. Sie löse nicht das große Problem der Wohnungsknappheit. Für die Bauwirtschaft müsse es wieder attraktiver werden, in München zu bauen, fordert die CSU von der Stadt München.

1.500 Wohnheimplätze stehen in Münchner Studentenstadt leer

Das sieht die grün-rote Regierungskoalition ähnlich, die Verantwortung dafür liege aber beim Freistaat. "Es müsse an den Ursachen gearbeitet werden", sagt SPD-Stadträtin Burger. Die Staatsregierung müsse dringend die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, damit alle leerstehenden Appartements renoviert werden und neue Studentenwohnheime entstehen können. Seit einem Brand im Jahr 2021 stehen in der Studentenstadt im Münchner Stadtteil Freimann rund 1.500 Wohnheimplätze leer.

Die Stadt München lässt die Möglichkeit jetzt prüfen, Studierende auf Campingplätzen vorübergehend unterzubringen. Schon seit Jahren übernachten immer wieder vereinzelt Studierende in München auf einem Campingplatz, weil sie keine Wohnung finden. Am 16. Oktober startet das Wintersemester.

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