Eine Hand hält sehr feinen Sand über ein Gefäß.
Bildrechte: BR / Annerose Zuber

Der 'Geologische Dienst für Bayern' sucht unter anderem nach heimischen Sandvorkommen.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Suche nach Sand und Erdwärme: Geologen in Bayern gefragt wie nie

Ob Mars-Mission der NASA oder Erdwärme für den Hausbau: Die Geologen am Landesamt für Umwelt in Hof sind weltweit gefragte Ansprechpartner. Momentan sind sie auch intensiv auf der Suche nach Sand – ein Rohstoff, der mittlerweile Mangelware ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Ein Zehn-Liter-Eimer und ein Spaten: Das sind die wichtigsten Werkzeuge von Geologin Cora Winkler. Sie und ihre rund 120 Kollegen und Kolleginnen vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Hof graben sich fast täglich durch den Untergrund von Bayern – helfen so mit, die Rohstoff-Versorgung des Freistaats zu sichern. Und auf digitalen Karten stellen sie ihr Wissen Firmen und Privatleuten kostenlos zur Verfügung.

  • Auch interessant: Vulkanausbruch in Oberfranken? Landesamt für Umwelt forscht

Massenrohstoffe sind teilweise schon Mangelware

"Bayern ist reich an armen Bodenschätzen", sagt Roland Eichhorn, der Leiter des 'Geologischen Dienstes für Bayern', einer Abteilung des LfU. Gips, Kalk, Granit, Kies, Ton oder Sand gelten als sogenannte Massenrohstoffe. Aber diese Bezeichnung ist irreführend. Denn beispielsweise Sand wird zur Mangelware – ein Thema, das inzwischen bereits auch die Vereinten Nationen beschäftigt. Immerhin gilt Sand nach Wasser weltweit als die zweitwichtigste Ressource.

Suche nach Sand vor unserer Haustür

Ob im Computer, für die Glasproduktion oder in der Seife – Sand steckt in vielen Dingen. Und vor allem der Bauboom der vergangenen Jahre hat die Nachfrage nach Sand verstärkt. Sand benötigt man für Betonplatten und Ziegelsteine, allein für ein Einfamilienhaus werden etwa 200 Tonnen Sand verbraucht. Und damit der Bauindustrie möglichst kostengünstig und ohne weite Transportwege Rohstoffe wie eben Sand zur Verfügung stehen, nehmen die Fachleute vom Geologischen Dienst in Hof den Boden in ganz Bayern genau unter die Lupe.

Dichte Bebauung lässt wenig Platz für Rohstoff-Abbau

"Spätestens seit Unterbrechung der Lieferketten durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise durch den Ukrainekrieg ist allen klar, wie wichtig eine wohnortnahe Versorgung ist", betont Chef-Geologe Roland Eichhorn. Markus Kügler, Referats-Leiter 'Wirtschaftsgeologie, Bodenschätze' am LfU zeigt auf eine buntgefärbte Bayernkarte. Sand findet sich vor allem in den Flusstälern – doch der Zugriff darauf wird immer schwieriger.

Das Land ist dicht bebaut mit Straßen, Häusern, Industrie, wird für die Landwirtschaft genutzt oder steht unter Naturschutz. "Unsere Aufgabe ist es, die Lücke zu finden, wo genau wir die verschiedenen Rohstoffe abbauen können", erklärt Kügler. Und eine weitere Aufgabe ist, die einzelnen Bodenproben genau zu untersuchen. Eimerweise haben die Geologen im vergangenen Jahr rund eine Tonne Sand und Kies nach Hof gebracht. "Sand ist nicht gleich Sand", so Kügler. Je nach unterschiedlicher Größe kann er unterschiedlich verwendet werden – ganz fein zum Beispiel für die Keramikindustrie, grobgekörnt für den Beton.

Lebenswichtige Sicherheitstests von Bodenschätzen

Die Experten untersuchen in Hof auch unterschiedlichste Gesteinsproben. Zum Beispiel setzen sie Granit in Eis- und Wärmeschränken unterschiedlichen Temperaturen aus, um zu klären, wie stabil und widerstandsfähig Granitplatten an Fassaden hängen. Oder sie erhitzen Ton auf über 1.000 Grad, um sicher zu gehen, dass er säurebeständig ist. Das ist wichtig, wenn er zu Abwasserrohren gebrannt werden soll. Denn die Harnsäure im Urin könnte das Rohr angreifen und so das Grundwasser gefährden, so die Geologen.

Erdwärme ist "das neue Gold"

Die Mitarbeitenden des Geologischen Diensts seien momentan so gefragt wie noch nie, betont Leiter Roland Eichhorn. Da geht es zum Beispiel auch um Erdwärme – ein immer begehrter werdender Bodenschatz. "Das ist das neue Gold", so Eichhorn. Vor allem in Südbayern – wo dank der Alpen über 100 Grad heißes Wasser in der Tiefe der Erde steckt – wollen finanzstarke Geothermie-Unternehmen neue Anlagen bauen, 24 sind bereits in Betrieb.

Das Wirtschaftsministerium hat sieben Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit die Fachleute vom Hofer LfU mit Experten der Uni München diese riesige unterirdische Wärmflasche dreidimensional darstellen und die künftige Wärmeentnahme im Vorfeld am Computer simulieren. So soll sichergestellt werden, dass beide – die Investoren neuer Anlagen und die Betreiber der bestehenden Anlagen – optimal das heiße Wasser für die Wärmeversorgung der Bevölkerung erschließen. Das unterirdische Wärmepotential sei so groß, dass im Grundsatz rund ein Viertel aller Wohnungen in Bayern damit geheizt werden könnte.

Infos für Häuslebauer im Umweltatlas

Ob der Einsatz von Erdwärme für die Heizung in den eigenen vier Wänden Sinn macht – das kann jeder von uns einfach mit einem Mausklick im Umweltatlas nachschauen. Der Geologische Dienst aktualisiert diese Internet-Seite ständig – gefüttert mit Daten, die zum Beispiel Geologin Selma Lima im 'Rohstoff-Analytik-Zentrum' des LfU in Hof zusammenträgt. Sie untersucht unter anderem mit speziellen Messgeräten die Wärmeleitfähigkeit von den Gesteinsproben aus ganz Bayern.

Weltraumforscher der NASA in Hof

Insgesamt 120.000 verschiedene Gesteine lagern in der unscheinbaren Halle des LfU am Hofer Stadtrand. Zum Beispiel auch Bohrkerne aus dem Nördlinger Ries. Weil das Meteoriteneinschlagloch in Schwaben den Kratern auf dem Mars ähneln soll, reisten NASA-Experten vor der aktuellen Mars-Mission extra aus USA nach Hof und untersuchten die Bohrkerne genau.

Tag der offenen Tür führt in Bayerns Unterwelt

Aber nicht nur Weltraum-Forschern gewähren die Hofer Geologen Einblick in ihre Bodenschatzkammern. Das 75-jährigen Bestehen des Geologischen Dienstes wird mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Das Rohstoff- und Analytik-Zentrum des Landesamts für Umwelt im St. Lukas-Weg 25 in Hof ist deshalb am Samstag (30.09.23) von 10 bis 16 Uhr geöffnet. An verschiedenen Mitmachstationen gibt es dort spannende Einblicke in die Unterwelt Bayerns.

Bildrechte: BR / Annerose Zuber
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Mitarbeitende des geologischen Dienstes messen unter anderem mit verschiedenen Geräten die Wärmeleitfähigkeit von Gesteinen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!