Am Straubinger Amtsgericht muss sich seit Donnerstag ein Mann wegen eines Unfalls verantworten, durch den im vergangenen Jahr zwei junge Menschen gestorben sind. Der Vorwurf lautet auf fahrlässige Tötung in zwei Fällen, fahrlässige Körperverletzung in zwei Fällen sowie Straßenverkehrsgefährdung. "Es tut mir aus tiefstem Herzen leid", sagte der Angeklagte am Vormittag vor Gericht.
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Zwei Menschen sterben bei Unfall
Laut Staatsanwaltschaft soll der damals 25-Jährige, der selbst Vater ist, in der Nacht zum 3. Juni 2023 betrunken mit dem Auto unterwegs gewesen sein. Gegen 0.45 Uhr soll er dann auf einer Staatsstraße bei Mitterfels im Landkreis Straubing-Bogen auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammengestoßen sein, in dem vier junge Leute im Alter von 16 bis 18 Jahren saßen.
Ein junger Mann auf dem Rücksitz des Wagens starb noch an der Unfallstelle, die Beifahrerin einen Tag nach dem Unfall in einem Krankenhaus. Ihre Zwillingsschwester wurde schwer verletzt, sie erlitt – wie auch der ebenfalls schwer verletzte 18-jährige Fahrer – unter anderem zahlreiche Knochenbrüche.
Emotionale Aussagen
Die zwei Überlebenden des Unfalls sagten am Donnerstag als Zeugen aus. Die Jugendliche, inzwischen 17 Jahre alt, berichtete von wochenlangen Aufenthalten in verschiedenen Kliniken. Dabei wurde sie sechsmal operiert und ist seither körperlich stark eingeschränkt. Ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin hat sie unterbrochen. Weinend erzählte sie, was sie aus der Unfallnacht weiß.
Wie ihr Leben jetzt aussehe, fragte der Richter. "Allein", entgegnete die 17-Jährige. Mit ihrer Zwillingsschwester habe sie alles geteilt, sagte das Jugendliche mit brüchiger Stimme. Dass sich der Unfallfahrer damals nicht gleich gemeldet habe, habe sie sehr getroffen. Es habe gewirkt, als würde es ihn nicht interessieren, was sie und die anderen durchmachten.
Der zweite Überlebende, der am Steuer des Wagens saß, berichtete ebenfalls von den gravierenden physischen und psychischen Unfallfolgen. Der getötete Mitfahrer sei sein "allerbester Freund" gewesen. Sie seien immer als Vierergruppe unterwegs gewesen.
Opfer-Angehörige sind Nebenkläger
Der Fall hatte auch überregional für Schlagzeilen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft, die die Ansicht vertritt, dass der Unfall vermeidbar gewesen sei, erhob Ende Dezember 2023 Anklage gegen den jetzt Angeschuldigten, der selbst bei dem Unfall leicht verletzt wurde. Ende Januar dieses Jahres ließ das Amtsgericht Straubing das Verfahren zu. Die beiden überlebenden Insassen und Angehörige der Opfer sind als Nebenkläger am Verfahren beteiligt.
Auch deren Anwälte kritisierten, dass sich der Angeklagte erst Monate nach dem Unfall per Brief an die Familien der Unfallopfer gewandt habe. Zudem bezweifelten sie, dass der Angeklagte die Schreiben selber verfasst hat. Die Angehörigen verfolgten den Prozessauftakt emotional aufgewühlt, teils unter Tränen.
Nach vier Bier noch fahrtüchtig gefühlt
Ebenfalls sichtlich mitgenommen schilderte der Angeklagte den Unfallabend aus seiner Sicht. Er habe vier Bier getrunken, sich aber nicht fahruntüchtig oder müde gefühlt. Im Raum steht die Frage, ob er möglicherweise am Steuer eingeschlafen ist. Nach dem Unfall sei er in einer psychiatrischen Klinik zur Behandlung gewesen, um das Geschehen aufzuarbeiten. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht daran denke, sagte er. Seit dem Unfall habe er keinen Alkohol mehr getrunken. "Das hat nicht nur mein Leben, sondern viele andere Leben zerstört."
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