Eine Radfahrerin ist im Stadtteil München-Trudering von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt worden. Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, starb die 65-Jährige am Freitagnachmittag noch an der Unfallstelle.
Zusammenstoß beim Spurwechsel
Nach Angaben der Polizei waren sowohl die Frau als auch der 66-jährige Lkw-Fahrer am Freitag gegen 15 Uhr stadtauswärts auf der Kreillerstraße unterwegs. Zwischen zwei Straßenspuren liegt hier ein roter Fahrstreifen für Radfahrer, auf dem die Frau fuhr. Als der Lkw-Fahrer die Spuren wechselte, erfasste er die Radfahrerin. Die Kreillerstraße musste stadtauswärts für mehrere Stunden gesperrt werden, es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Polizei ermittelt noch den Unfallhergang.
Es ist bereits der zweite tödliche Verkehrsunfall mit Lkw-Beteiligung im April in München. Am 16. April starb eine 83-jährige Fußgängerin, nachdem sie am Effnerplatz von einem Lkw erfasst worden war. Auch in diesem Fall ermittelt die Verkehrspolizei noch zum genauen Unfallhergang.
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Fahrradspur sorgt seit 2020 für Diskussion
Schon kurz nach seiner Fertigstellung im Frühsommer 2020 hatte BR24 auf die Gefahren der neuen Fahrradspur auf der Hauptverkehrsader Kreillerstraße in Trudering hingewiesen, die mitten auf der Fahrbahn liegt:
Über eine Strecke von rund 80 Metern müssen Radler bis zur Kreuzung Bajuwarenstraße nun ständig nach links und rechts schauen, ob Autos, die kreuzen wollen, sie auch wirklich sehen. Ihre knallrot gefärbte Radspur verläuft nämlich neuerdings mitten auf der vierspurigen Fahrbahn – zwischen Rechtsabbiege- und Geradeausspur.
Andreas Groh, 2. Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) München, kritisierte schon damals: "Es ist eine ziemliche Sauerei, was da passiert ist an dieser Kreuzung: Man hat im Interesse einer zusätzlichen Abbiegespur den Radweg weggebaggert und ihn stattdessen auf die Straße aufgemalt. Der von hinten kommende, schnelle Auto- und Lkw-Verkehr muss jetzt zum Abbiegen über den Radweg drüber – das ist einfach verantwortungslos."
Radfahrer ständig von Spurwechslern bedroht
Die Radfahrer werden hier auf der Fahrbahn quasi von zwei Seiten in die Mangel genommen: Denn von rechts drängen ständig Autos von einer Tankstellenausfahrt auf die mittleren Fahrspuren (siehe SUV auf unserem Foto).
Bei einer Umfrage vor Ort bemängelten auch Autofahrer die Unübersichtlichkeit, zumal hier Tempo 50 gefahren wird. Mit einer Radspur zwischen Autospuren rechnen viele nicht. Spätestens bei Dunkelheit nütze die rote Farbe des Radwegs auch nichts, meinte ein Autofahrer.
Stadt München: Radfahrer besser sichtbar
Die Stadt München verwies darauf, dass ein roter Fahrradstreifen zwischen zwei Autospuren zulässig ist. Sie sieht sogar den Vorteil, "dass Radfahrende vom rechtsabbiegenden Kfz-Verkehr nicht mehr übersehen werden können." Sehr viele schwere Radunfälle direkt in der Kreuzung könnten so vermieden werden.
Da hat der ADFC große Zweifel: Denn jetzt würden die Autos ja mit Tempo 50 zur Rechtsabbiegespur heranrauschen und sich plötzlich mit der neuen Radspur auf der Straße konfrontiert sehen. Eine Mutter mit Kinderanhänger meinte, sie würden jetzt lieber auf dem Gehweg radeln, als an der Kreuzung auf einer knallroten Fahrradspur zwischen zwei Lkw zu stehen.
Radweg mitten auf der Straße - kein Einzelfall
Rote Radlspuren zwischen zwei Autospuren - allerdings nicht in dieser Länge – gibt es auch an zwei Kreuzungen am Münchner Altstadtring. Auch hier wurde jeweils eine neue Rechtsabbiegespur angelegt.
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