Vielen Menschen in Wunsiedel werden die Tage rund um Ostern 2023 für immer in Erinnerung bleiben, denn dieser Fall sorgte für großes Entsetzen. Nicht nur hier, sondern weit über die Region hinaus. Ein zehn Jahre altes Mädchen aus Waldsassen in der Oberpfalz wurde im April in einem Kinderheim im oberfränkischen Wunsiedel getötet.
Mädchen tot in Kinderheim Wunsiedel aufgefunden
Der Rummel, der ausbrach, als die Tat bekannt wurde, war entsprechend groß: überall im Ort Polizei, dazu zahlreiche Medienvertreter, zum Teil mit Übertragungswagen. Hunderte Kerzen, Blumen und Stofftiere lagen an der Zufahrt des Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef, im Hintergrund waren rot-weiße Absperrbänder zu sehen: Diese Bilder haben sich eingeprägt.
Die Menschen waren fassungslos, erschüttert. Besonders am Karfreitag, zwei Tage nach Bekanntwerden des Vorfalls, war die Stimmung in der knapp 10.000-Einwohner-Stadt bedrückend. In seiner Karfreitagspredigt nahm Pfarrer Günther Vogel Bezug zu den Vorfällen:
"Die Menschen sind natürlich sehr betroffen, warum gibt's überhaupt so was? Natürlich die Frage: Warum bei uns, in so einem beschaulichen Ort? Ja, wir sind mitten in der Welt und mitten in der Welt gibt es Freud und Leid - deswegen gehört es auch leider zu uns." Pfarrer Günther Vogel
Soko Park ermittelt
Sofort starteten die Ermittlungen der 40-köpfigen Sonderkommission Park. Zahlreiche Zeugen wurden vernommen. Wie viele Kinder und Jugendliche zum Tatzeitpunkt vor Ort waren, dazu gaben die Ermittler keine Auskunft. Eines war von Anfang an klar: In dem Kinderheim mit 89 Plätzen gab es zahlreiche Spuren. Aufgrund der Vielzahl ging die Polizei davon aus, dass es Tage bis Wochen dauern würde, bis alle Spuren ausgewertet sein würden, erzählt rückblickend Polizeisprecherin Julia Küfner im Gespräch mit BR24.
25-Jähriger vergewaltigte das Mädchen
Die Ermittlungen ergaben schnell, dass das zehnjährige Mädchen missbraucht und anschließend getötet wurde. Ein Abgleich der vor Ort gesicherten Spuren hatte eine Übereinstimmung mit einem 25-jährigen Mann aus dem Landkreis Wunsiedel ergeben, so die Polizei. Im September erhob die Staatsanwaltschaft Hof Anklage gegen ihn, unter anderem wegen Vergewaltigung. Der Angeklagte soll in der Nacht zum 4. April 2023 in das Kinderheim in Wunsiedel eingestiegen sein, um Wertgegenstände zu stehlen. Dort sei er laut Staatsanwaltschaft auf einen elfjährigen Jungen getroffen. Mit diesem habe der 25-Jährige ein Gespräch mit sexuellem Inhalt geführt. Im Anschluss soll der Mann auf das zehnjährige Mädchen getroffen sein und es im Beisein des Jungen mit den Händen vergewaltigt haben. Danach soll er die Einrichtung wieder verlassen haben.
11-Jähriger nicht strafmündig
Das Mädchen wurde nach dem Missbrauch offenbar durch den Elfjährigen erwürgt. Da dieser noch nicht strafmündig ist, ist diese Tat nicht angeklagt. Der Junge ist aber als einer von insgesamt 39 Zeugen geladen, darunter auch ein Rechtsmediziner und ein Sachverständiger der forensischen Psychiatrie. Nun wurden Aussagen bekannt, der Junge habe möglicherweise unter Druck gehandelt. Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Demnach soll der 25-Jährige den Jungen gedrängt haben, das Mädchen zum Schweigen zu bringen. Weder das Gericht noch die Staatsanwaltschaft oder die Polizei haben dies bislang gegenüber BR24 bestätigt.
Prozess im Februar
Der Prozess beginnt am 1. Februar vor dem Landgericht Hof. Die Kammer wird sich dann im Rahmen der Verhandlung mit allen Aussagen beschäftigen, die in diesem Fall im Raum stehen, das hat der Gerichtssprecher gegenüber BR24 bestätigt. Konkret legt die Staatsanwaltschaft Hof dem 25-jährigen Angeklagten Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und vorsätzliche Körperverletzung zur Last. Ein Urteil wird für den 6. März 2024 erwartet, insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt.
Im Video: Anklage gegen 25-Jährigen erhoben
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